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Peter Eötvös (1944-2024)

Der Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist tot, er starb am 24.03.2024 im Alter von 80 Jahren in Budapest. Dies teilte seine Familie am Sonntag mit. Mit ihm verliert die Musikwelt einen der meistgespielten Opernkomponisten unserer Zeit. 

 „Man wird durch jede Form von Kultur geprägt. Und ich wäre glücklich, wenn ich am Ende meines Lebens das Gefühl hätte, die Welt durch mich hindurchgelassen zu haben und dass etwas hängen geblieben ist in mir wie in einem Sieb.“  (Peter Eötvös) 

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Werk der Woche – Peter Eötvös: Harp Concerto

Neues Konzert zur Geburtstagsfeier: Der 80. Geburtstag von Peter Eötvös wird am kommenden Wochenende bei in Paris mit Symposium und Festkonzert gefeiert. Neben anderen Werken des ungarischen Komponisten gelangt dabei sein neues Harp Concerto zur Uraufführung. Das Konzert für Harfe und Orchester schrieb Eötvös dem Harfen-Virtuosen Xavier de Maistre (Foto) auf den Leib, der es am 18.01.2024 mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung von Gergely Madaras im Maison de le Radio et de la Musique zum ersten Mal spielen wird. 

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Werk der Woche – Peter Eötvös: Valuska

Ein Erstlingswerk mit fast 80 Jahren: Die neue Oper Valuska ist die erste der 13 Opern von Peter Eötvös, die der ungarische Komponist in seiner Muttersprache schrieb. Am 02.01.2023 feiert Eötvös seinen 80. Geburtstag. Nicht zuletzt zu diesem Anlass gelangt das neue Werk in der Ungarischen Staatsoper Budapest zur Uraufführung. Es dirigiert Kálmán Szennai, die Inszenierung stammt von Bence Varga.

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"Trilogie" von Nobelpreisträger Jon Fosse in der Oper: "Sleepless" von Peter Eötvös

Sleepless an der Staatsoper Berlin, Foto: Gianmarco Bresadola

Der norwegische Autor Jon Fosse erhält den Literatur-Nobelpreis 2023. Im Zentrum seines Schaffens steht der Roman "Trilogie" von 2016, mit dem er nach längerer Pause zum Schreiben zurückgefunden hat.

Lange Zeit war die Musik das einzige, was mich interessierte. Dann habe ich aufgehört, Musik zu hören, und mit dem Schreiben begonnen. (Jon Fosse)

Der erste der drei Teile, "Schlaflos", bildet die Vorlage für Peter Eötvös' Oper Sleepless, die in der Spielzeit 2021/2022 an der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt wurde (Szenenfoto: Gianmarco Bresadola). Sie wurde in der Jahresumfrage der Opernwelt zur "Uraufführung des Jahres" gewählt. Nach der Wiederaufnahme in der vergangenen Saison ist die Produktion ab dem 03. November 2023 wieder in Berlin zu sehen.Neuinszenierungen folgen am 13. Januar 2024 am Opernhaus Graz, erstmals in deutscher Sprache unter dem Titel Schlaflos, und am 27. April 2024 am Theater ChemnitzAusblick:Peter Eötvös, der im Januar 2024 seinen 80. Geburtstag feiert, hat soeben seine jüngste Oper nach dem Roman "Melancholie des Widerstands" von László Krasznahorkai vollendet.Die Uraufführung seiner Vertonung unter dem Titel Valuska kommt am 02. Dezember 2023 in Budapest heraus, die deutsche und deutschsprachige Erstaufführung folgt am 03. Februar 2024 am Theater Regensburg.

Werk der Woche - Peter Eötvös: Alhambra

Die mittelalterliche Burganlage Alhambra thront, malerisch gelegen, auf einem Berg über der südspanischen Stadt Granada. Für sein 3. Violinkonzert Alhambra ließ sich der Komponist Peter Eötvös von der Festung inspirieren. Am 12. Juli 2019 findet nun die Uraufführung des Werkes statt. Im prächtigen Palast Karls des V. im Zentrum der Alhambra übernimmt Isabelle Faust den Solopart, mit ihr spielt das Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Pablo Heras-Casado.


In der Festung Alhambra zeigt sich mustergültig die Verschränkung von spanischer und arabischer Kultur, die dank Komponisten wie Manuel de Falla, Claude Debussy, Maurice Ravel und vielen anderen Eingang in die westliche Kunstmusik gefunden hat. Die zahlreichen Brunnen, die sich in der Burganlage finden, die umgebenden Berge, der unglaubliche andalusische Sonnenuntergang – all das wurde Teil meines Stückes. - Peter Eötvös

Die Alhambra ist ganz konkret im Violinkonzert zu finden: Eötvös lässt das Wort „Alhambra“ als musikalisches Kryptogramm zum Hauptmotiv des Stückes werden. Dazu greift er sowohl auf die Notenbezeichnungen in Buchstaben als auch auf die spanischen Bezeichnungen zurück, die auf der Solmisation beruhen. So entsteht ein Motiv, das von den Intervallen Quinte und Tritonus geprägt ist. Gleichzeitig hat auch der Ton g, als Symbol für die Stadt Granada, einen zentralen Platz im Stück.

In dem einsätzigen Konzert reiht Eötvös die verschiedenen Formteile im Stile eines Rondos aneinander. Dabei weisen die Abschnitte ganz unterschiedliche Stimmungen auf, sind mal gestisch und aufregend, mal lyrisch und geheimnisvoll.

Peter Eötvös: Alhambra – Violinkonzert als Entdeckungsreise durch die spanische Festung


Der Solovioline weist der Komponist nicht nur einstimmige Linien zu, sondern auch zahlreiche Doppelgriffe und Akkorde, die oft zart und fragil wirken. Außerdem prägen erweiterte Spieltechniken wie ein lautloses Spiel mit dem Bogen knapp über den Saiten die Ausgestaltung der Solostimme.

Aus der Besetzung des Orchesters sticht eine Mandoline hervor, die in Skortadur gestimmt ist und die Solovioline oft begleitet. In dieser Instrumentenkombination spiegelt sich die Geschichte der Burg wider, die sowohl von maurischen als auch von europäischen Einflüssen geprägt. In Verbindung mit den klanglichen Möglichkeiten eines groß besetzten Orchesters lässt Eötvös die Geschichte der Festung auf vielfältige Weise erklingen.

Nach der Uraufführung wird das Violinkonzert Alhambra in diesem Jahr noch weitere Male aufgeführt: am 24. Juli 2019 in der Londoner Royal Albert Hall und am 7. und 8. September 2019 in der Philharmonie Berlin, jeweils unter der Leitung des Komponisten und mit Isabelle Faust als Solistin.

 

 

Werk der Woche - Peter Eötvös: Secret Kiss

In das Japan des 19. Jahrhunderts reist Peter Eötvös mit Secret Kiss, das am 27. Januar 2019 in Göteborg seine Uraufführung erlebt. Die japanische Sängerin und Schauspielerin Ryoko Aoki übernimmt die Sprecherrolle, begleitet von fünf Musikerinnen und Musikern des schwedischen Ensembles Gageego!. Kurz nach seinem 75. Geburtstag am 2. Januar dirigiert Eötvös selbst die Uraufführung.

Ein junger Mann verliebt sich auf einer Reise nach Japan am Hof des Provinzfürsten unsterblich in eine geheimnisvolle Frau. Diese Begegnung geht nicht über Blickkontakte und zierliche Gesten hinaus. Dennoch entwickelt sich eine zarte und tiefe Verbindung zwischen den beiden Liebenden. Die drückt sich im namensgebenden "geheimen Kuss" aus: Beide trinken nacheinander an der exakt gleichen Stelle aus einer Teetasse.

Die 1997 erschienene Kurzgeschichte Seide des italienischen Autors Alessandro Baricco ist die Vorlage für Secret Kiss. Klare und kurze Sätze prägen die Sprache der Geschichte und eine skizzenhafte Anlage mit sehr vielen Auslassungen lässt Spielraum für Interpretationen. So verwundert es nicht, dass Eötvös sich schon zum zweiten Mal nach Senza sangue auf einen Text von Baricco bezieht und diesen zur Grundlage für seine Musik macht. Eötvös' Ehefrau Mari Mezei stellte aus der Kurzgeschichte das Libretto für das neue Melodram zusammen.

Peter Eötvös - Secret Kiss: zeitgenössische Musik und traditionelle Nō-Kunst


Sprecherin bei der Uraufführung ist die japanische Nō-Schauspielerin und -Sängerin Ryoko Aoki. Ausgebildet an der Kanze-Schule in Tokio, einer von nur fünf Schulen für die traditionelle japanische Schauspielkunst, ist Aoki heute eine der renommiertesten Nō-Künstlerinnen. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht Aoki in der Verbindung der traditionellen Nō-Kunst mit zeitgenössischer Musik. So wurde auch Secret Kiss auf ihre Initiative hin komponiert.

Neben der Sprecherin musiziert eine fünfköpfige Besetzung von Gageego!, einem profilierten schwedischen Ensemble für zeitgenössische Musik. Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Schlagwerk schaffen für die ungewöhnliche Liebesgeschichte die passende Klangatmosphäre. So müssen die beiden Holzblasinstrumente vor allem in tiefen Lagen spielen, um den starken, jedoch unterdrückten Gefühlen der Liebenden Ausdruck zu verleihen. Außerdem haben szenische Gesten der Instrumentalisten beim Musizieren einen direkten Bezug zur Handlung.
Then he rose and bowed.
The last thing he saw before he left were her eyes, staring mutely into his.
Perfectly mute.
Her eyes were not the eyes of a Japanese, and her face was the face of a young girl.
(8. Szene aus Secret Kiss)

Nach der Uraufführung geht Aoki mit Secret Kiss auf Welttournee. Am 9. März gastiert sie in Tokio und spielt mit einem Ensemble aus Japan, am 24. März in Porto mit dem Remix Ensemble, am 17. April in Madrid mit dem Plural Ensemble, sowie am 8. September in Berlin, am 15. September in Köln und am 17. September in Budapest jeweils mit dem Ensemble Musikfabrik.

 

Fotos:
Adobe Stock / tenglao
The New York Times Style Magazine / Masanori Akao / http://ryokoaoki.net/e/

Werk der Woche – Hans Werner Henze: Das Floß der Medusa

Mit dem Oratorium Das Floß der Medusa schuf Hans Werner Henze zusammen mit dem Schriftsteller Ernst Schnabel ein Werk über eine tragisch wahre Begebenheit. Die Erzählung über ein Schiffsunglück wird vom SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Peter Eötvös am 15. November im Konzerthaus Freiburg und am 17. November 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg gespielt.

1816 – Das Schiff Medusa mit 400 Menschen an Bord erleidet an der Westafrikanischen Küste Schiffbruch. Der Platz auf den Rettungsbooten ist zu knapp, so dass ein Floß gebaut wird, um die übrigen Passagiere an Land zu retten. Doch der Plan scheitert: Nach kurzer Zeit wird die Seilverbindung zwischen den Booten und dem Floß gekappt und die Menschen auf dem Floß ohne Vorräte ihrem Schicksal überlassen. Henze erinnert mit seinem Werk Das Floß der Medusa an das Schiffsunglück und richtet den Blick auf den Zeitpunkt an dem Moral, Gesetze  und gesellschaftliche Unterschiede wegbrechen. Henzes und Schnabels kapitalismuskritisches Werk ist im Angesicht der Flüchtlingskrise unserer Gegenwart und der vielen auf hoher See ums Leben gekommenen Menschen  von verstörender Aktualität.

Die Handlungsebene ist aufgeteilt in zwei Seiten: Leben und Tod. La Mort, also der Tod, wird durch eine Sopranistin dargestellt, die mit ihrem Sirenengesang versucht die Überlebenden auf ihre Seite zu ziehen.  Das Leben hingegen wird durch den Seejungen Jean- Charles verkörpert, der bis zum Ende ums Überleben kämpft, während nach und nach die anderen Menschen auf die Seite des Todes wechseln. Zwischen Leben und Tod vermittelt der Erzähler Charon, angelehnt an den Fährmann der Unterwelt aus der griechischen Mythologie.  Inspirationsquelle für Das Floß der Medusa bildet für Henze das Gemälde Le Radeau de la Méduse aus dem Jahr 1819 des französischen Malers Théodore Géricault, dessen Stimmungen und Figuren er auf die Musik überträgt. So ordnet er den lebenden Figuren Blasinstrumente zu und er setzt deren Atem und Schreie musikalisch um, wohingegen die Toten bei ihrem Übertritt ins Totenreich von Streichinstrumenten begleitet werden.
Le Radeau de la Meduse, das große im Louvre zu bewundernde Gemälde von Théodore Géricault, hatte ich deutlich vor Augen, als ich anfing, mir Gedanken über die Musik zu machen. Die Menschenpyramide auf dem Gemälde, an deren Spitze unser Held, der Mulatte Jean-Charles, erkennbar ist, wie er den roten Fetzen einem in großer Entfernung dahersegelnden Boot zuschwenkt, das poetisch die Hoffnung bedeutet und in der Tat vielleicht sogar die Rettung -  die ist gleich zu Anfang unseres Stücks präsent. – Hans Werner Henze

Im Rahmen des Programms "Elbphilharmonie+" lädt am 16. November ein Streichquartett aus dem SWR Symphonieorchester begleitend zu Das Floß der Medusa zu einem Gesprächskonzert, in welchem neben Musik von Béla Bartók und Emin František Burian Texte von Geflüchteten gelesen werden. Ein Mitschnitt der Aufführung in der Elphilharmonie ist am 26. November auf SWR 2 zu hören. Eine szenische Umsetzung des Oratoriums folgt ab dem 13. März 2018 an der Nationale Opera Amsterdam.

Werk der Woche – Peter Eötvös: Alle vittime senza nome

Das neue Orchesterwerk Alle vittime senza nome von Peter Eötvös setzt den unzähligen arabischen und afrikanischen Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind, ein musikalisches Denkmal. Die Uraufführung findet am 8. Mai 2017 im Teatro alla Scala in Mailand statt. Das Stück wird von der Filarmonica della Scala aufgeführt und vom Komponisten selbst dirigiert.



Die Komposition entstand als gemeinsames Auftragswerk der vier größten italienischen Orchester. In dem dreisätzigen Werk greift Eötvös eine allgegenwärtige Thematik unserer Zeit auf. Tausende Flüchtlinge versuchen regelmäßig in viel zu kleinen Booten vor Krieg und Verfolgung über das Meer zu fliehen. Doch nicht alle erreichen ihr Ziel: Immer wieder kentern ihre Boote; viele können nicht gerettet werden und ertrinken unerkannt im Meer. Ebendiesen „vittime senza nome“ – den „namenlosen Opfern“ – widmet Eötvös sein Werk. Während die Bilder der Flüchtlinge und ihrer Schicksale zu Anfang noch um die Welt gingen, nehmen diese Nachrichten heute kaum mehr als Randnotizen ein. Eötvös verschafft den Flüchtenden damit eine neue Art der medialen Präsenz und ruft in Erinnerung, dass die Problematik nach wie vor ungelöst ist.

Eötvös‘ Alle vittime senza nome: Ein interkulturelles Requiem


Der Hintergrund der Komposition macht sie zu einer Art Requiem. Eötvös verzichtet jedoch bewusst auf diesen Titel, um Rücksicht auf die verschiedenen Kulturen und Religionen der Flüchtlinge zu nehmen. Musikalisch zeichnet er den Weg der Schutzsuchenden nach. Seine Gestaltung ist dabei ebenso vielseitig wie die Unbeständigkeit des Meeres. Eötvös schöpft aus der vollen Bandbreite der dynamischen und besetzungstechnischen Möglichkeiten, von leisen Soloparts einzelner Instrumente über Wellenfiguren verschiedener Instrumentengruppen bis zu ausdrucksstarken Tutti-Passagen. Auch der Rhythmus ist ein zentrales Element in Alle vittime senza nome, so dass der Komponist sich durchaus vorstellen kann, dass das Orchesterwerk auch mit einer Choreographie  verbunden werden kann.
Während des Komponierens sah ich die ergreifenden Bilder; sowohl die Gesichter von einzelnen Personen als auch die unvorstellbare Masse von dicht im Boot stehenden Menschen. Dieses Bild transformiert sich in der Komposition zu zarten Melodien der Soloinstrumente und zu dichten Klangmassen, bei denen das ganze Orchester spielt.  – Peter Eötvös

Nach der Uraufführung in Mailand wird Alle vittime senza nome in der kommenden Spielzeit auch von den anderen Auftraggebern – dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, dem Orchestra Sinfonica dell'Opera di Firenze und dem Orchestra Nazionale della RAI in Turin – aufgeführt.

 

Foto: © Klaus Rudolph (Peter Eötvös)