WERK DER WOCHE – MICHAEL TIPPETT: SYMPHONY NO. 4

Tief durchatmen bitte! – Der Atem eines Menschen ist in Michael Tippetts Symphony No. 4, seiner letzten Symphonie, Teil des Orchesters und spielt eine entscheidende Rolle im Werk selbst. Die BBC Philharmonic führt das Werk am 19. Juli 2022 im Rahmen der Londoner Proms unter der Leitung Andrew Davis auf.

Ein ganzes Leben in einer Symphonie – Michael Tippetts Symphony No. 4

Tippett beschrieb seine Symphony No. 4 auch als ein »birth to death piece«: In sieben fließend miteinander verbundenen Sätzen verfolgt der Komponist das Leben eines Menschen von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Den Facettenreichtum des menschlichen Lebens greift Tippett durch eine groß angelegte Orchestrierung auf. Verschiedene in Besetzung und Farbe variierende Instrumentengruppen greifen dabei verschiedene Themen und Motive auf, die sich durch die Symphonie, durch das Leben, ziehen. Der Atem als Symbol des Lebens erklingt immer wieder präsent, um schließlich am Ende der Symphonie wörtlich zu ersterben. Hörbar wird der Atem dabei dadurch ein Mikrofon, das vor der Person, die den Part des Atems in Tippetts Komposition übernimmt, platziert wird. Grundlegende existentielle Fragen beschäftigten Tippett Zeit seines Lebens intensiv und fanden Eingang in seine Kompositionen. 

Art is so deeply connected to human experience that it can open up a metaphorical world that cannot be reached by philosophy alone, making art the ideal medium to extend and enhance the metaphysical debate through its experiential quality. Toby Young, in: Metaphysics and Heavy Breathing (or Tippett’s Fourth Symphony)

Die Symphony No. 4 war ein Auftragswerk für das Chicago Symphony Orchestra, das das Werk 1977 unter der Leitung von Georg Solti uraufführte. Die Faszination, die von der Symphonie ausgeht, spiegelt sich in ihrer seitdem ungebrochenen Aufführungshistorie wider.

Info-Box

• Symphony No. 4: Werkdetails und Online-Partitur
• Michael Tippett: Komponistenprofil
• BBC Philharmonic

Foto: Michael Tippett