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WERK DER WOCHE – TORU TAKEMITSU: NOSTALGHIA

Toru Takemitsu: Nostalghia Zu sehen ist eine abstrakte Darstellung eines mit Nebel bedeckten Sees mit Wasserfarben.

Wasser und Nebel: In Nostalghia verbindet Toru Takemitsu das Sujet des Heimatverlustes mit Bildern von Natur. Das Violinkonzert wird am 08. September 2022 zum ersten Mal in der Slowakei aufgeführt. Unter der musikalischen Leitung von Daniel Raiskin und zusammen mit dem Geiger Daishin Kashimoto ist die Slovenská filharmónia an ihrer Heimspielstätte in Bratislava zu hören. Dieses Konzert findet in Zusammenarbeit mit der japanischen Botschaft statt.

Der Name des Stücks Nostalghia leitet sich vom gleichnamigen Film des Regisseurs Andrei Tarkowski ab. Kurz nach dessen Tod widmete Takemitsu dem Filmschaffenden 1987 diese Komposition. Ähnlich wie im sowjetisch-italienischen Film vermittelt das Stück Gefühle von Sehnsucht: Denn anders als in vielen anderen Sprachen meint das Wort “Nostalgie” sowohl im Russischen als auch im Italienischen das Verlangen nach einem Ort oder Personen und weniger eine Reminiszenz an vergangene Zeiten.

 

IN MEMORY OF ANDREI TARKOVSKIJ

TORU TAKEMITSUS NOSTALGHIA 

Das Streichorchester lässt schimmernde Bilder von Wasser und Nebel entstehen, während die Sologeige wehevoll darüber schwebt. Zusammen malen die Instrumente ein Bild von unnachgiebiger Natur, die durch ihre Kälte und Unberechenbarkeit ein Gefühl von Vereinsamung erzeugt.
Das filmische Vorbild Nostalghia handelt von einem Biographen, der einem russischen Maler auf seinem Weg nach Rom folgt. Dabei empfindet der Hauptcharakter Gefühle des Heimatverlusts, die das Leben aus ihm herauszusaugen scheinen. Hier finden sich biographische Züge, sowohl bei Tarkowski — der den Film in Italien drehte und danach nicht mehr in seine russische Heimat zurückkehrte, bis er im politischen Exil wenige Jahre später starb — als auch bei Takemitsu, der als japanischer Komponist unter dem Einfluss europäischer Musik eine Kluft zwischen seiner Herkunft und seinem Schaffen verspürte:

Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als ich mich dazu entschloss, Komponist zu werden. Damals, aufgrund des Krieges, hasste ich alles, was aus Japan kam. Es war eine sehr traurige Zeit, vor allem musikalisch. Die japanische Regierung hatte viele dumme Ideen und erlaubte es uns kaum westliche Musik zu hören. Also war ich sehr gierig danach, ebendiese Musik zu hören. Ich wollte ein westlicher Komponist sein. Ich verachtete alle japanischen Traditionen. Ich wollte auch nicht meine eigene traditionelle Musik studieren. Aber nach zehn Jahren, als ich die westliche Musik studiert hatte, realisierte ich die Wichtigkeit meiner eigenen Traditionen. Ich weiß nicht, ob ich ein guter oder schlechter japanischer Komponist bin, aber ich bin ein japanischer Komponist. Toru Takemitsu

Takemitsu schrieb über 100 Kompositionen zu Filmen und schaffte es damit auch in der Welt der Filmmusik seinen Namen tief in das Holz der Geschichte einzukerben. Nostalghia ist jedoch keine Filmmusik, sondern befasst sich mit dem Thema und den Gefühlen eines Films. Es ist ein eigenständiges Werk, das für den Komponist eine Brücke zwischen seiner Beschäftigung mit Filmmusik und einer Ehrung an den Regisseur bildet.

 

Info-box:

Werkdetails und Audio

Toru Takemitsu: Komponistenprofil

Filmmusik-Katalog

Slovenská filharmónia

 

Foto: Illustration Adobe Stock, liliia

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