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Werk der Woche – Wilfried Hiller: Der Rattenfänger

Ein modernes Brüder-Grimm-Märchen: Am 15.07.2023 feiert die Oper Der Rattenfänger von Wilfried Hiller mit einem Libretto von Michael Ende am Theater Pforzheim Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Robin Davis und die Inszenierung stammt von Markus Hertel.

In dem 1993 entstandenen Stück vermischen sich zwei Sagen miteinander: einerseits die aus Südfrankreich stammende Sage von dem Mann, der die Ratten aus der Stadt führte und somit die Stadt von der Rattenplage befreite, andererseits die aus Hameln stammende Sage von dem Pfeiffer, der die Kinder fortführt. Im 15./16. Jahrhundert sind diese beiden Legenden zu einer zusammengewachsen. Allerdings bleiben in beiden Geschichten die Fragen nach dem Warum und dem Lohn des Rattenfängers unbeantwortet. Hiller und Ende haben ihr Werk um die Antworten auf die beiden Fragen ergänzt. Ende hat dafür in seinem Libretto die mittelalterliche Figur des Rattenkönigs eingefügt. Bis ins vorletzte Jahrhundert wurde diese Figur als Ausdruck der Verfilzung von Macht- und Wirtschaftsinteressen genutzt und in Endes Libretto wurde moderne Lobbyarbeit zum Vorbild genommen. Für die in der Geschichte leidtragenden Kinder wurde der Straßenkinder von Mexico City und Neu-Delhi gedacht. Somit ist Der Rattenfänger eine düstere Neuerzählung eines Märchenklassikers mit Elementen der modernen Gesellschaft.

Düstere musikalische Verfilzung: Der Rattenfänger von Wilfried Hiller

Hiller beschäftigte sich für die Komposition des Werks ausgiebig mit Musik aus dem 13. Jahrhundert. Deswegen weist Der Rattenfänger Charakteristika der Musik der Gotik auf. Hauptsächlich kommt es in den Singstimmen und im Orchestersatz dazu, dass es keine Terzen und Auflösungen in der Tonika gibt. Darüber hinaus basiert die Klangwelt des Spielmanns hauptsächlich auf ostjüdischer Musik und wird von einer Vokalpartie in eine Soloklarinette verlegt. Gegen Ende der Oper verschmelzen die einzelnen Klangelemente der einzelnen Figuren miteinander zu einem großen Geflecht. 

Als Michael Ende mir das fertige Libretto geliefert hat, bin ich sofort daran gegangen, eine musikalische Struktur zu entwickeln, ein architektonisches Skelett, indem ich gleichsam ‚Interpunktionen’ gesetzt habe, so zum Beispiel das Komma mit den Claves oder das Fragezeichen mit dem Becken. Endes Libretto habe ich in gewissem Sinne in Farben zu tauchen versucht, sodass jedes Bild seinen ganz eigenen Klangcharakter hat. (Wilfried Hiller)

Der Rattenfänger wird noch drei weitere Male am Theater in Pforzheim aufgeführt: am 21., 23. und 28. Juli 2023.

 

Links:

Wilfried Hiller: Komponistenprofil

Michael Ende: Komponistenprofil

Der Rattenfänger: Werkdetails und Online-Partitur

Website Theater Pforzheim

 

Foto: Astrid Ackermann

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