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Werk der Woche – Wilhelm Petersen: Konzert für Violine und Orchester

Eine gezeichnete Porträtstudie von Wilhelm Petersen zeigt ihn auf einem Sessel sitzend, vertieft in ein aufgeschlagenes Buch. Die Bleistiftzeichnung hebt Linien und Details seines Gesichts hervor, ein sanfter Farbverlauf belebt den Hintergrund dezent.

Was lange währt, wird endlich gut: Nach fast 80 Jahren im Verborgenen erlebt Wilhelm Petersens Konzert für Violine und Orchester nun seine Uraufführung. Am 23. März 2025 feiert das Werk im Leipziger Gewandhaus seine Weltpremiere. Das MDR-Sinfonieorchester spielt unter der Leitung von Constantin Trinks, Solist ist der Geiger Linus Roth. Zeitgleich erscheint das Aufführungsmaterial bei Robert Lienau (Schott Music Group) – ein lange verschollenes Konzert erblickt endlich das Licht der Konzertbühne.

Lange ungehört

Petersen komponierte sein einziges Konzert für Violine und Orchester in d-Moll vor rund 80 Jahren, doch zu Lebzeiten wurde es weder veröffentlicht noch gespielt. Das Manuskript schlummerte in seinem Nachlass, denn der Komponist selbst nahm das Werk nicht in sein offizielles Verzeichnis auf. Warum das lange Warten? Einerseits fiel die Entstehung in die Wirren der 1940er-Jahre, andererseits ging Petersen inhaltlich eigene Wege: Er verfolgte seinen künstlerischen Weg abseits der Avantgarde und fand um 1925 zu einer tonal zentrierten und formal geklärten Tonsprache. In den Jahrzehnten nach dem Krieg dominierte jedoch die atonale Avantgarde – Petersens traditionell geprägtes Konzert passte nicht recht ins damals vorherrschende Klangbild. Erst heutzutage wächst das Interesse an solchen Neuentdeckungen wieder. So rückte Petersen 2023 ins Rampenlicht, als eine Aufnahme seiner 3. Sinfonie mit dem OPUS KLASSIK Preis ausgezeichnet wurde. Dieses neue Interesse mag dazu beigetragen haben, dass sein Konzert für Violine und Orchester nun endlich aus der Taufe gehoben wird.

Violinist Linus Roth bringt Petersens Konzert zur Uraufführung (Foto: Diego Franssens)

Virtuose Klänge in drei Sätzen

Das Konzert für Violine und Orchester ist in klassischer Dreisätzigkeit angelegt: Auf ein ausdrucksvolles Allegro moderato folgen ein lyrisch-verträumtes Andante und ein schwungvolles Rondo (Allegro) als Finale. Stilistisch bewegt sich Petersen dabei an der Schnittstelle zwischen Spätromantik und Moderne. Die Musik ist tonal verankert, aber harmonisch durchaus erweitert und gelegentlich mit kühnen Dissonanzen gewürzt. Man darf sich auf sangliche Melodien und dichte polyphone Passagen freuen, in denen Solovioline und Orchester in einen intensiven Dialog treten. Petersen orientierte sich am großen romantischen Konzertstil – man fühlt sich bisweilen an Brahms oder Reger erinnert – und verbindet ihn mit seiner eigenen, unverwechselbaren Tonsprache. Auch orchestratorisch bietet das Werk Raffinesse: Der Komponist setzt ein klassisches Orchester (paarige Bläser, vier Hörner, zwei Trompeten, Streicher) ein und erweitert es um Harfenklänge und Pauken, was dem Klangfarbenreichtum zusätzliche Facetten verleiht. Das Ergebnis ist ein virtuoses, klangschwelgerisches Konzert, das spätromantische Wärme und 20.‐Jahrhundert-Esprit zugleich ausstrahlt.

Neues Aufführungsmaterial beim Robert Lienau Musikverlag

Der Komponist abseits des Mainstreams

Wilhelm Petersen (1890–1957) gehört zu jenen Komponisten des 20. Jahrhunderts, die abseits der großen Strömungen eine eigene Stimme entwickelten. Zeitgenossen wie Hindemith oder Strawinsky gingen andere Wege, während Petersen bewusst an der Tradition anknüpfte. Geboren in Athen, wirkte er später vor allem in Darmstadt und Mannheim als Lehrer und Komponist. Sein Œuvre umfasst u.a. fünf Sinfonien (eine davon postum veröffentlicht), ein Klavierkonzert, die Oper Der goldene Topf (1941), eine große Messe und zahlreiche Chor- und Kammermusikwerke. Stilistisch bewegt sich seine Musik auf der Grenze zwischen Spätromantik und Moderne und zeichnet sich durch eine eigene klare Tonsprache aus. Innerhalb dieses Schaffens nimmt das Konzert für Violine und Orchester einen besonderen Platz ein: Es ist Petersens einziges Konzert für Solovioline und Orchester – und blieb über Jahrzehnte unentdeckt. Mit der nun anstehenden Uraufführung wird dieses Missing Piece endlich in Petersens Gesamtwerk eingegliedert.

Was denken Sie? 

Wie bereichern solche wiederentdeckten Kompositionen unsere heutige Konzertlandschaft? Welche Bedeutung haben späte Uraufführungen wie die von Petersens Konzert für Violine und Orchester für die klassische Musik? Diskutieren Sie gerne mit uns – wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

Weitere Informationen

Komponisten-Profil bei Schott Music – Wilhelm Petersen

Konzert für Violine und Orchester: Werkdetails und Online Partitur

Veranstaltungsseite – MDR-Konzerte „Außenseiter“


Illustration: Elsa Pfister-Kaufmann

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