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Werk der Woche – Chaya Czernowin: Pnima…ins Innere

Eine Oper ohne Worte. Unmöglich? Nein, geradezu unvermeidbar. Chaya Czernowin ist mit ihrem Werk Pnima…ins Innere dieses Meisterstück gelungen. Am 27.01.2024 hat es am Staatstheater Darmstadt Premiere, die Inszenierung stammt von Karsten Wiegand, es dirigiert Richard Schwennicke. 

Das Stück basiert auf der Erzählung Momik aus dem Buch Stichwort: Liebe von David Grossman. Es geht um die individuellen Erinnerungen an das Entsetzen des Holocausts, die andauernde Traumatisierung sowie die Befreiung, die in der Weitergabe dieser Erinnerungen an nachfolgende Generationen liegen kann.

Der neunjährige israelische Junge Momik versucht herauszufinden, welches Trauma auf seinen Eltern und Großeltern lastet. Doch alle schweigen, niemand spricht mit ihm über den Holocaust. Sein Großonkel Anschel, der das Konzentrationslager überlebt hat, versucht Momik etwas Dringendes mitzuteilen. Doch Anschel ist so verstört, dass er nur murmelt und stammelt. 

Pnima…ins Innere von Chaya Czernowin: Wenn Musik die Sprache ist

Ausgehend von diesem Roman komponierte Czernowin mit Pnima... ins Innere eine Oper über die Weitergabe von Traumata. Mit Musik, Silben, Klängen und Geräuschen anstelle des üblichen Gesangs mit Worten wird das Unaussprechliche hörbar gemacht. Czernowin schrieb die Oper für die Münchner Biennale im Jahr 2000. Sie wurde mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet und von der Fachzeitschrift Opernwelt zur Uraufführung des Jahres gekürt. Die Komponistin erklärt zur aktuellen Produktion in Darmstadt: 

In Zeiten des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und der Welt hat sich Karsten Wiegand, der Intendant des Staatstheaters Darmstadt, zu etwas Beispiellosem entschlossen: Er ändert kurzfristig den Spielplan des Theaters, um meine Oper Pnima…ins Innere als eine Form des Protests innerhalb von zwei Monaten auf die Bühne zu bringen. Diese Initiative unterläuft alle üblichen Betriebsmechanismen von Opernproduktionen. Ich bin Karsten Wiegand zutiefst dankbar für seinen Mut und seine Idee, dass Kunst zur realen Welt sprechen kann, und habe größten Respekt vor seiner Position und Sichtweise. Ich bin auch dem Darmstädter Staatstheater und allen Beteiligten dankbar, die sich so kurzfristig bereit erklärt haben, zwei Monate dieser Produktion unter unberechenbaren Bedingungen zu widmen. (Chaya Czernowin)

Die Produktion am Staatstheater Darmstadt ist angelehnt an Karsten Wiegands Inszenierung am Nationaltheater Weimar im Jahr 2008 und ist bis Ende März in vier Vorstellungen zu sehen. Am 27.04.2024 folgt mit der Premiere von Zaïde / Adama am Theater Aachen eine weitere hochaktuelle Oper von Czernowin, die von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser handelt.

Links:

Chaya Czernowin: Komponistinnenprofil    

Pnima…ins Innere: Werkdetails und Online-Partitur 

Website Staatstheater Darmstadt 

Website Theater Aachen

Foto: Staatstheater Darmstadt / Benjamin Weber

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Head of Promotion | Concert Opera Media Division

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