Werk der Woche – Karl Amadeus Hartmann: 3. Symphonie
- By Christopher Peter
- 10.02.2025
Musik als Widerstand: Die 3. Symphonie von Karl Amadeus Hartmann wird im Februar 2025 in Mannheim, Freiburg und Stuttgart aufgeführt. Das SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Ingo Metzmacher bringt dieses eindrucksvolle Werk am 13. und 14. Februar in Stuttgart, am 20. Februar in Freiburg im Breisgau und am 21. Februar in Mannheim zur Aufführung. Die Symphonie ist ein klangliches Zeugnis eines Komponisten, der mit seiner Musik politische Haltung zeigte und sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzte.
Zwischen Trauer und Neubeginn
Karl Amadeus Hartmann (1905–1963) zählt zu den bedeutendsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine 3. Symphonie entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in einer Zeit des Aufbruchs und der Reflexion. Hartmann, der während der NS-Zeit in Deutschland blieb, verweigerte sich bewusst dem Regime und ließ viele seiner Werke erst nach 1945 aufführen. Die 3. Symphonie spiegelt diese Jahre der inneren Emigration wider: Sie verarbeitet musikalische Ideen früherer Werke, insbesondere aus seinem Concerto funebre, und verleiht ihnen in der neuen Nachkriegswelt eine noch tiefere Bedeutung.
Die Musik dieser Symphonie ist von expressiver Intensität geprägt. Hartmann kombiniert spätromantische Orchesterfarben mit expressionistischen Klängen und rhythmischer Schärfe. Seine Vorbilder Gustav Mahler, Arnold Schönberg und Dmitri Schostakowitsch sind spürbar, doch Hartmann entwickelt eine völlig eigenständige Klangsprache – aufgeladen mit Trauer, Wut und einem vorsichtigen Funken Hoffnung.
Ein sinfonischer Zyklus voller Geschichte
Hartmanns acht Symphonien bilden ein einzigartiges musikalisches Zeugnis der Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts. Bereits seine 1. Symphonie „Versuch eines Requiems“ (1935–36) war ein klares Statement gegen Faschismus und Unterdrückung – vertont nach Texten von Walt Whitman. Die 2. Symphonie, direkt nach Kriegsende entstanden, reflektiert die tiefen Erschütterungen dieser Zeit. Auch in der 3. Symphonie, die wir in dieser Woche in den Mittelpunkt stellen, zeigt sich sein unverkennbarer Stil: eine Balance zwischen Hoffnung und Schmerz. Mit der 4. Symphonie für Streicher wandte er sich einer transparenteren, kammermusikalischen Form zu, während die 5. Symphonie „Sinfonia concertante“ mit ihrer konzertanten Anlage besonders virtuos wirkt. Die düstere 6. Symphonie führt diesen expressiven Stil fort, während die großangelegte 7. Symphonie eine beeindruckende Dramatik entfaltet. Die 8. Symphonie, seine letzte, zeigt schließlich eine kompositorische Klarheit und wirkt wie ein resignativer Blick auf die Welt.
Jede dieser Symphonien ist ein Statement, ein persönlicher Ausdruck des Widerstands und der Reflexion. Mit diesem Zyklus hinterließ Hartmann ein musikalisches Vermächtnis, das bis heute tief bewegt.
Ein Werk, das gehört werden muss
Die 3. Symphonie ist ein Schlüsselwerk innerhalb dieses Zyklus. Die expressive Orchestrierung, dramatische Kontraste und tiefempfundene Emotionalität machen sie zu einer der eindrucksvollsten deutschen Symphonien der Nachkriegszeit. Heute, fast 80 Jahre nach ihrer Entstehung, hat sie nichts von ihrer Dringlichkeit und Aktualität verloren.
Erleben Sie Hartmanns 3. Symphonie live mit dem SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher – eine Einladung, sich mit einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen.
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Weitere Informationen
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3. Symphonie: Studienpartitur mit Vorschau
Veranstaltungsseite des SWR Symphonieorchesters