Aggregate: Die Wiederentdeckung der Orgel
- By Charlotte Schmitt
- 17.03.2025
Nicht nur Besserwisser:innen behaupten es. Auch die Kirche, die zunehmend Bands mit Sänger:innen und Schlagzeug bevorzugt, und Konzerthäuser, die ihre Podien zwar mit ihr schmücken, in der Praxis aber wenig Zeit für sie aufbringen: Die Zeit der Pfeifenorgel ist längst vorbei. Und außerdem: Wenn es denn unbedingt sein muss, gibt es doch jetzt E-Orgeln. Klein, transportabel, laut – und vor allem viel erschwinglicher.
Doch sie irren sich. Denn aus unterschiedlichsten Richtungen entdecken Musiker:innen, wie faszinierend Pfeifenorgeln auch jenseits von Kirche und Konzertsaal Räume zum Klingen, wie sie tiefe Frequenzen zur vollen Entfaltung bringen, wie sie unzählige leise wie laute Klangfarben hervorzaubern können – alles Aufgaben, an denen Lautsprecher hoffnungslos scheitern, bleibt deren Klangbild in größeren Räumen doch meist klein, und die Bässe degenerieren zum dumpfen Brummen.
AGGREGATE – COMPUTERGESTEUERTE PFEIFENORGELN
Wie spannend die Welt der Pfeifenorgel heute ist, das zeigen Maciej Śledziecki und Marion Wörle als Ensemble gamut inc. Mit selbst programmierter Software dockt das retro-futuristische Duo an MIDI-Spieltische von Orgeln an, steuert ihre Register auf händisch unmögliche Weise und betreibt Klangsynthese mit überraschenden Ergebnissen. Ihr jährliches AGGREGATE-Festival in Berlin ist ein Treffpunkt für die internationale Szene des „New Organ Movement“: Elektronikmusiker:innen, Komponist:innen und Organist:innen unterschiedlicher Herkunft präsentieren hier verschiedene Positionen zur so genannten Hyperorgel. Eine Auswahl aus den Festivalausgaben 2021 und 2022.