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Werk der Woche – Julian Anderson: Exiles

Werk der Woche – Julian Anderson: Exiles

Vertreibung und kulturelle Sehnsucht – laut Julian Anderson der Kern seines Werks Exiles für Sopran, Chor und Orchester. In fünf Sätzen thematisiert der Komponist verschiedene Arten des Ausschlusses und des Exils – vom Corona-Lockdown bis zum Nationalsozialismus. Grundlage sind französische, hebräische, englische und tschechische Texte sowie Zitate aus der Bibel. Uraufführung ist am 22. April 2022 in der Philharmonie Berlin. Robin Ticciati dirigiert den Rundfunkchor Berlin und das Deutsche Symphonie-Orchester. Solistin ist die australische Opernsängerin Siobhan Stagg. 

 

Die unterschiedlichen Perspektiven der Verbannung in Exiles von Julian Anderson

Anderson, dessen Familie während des Holocaust den Verlust zahlreicher Familienmitglieder erleiden musste, bezieht aus dem Thema Exil immer wieder Inspiration. In seiner Komposition verarbeitet er diese Gedanken in Form von kleinen Episoden, die unterschiedliche Schicksale von Verbannten schildern. Während der Musikwissenschaftler Harry Halbreich am 6. Oktober 1942 mit nur 11 Jahren aus Vichy-Frankreich in die Schweiz fliehen musste, beschützte der Diplomat Varian Fry etwa 2500 Menschen zwischen 1940 und 1941, deren Leben durch die deutsche Invasion bedroht war. Auch aktuelle Ereignisse verarbeitet der Komponist in Exiles: Der erste Satz beschäftigt sich mit dem inneren Exil des Lockdowns. 

Die Textgrundlagen des Werkes sind ebenso vielfältig wie die beschriebenen Erfahrungen: Neben einer E-Mail des marokkanisch-französischen Komponisten Ahmed Essyad an einen Kreis von Komponist:innen, verwendet Anderson etwa auch Bibelstellen: Im letzten Satz begegnet uns der Psalm 108, in dem sich alle Nationen im Lobgesang vereinen, „La Grace exilée“ von Guillaume Apollinaire über einen Regenbogen im Exil beschließt die Komposition. So endet das Werk mit einem Hoffnungsschimmer in schweren Zeiten.

„Der Bogen spannt sich von antiken und mythischen bis hin zu zeitgenössischen und sehr persönlichen Texten, um das Thema Exil aus unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Perspektiven zu beleuchten.“  Julian Anderson 

Eine zweite Aufführung von Exiles findet am 23. April in der Berliner Philharmonie statt. Das Auftragswerk von London Symphony Orchestra and Chorus, des Boston Symphony Orchestra und des Bayerischen Rundfunks wird in den kommenden Spielzeiten im Vereinigten Königreich und den USA zu hören sein.

 

Foto: John Batten

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