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"Gitarrist und Songwriter in einer Person" - Workshop Fingerstyle

Dieter Kreidler im Interview

Fingerstyle ist eine der faszinierendsten und herausforderndsten Spieltechniken für Gitarre. Im Gegensatz zum herkömmlichen Plektrum-Spiel verwendet Fingerstyle die Finger der rechten Hand, um Melodie, Begleitung und Basslinien gleichzeitig zu spielen und eine reichhaltige, komplexe Klanglandschaft zu schaffen. Die Fingerstyle-Technik erlaubt dem Gitarristen auch, subtile Klangfarben und rhythmische Nuancen hinzuzufügen, die mit einem Plektrum nicht möglich sind.

Diese Spieltechnik ist bei Gitarristen aller Stile und Genres sehr beliebt, von klassischer Musik über Blues und Folk bis hin zu Pop und Rock. Die Fingerstyle-Technik hat auch viele bemerkenswerte Gitarristen hervorgebracht, darunter Chet Atkins, Tommy Emmanuel, Andy McKee, und Sungha Jung, die mit ihren beeindruckenden Fingerstyle-Fähigkeiten die Zuhörer weltweit begeistern.

Schott-Autor Dieter Kreidler legt mit "Workshop Fingerstyle" nun das perfekte Arbeitsbuch für diese Technik vor. Im Interview hat er uns verraten, was die Besonderheiten seines Buchs sind und wie Instrumentallehrer diese Technik am besten in ihren Unterricht einbauen können.

 

Workshop Fingerstyle

Workshop Fingerstyle

Dieter Kreidler

In dieser Sammlung finden sich Fingerstyle-Stücke in 14 verschiedenen Tonarten in DUR und Moll, die genreerweiternd eine Fundgrube für neue spieltechnische und klangliche Herausforderungen sind. Zu allen Kompositionen des Workshops und dem Bonussong gibt es professionelle Videoaufnahmen.

 

 

 

Interview Dieter Kreidler - Workshop Fingerstyle

Wie kam Ihnen die Idee zu „Workshop Fingerstyle“?

Fingerstyle gehört heute unbestritten zu den populärsten und spieltechnisch innovativsten Musizierformen im Kosmos der Gitarrenwelt.

Sowohl die Instrumente, die Besaitung, die Stimmungen (open tunings), eine individuelle Spielweise der linken und rechten Spielhand und die damit verbundenen kreativ-klanglichen Erweiterungen (im Song-und Solospielbereich), unterscheiden sich wesentlich von der normalen Konzertgitarre mit Nylonsaiten. (s. auch Seite 4 der Notenausgabe: Über die historischen Wurzeln)

Ich fand es außerordentlich spannend, diese kreative Musizierweise auch Spielern der Konzertgitarre  durch Neukompositionen in traditioneller Satzweise zugänglich zu machen. Somit bieten sich diese Stücke für den basalen Unterricht an öffentlichen und privaten Musikschulen als genreerweiternde und spieltechnisch neue Herausforderungen an.

Ein wesentlicher Impuls für diese Neukompositionen war die Beobachtung, dass viele Stücke und Cover-Arrangements im Fingerstyle leider in immer denselben Tonarten stehen. So kam mir die Idee, eine Sammlung in 14 verschiedenen Dur- und Moll Tonarten zu schreiben. Durch die intensive Beschäftigung mit entfernten Tonarten erhält man einen erweiterten Einblick in die spezielle Applikatur des Griffbretts und in die Vielfalt von Griffkombinationen.  Für nicht so „notenfeste“ Spieler wird zu den Solostücken eine Tabulaturzeile (TAB) angeboten. Der erfahrene Notenleser lernt so “nebenbei“ das Spielen nach den Ziffern im TAB-System und der TAB-Spieler erkennt durch das Schauen auf das Notensystem recht schnell die rhythmische Struktur der Stücke. Deshalb habe ich auf eine präzise TAB-Notation mit allen rhythmischen Fähnchen verzichtet. 

Duo-Version (ab Seite 46 der Notenausgabe)

Zur Konzeption des Heftes gehört, dass alle Solostücke auch in einer Duoversion vorliegen (Highlights davon auch in Videos), d.h. hier sind durch 2 Systeme Melodie- und Bass-Stimme voneinander getrennt. Durch das Zusammenspiel auf zwei Gitarren eröffnen sich klanglich und spieltechnisch völlig neue Räume. Die musikalischen “basics“ der Fingerstyle-Technik (Syncopating,  Alternating, Anticipating) sind nun aufgeteilt auf 2 Spieler und es kommt darauf an, mit dem Duo-Partner eine kammermusikalische Kommunikation zu erreichen.

Beide Stimmen sind ohne Fingersätze  notiert. Dadurch liegt die musikalische Gestaltung der Stücke ganz in den Köpfen und Händen der Interpreten. Durch den gemeinsamen Prozess der Erarbeitung führen phantasiereiche Fingersätze (Lagenspiel, keine Leersaiten usw.) oder ein gelegentlicher Stimmentausch zu interessanten Varianten und lassen die bekannten Solostücke in einem klanglich-musikalisch völlig anderen Kontext erscheinen. Darüber hinaus sind alle Stücke in der Duo-Version spieltechnisch leichter und dadurch früher im Unterricht einsatzbar!

 

Ein Alleinstellungsmerkmal von „Workshop Fingerstyle“ sind auch seine Videos. Wie lassen sich diese am besten zum Erlernen der Stücke nutzen?

 

  • Die Wiedergabe der Stücke als Videoeinspielungen kann – ergänzend zum Studium des Notentextes - die eigenen Interpretationsideen beflügeln.

 

  • Die beispielhaften Interpretationen durch die beiden Solisten geben einen professionellen Einblick in spieltechnische Sauberkeit, klangliche Präsenz und eine phantasievolle musikalische Gestaltung.

 

Selbstverständlich kann jeder auch seine eigenen Fingersätze machen, aber im direkten klanglichen Vergleich mit den Videos wird schnell deutlich, wie  „gute“ Fingersätze und unter Ausnutzung des Lagenspiels sowohl den Erfordernissen einer „fließenden Spielökonomie“ als auch einer klangästhetischen Konzeption folgen. Daher empfehle ich ein wiederholtes Anschauen der Videos!

 

Was ist das Besondere an dieser Spieltechnik?

Ein besonders kreatives Moment liegt darin, dass man beim Arrangieren von Solostücken sowohl die Melodie simultan zu einer eigenen Begleitstimme realisieren kann. Das Wechselbass-Prinzip erlaubt es dabei dem Spieler, an rhythmisch beliebiger Stelle (synkopisch) vor-oder nachschlagende Melodieteile (Motive oder Licks) einzubauen.

Der Gitarrist wird damit zum Songwriter in einer Person.

 

Fingerstyle Übungen im Unterricht

Wie lässt sich diese Technik am besten mit SchülerInnen im Unterricht (oder alleine) erarbeiten? Was wären hier Ihre Tipps und Ratschläge?

 

Vorgeschaltet zu den Solostücken gibt es spezielle WARM UPS, die u.a. auch in verschiedenen Tonarten geübt werden können. Diese Übungen setzen den elementaren Lernschritt „Zweistimmiges Spiel mit leeren“ Bass-Saiten voraus. Hierzu habe ich ein sehr populäres Spielheft mit 50 leichten Stücken herausgegeben ( Spaß mit open Bass , ED 9775 Schott). Ausgehend von dieser unterhaltsamen Sammlung sind die WARM UPS quasi selbsterklärend und sorgen schnell für die notwendigen Grundlagen für das Fingerstyle-Spiel.

 

Muss ich als Gitarren-Spieler ein bestimmtes Niveau erreicht haben, um diese Technik erlernen zu können?

Es spricht nichts dagegen, dass man Stücke im Fingerstyle auch schon früh in den normalen Instrumentalunterricht integriert. Übrigens: die Stücke in der Sammlung sind progressiv von leicht bis mittelschwer geordnet. Hier gilt wie überall: „Learning by doing“!

 

Universale spieltechnische Grundlagen sind:

  • Melodiespiel in verschiedenen Lagen, Wechselschlag mit möglichst allen Fingerkombinationen der rechten Hand im „apoyando“ (angelegten) und „tirando“ (freien) Anschlag
  • Grundlagen des Lagenspiels (Lagenwechsel)
  • Zweistimmiges Spiel mit leeren und gegriffenen Bass-Saiten
  • Grifferfahrungen im Akkordspiel (Akkordzerlegungen)

 

Für den Einstieg empfehle ich unbedingt, sich viele Beispiele von CD`s oder bei Youtube von Fingerstyle-Spezialisten anzuhören.

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