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Werk der Woche – Hans Werner Henze: Das Floß der Medusa

Schiffbruch im Flughafen: Das Oratorium Das Floß der Medusa von Hans Werner Henze eröffnet die neue Spielzeit der Komischen Oper Berlin. Im Hangar 1 des Flughafen Tempelhof inszeniert Tobias Kratzer die groß angelegte Frage nach der Menschlichkeit, die sich um das berechnende Ertrinkenlassen von unterprivelligierten Menschen auf hoher See dreht. Die Premiere findet am 16. September 2023 statt, musikalisch geleitet von Titus Engel. 

1816 erlitt das Schiff Medusa mit 400 Passagieren an Bord Schiffbruch an der Westküste Afrikas.  Da es nicht genügend Rettungsboote gab, wurde ein Floß gebaut, um die übrigen Passagiere ans Land zu bringen. Der Plan scheiterte jedoch: Die Seilverbindung zwischen den Booten und dem Floß wurde schnell bewusst gekappt, was dazu führte, dass die Menschen auf dem Floß ohne Vorräte ihrem Schicksal überlassen wurden. Henze und sein Librettist Ernst Schnabel erinnern in dem Werk Das Floß der Medusa an das Schiffsunglück und zeigt den Augenblick auf, in dem Moral, Gesetze und gesellschaftliche Unterschiede zusammenbrechen. Angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise und der vielen Menschen, die auf hoher See ums Leben kommen, gewinnt Henzes und Schnabels kapitalismuskritisches Werk an verstörender Aktualität.

Komische Oper Berlin: Das Floß der Medusa von Hans Werner Henze erschüttert mit Schicksal der Schiffbrüchigen

Die Handlungsebene teilt sich in zwei Seiten auf: Leben und Tod. Die Rolle des Todes wird von einer Sopranpartie namens La Mort (an der Komischen Oper Berlin gesungen von Gloria Rehm) verkörpert, die mit ihrem verführerischen Gesang versucht, die Überlebenden auf ihre Seite zu ziehen. Das Leben hingegen wird durch den Seejungen Jean-Charles (in Berlin: Günter Papendell) symbolisiert, der bis zum Ende um sein Überleben kämpft, während nach und nach die anderen Menschen dem Tod verfallen. Der Erzähler Charon (besetzt mit Idunnu Münch) vermittelt in Das Floß der Medusa die Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Diese Anlehnung an den Fährmann der Unterwelt aus der griechischen Mythologie wurde von Henze inspiriert.  

Als Grundlage für das Werk diente das Gemälde "Le Radeau de la Méduse" aus dem Jahr 1819 des französischen Malers Théodore Géricault. Henze überträgt die Stimmungen und Figuren des Kunstwerks auf die Musik. So ordnet er die lebenden Figuren Blasinstrumente zu und setzt deren Atem und Schreie musikalisch um, während die Toten bei ihrem Übertritt ins Jenseits von Streichinstrumenten begleitet werden.

“Le Radeau de la Meduse”, das große im Louvre zu bewundernde Gemälde von Théodore Géricault, hatte ich deutlich vor Augen, als ich anfing, mir Gedanken über die Musik zu machen. Die Menschenpyramide auf dem Gemälde, an deren Spitze unser Held, der Mulatte Jean-Charles, erkennbar ist, wie er den roten Fetzen einem in großer Entfernung dahersegelnden Boot zuschwenkt, das poetisch die Hoffnung bedeutet und in der Tat vielleicht sogar die Rettung -  die ist gleich zu Anfang unseres Stücks präsent. (Hans Werner Henze)

Die Komische Oper Berlin hat ursprünglich fünf Vorstellungen geplant, jedoch wird wegen der hohen Nachfrage Das Floß der Medusa mindestens sechs Mal bis zum 02.10.2023 am Flughafen Tempelhof aufgeführt. In der aktuellen Ausgabe unseres Magazins Schott Journal beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten des Komponisten Hans Werner Henze im Hinblick auf seinen 100. Geburtstag im Jahr 2026. Unten finden Sie einen Link zur digitalen Version des Hefts.

Links:

Hans Werner Henze: Komponistenprofil

Das Floß der Medusa: Werkdetails und Audios

Website Komische Oper Berlin

Hans Werner Henze 100: die Facetten des Komponisten im neuen Schott Journal entdecken

Foto Bühnenbildmodell: Komische Oper Berlin / Jan Windszus; Foto Henze: Ant​​hony Сrick​may

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