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Werk der Woche – György Ligeti: Le Grand Macabre

Die Anti-Anti-Oper: Le Grand Macabre von György Ligeti feiert am 05. November 2023 an der Oper Frankfurt Premiere. Am frisch durch die Musikkritik-Umfrage der Zeitschrift Opernwelt gekührten “Opernhaus des Jahres” führt dabei Vasily Barhatov Regie. Am Pult steht der neue Generalmusikdirektor Thomas Guggeis und auf der Bühne agiert neben vielen Soli der “Opernchor des Jahres”. Nur wenige Tage später eröffnet an der Wiener Staatsoper Jan Lauwers' Inszenierung, musikalisch geleitet von Pablo Heras-Casado.

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Werk der Woche – Elisabeth Naske: Lollo

Reinrufen? Ja bitte! Das interaktive Musiktheater Lollo von Elisabeth Naske feiert am 02.06.2023 im Dschungel Wien in einer Inszenierung von Ela Baumann Premiere. Dabei spielt Florian Fennes den Solopart an der Klarinette und Marie-Christiane Nishimwe übernimmt den Solo-Gesang. 

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WERK DER WOCHE - JÖRG WIDMANN: DAS GESICHT IM SPIEGEL

Jörg Widmann: Das Gesicht im Spiegel. Zu sehen sind zwei aus dem Boden heraus formende menschliche Gestalten, die noch nicht die volle Menschliche Form angenommen haben

Zwischen Romanze und Albtraum schwingt Das Gesicht im Spiegel wie ein Pendel. Der Opernerstling von Jörg Widmann wird am 12. September in Wien das erste Mal auf einer österreichischen Bühne gezeigt. Das Stück wird vom venezolanischen Regisseur Carlos Wagner inszeniert, die musikalische Leitung übernimmt Walter Kobéra und es ist Ausstattung von Christof Cremer zu sehen.

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Werk der Woche – György Ligeti: Kammerkonzert

Bei allen stilistischen Wandlungen, die György Ligeti als Komponist von den 1940er bis in die 2000er Jahre durchlebt hat, ist die konzentrierte Form doch stets sein Erkennungszeichen. Den Prototyp dafür finden wir mit dem Kammerkonzert in der Mitte seines Schaffens. Vor genau 50 Jahren, am 5. April 1970 brachten Friedrich Cerha und sein Ensemble “die reihe” die ersten beiden Sätze in Baltimore zur Uraufführung. Satz III folgte im Mai in Wien, Satz IV im Oktober desselben Jahres in Berlin. 

Das Kammerkonzert steht mit seiner Besetzung für 13 Instrumentalisten zwischen solistischer Kammermusik und sinfonischer Klangfülle. Mal gelingt es Ligeti Klangfelder von orchestraler Dichte zu komponieren, mal treten die einzelnen Instrumente solistisch hervor: mit exponierten Melodielinien, die an Schönbergs und Bergs melodisch-expressive Zwölftontechnik erinnern, oder auch mit quasi kadenzierenden Soloepisoden als Ausbruch aus dem metrischen Gefüge des Ensemblespiels, wobei die einzelnen Instrumentalisten als virtuos aufspielende Solisten hervortreten.

György Ligeti – Kammerkonzert: vom Misserfolg zum Standardstück


Das viersätzige Werk ist insofern ein Konzert, als alle 13 Spieler gleichberechtigt sind und virtuose solistische Aufgaben haben. Es handelt sich also nicht um ein Wechselspiel von Soli und Tutti, sondern um ein konzertantes Miteinander aller. Die Stimmen verlaufen stets gleichzeitig, doch in verschiedenen rhythmischen Konfigurationen und meist in verschiedenen Geschwindigkeiten. [...] Das Kammerkonzert, das komplett 1970 uraufgeführt wurde, war ein totaler Misserfolg. Kritiker haben geschrieben, nach dem 2. Streichquartett sei dieses Werk ein großer Rückschritt. Im Laufe der Zeit wurde das Kammerkonzert von verschiedenen Ensembles mehrfach gespielt. Jetzt ist es wahrscheinlich ein Standardstück, weil die Besetzung günstig für solche Formationen wie zum Beispiel das Asko-Ensemble ist. Alle diese Dinge weiß der Komponist nicht im Voraus. - György Ligeti

Ligetis 100. Geburtstag am 28. Mai 2023 mag noch weit entfernt scheinen, dennoch möchten wir Sie dazu einladen, seine Musik im Hinblick darauf näher kennenzulernen. Dazu haben wir eine ausführlich kommentierte Playlist für Sie erstellt, die Sie über den unten stehenden Link erkunden können.

Werk der Woche – Thomas Larcher: Symphony No. 2

Am 28. August findet die britische Erstaufführung von Thomas Lachers Symphony No. 2 ‚Kenotaph’ im Rahmen der BBC Proms in der Royal Albert Hall in London statt. Es spielt das BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Semyon Bychkov. Ihm widmete Larcher das Werk, das erst vor wenigen Monaten unter Bychkovs Leitung in Wien uraufgeführt wurde.



Obwohl seine früheren Kompositionen vor allem von seinen Erfahrungen als Kammermusiker geprägt sind, setzt sich Larcher zunehmend mit dem Komponieren von größeren Orchesterwerken auseinander. Er begann damit in Red and Green (2010), das Larcher als kreative Grundlage für seine erste Symphonie Alle Tage für Bariton und Orchester (2015) diente.

Thomas Larchers Symphony No. 2 – „Ein Grab für verlorene und vergessene Seelen“


Symphony No. 2 war ursprünglich als Konzert für Orchester geplant, nahm dann aber die Gestalt einer klassischen Symphonie an. Das  Klangspektrum reicht von der Intimität eines Kammerensembles bis hin zu der Vielfalt eines vollen Orchesters, in dem vor allem die Schlaginstrumente herausstechen. So behält Larcher in seinen vier Sätzen Elemente der anfänglichen Idee bei, stellt jedoch Tonalität und klassische Strukturen den heutigen musikalischen Entwicklungen experimentell gegenüber. Mit dem Untertitel der Symphonie ‚Kenotaph‘ möchte Larcher den im Krieg Getöteten gedenken oder, um es in den Worten des Komponisten auszudrücken, „Gräber für verlorene und vergessene Seelen“ in Musik setzen. In seinem Werk lässt er seine Besorgnis und Emotionen in Bezug auf die andauernde Migrantenkrise einfließen.
Tausende und Abertausende von Menschen ertranken im Mittelmeer, während ganz Europa untätig am Rand stand, diese Tragödie beobachtete oder sogar wegschaute. [Die Symphonie] ist ein Symbol für das, was inmitten Europas geschehen ist und auch gerade noch geschieht. – Thomas Larcher

In den nächsten Wochen werden auch andere Werke Larchers zu hören sein, darunter Ouroboros für Cello und Kammerorchester am 13. September mit dem Norwegischen Kammerorchester und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras unter der Leitung von Per Kristian Skalstad. Das gleiche Stück spielt die BBC Philharmonic mit dem Dirigenten Ben Gernonin und dem Cellisten Matthew Barley am 13. Oktober in Salford. Der Tenor Mark Padmore wird am 6. Oktober in A Padmore Cycle zu hören sein, begleitet vom Bergen Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Edward Gardner. Vom 7. bis 10. Oktober spielt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Red and Green in Wien, Grafenegg und St. Pölten, dirigiert von Yutaka Sado.

Werk der Woche - Peter Eötvös: Halleluja - Oratorium balbulum

Am 30. Juli findet im Rahmen der Salzburger Festspiele die Uraufführung von Peter Eötvös‘ Halleluja – Oratorium balbulum statt. Unter der Leitung von Daniel Harding musizieren die Wiener Philharmoniker zusammen mit dem Hungarian Radio Choir im Großen Festspielhaus in Salzburg. In der Serie „Ouverture Spirituelle“ der Salzburger Festspiele bildet die Uraufführung des Oratoriums den zeitgenössischen Höhepunkt des Programms.



Diese Uraufführung des ersten symphonischen Vokalwerks mit Solostimmen, Chor und Orchester von Eötvös wird dem kürzlich verstorbenen Schriftsteller Péter Esterházy, dem Eötvös freundschaftlich verbunden war, gewidmet. Gemeinsam mit dem Komponisten hatte er das Libretto zum Oratorium verfasst.

Peter Eötvös‘ Halleluja – Ein Oratorium für Chor, Engel, Erzähler und stotternden Propheten


Für seinen Landsmann Eötvös entwickelte der ungarische Schriftsteller das Libretto zu einem Meta-Oratorium. Darin agieren Chor, Engel, Erzähler und der stotternde Prophet im Bewusstsein ihrer Funktionen. Eötvös, der Musik als intensive Kommunikation zwischen Komponist, Interpret und Publikum begreift, sammelte dazu Fragmente bestehender Halleluja-Kompositionen. Mit Zitaten aus Bachs Kantate Ich hatte viel Bekümmernis, Händels Messiah, Mussorgskijs Boris Godunow und Gospels reichert Eötvös das Werk um weitere Ebenen an. Prophezeiungen und Identitätssuche im Oratorium führen schließlich zu bitteren Einsichten, nicht ohne Verweis auf die aktuelle politische Situation. Auf der Suche nach einer prophetischen Figur für den Textentwurf stieß Esterházy auf den St. Galler Mönch Notker Balbulus, auch Notker der Stammler genannt. Eötvös selbst macht Notker zum Sinnbild für unsere heutige Zeit:
Heutzutage ein Prophet zu sein ist eigentlich unmöglich; alles ist unvorhersehbar. Oder die Zukunft ist schon Gegenwart, bevor ein stotternder Prophet seine Vision fertig ausgesprochen hat… Und trotzdem müssen einige wichtige Dinge gesagt werden – auch wenn man sie nur stammelnd vortragen kann. Es ist also weniger ein Porträt über Notker, sondern mehr über unsere Zeit. Der Chor hat zunächst nur die Rolle eines Volks, das zu allem ‚Halleluja‘ sagt, sich also mit allem zufrieden geben muss. Es wird aber zunehmend kritischer und selbstbewusster. – Peter Eötvös

Nach der Uraufführung in Salzburg dirigiert Harding zwei weitere Aufführungen des Halleluja – Oratorium balbulum, am 23. November in Wien und am 24. November in Budapest. Im nächsten Jahr wird Eötvös an der Tonhalle Zürich in der Position des „Creative Chair“ selbst als Dirigent tätig sein. Hier findet am 22. März mit dem Tonhalle-Orchester Zürich die Schweizer Erstaufführung des Oratoriums statt. Im gleichen Konzert wird auch das Schlagzeugwerk Speaking drums zu hören sein.

In Kürze, am 1. August, dirigiert Eötvös außerdem im Rahmen der Salzburger Festspiele seine Sonata per sei mit dem Ensemble Klangforum Wien in der Kollegienkirche.

Werk der Woche - Karl Amadeus Hartmann: 1. Symphonie: Versuch eines Requiems

Karl Amadeus Hartmann komponierte seine 1. Symphonie für Alt-Stimme und Orchester im Jahre 1935. Durch seine offen regimekritische Haltung wurde seine Musik als entartet eingestuft und somit musste der Komponist über 10 Jahre warten bis das Werk 1948 endlich zur Uraufführung kam. Inzwischen gehört die Komposition zum Standardrepertoire im Bereich Neue Musik und wird am 27. Mai 2016 in Rotterdam zu hören sein. Arie van Beek dirigiert das Rotterdams Philharmonisch Orkest und den Part der Alt-Solistin übernimmt Kismara Pessatti.

Das Stück trägt den Untertitel "Der Versuch eines Requiems" und war ursprünglich als Kantate Lamento gedacht. Erst nach weiteren Zwischenstufen reifte das Werk 1955 zur 1. Symphonie heran. Als Textgrundlage wählte der Münchner Komponist Gedichte des amerikanischen Freiheitspoeten Walt Whitman, von dem auch Paul Hindemith Texte für sein Requiem "for those we love" vertonte.

Karl Amadeus Hartmanns Versuch eines Requiems: Musik gegen den Krieg


Die Symphonie folgt nicht der klassischen viersätzigen Form, sondern besteht aus fünf Sätzen (Introduktion: Elend, Frühling, Thema in vier Variationen, Tränen sowie Epilog: Bitte), die konzentrisch angelegt sind. Den Mittelpunkt der Komposition bildet ein reiner Instrumentalsatz, ein "Lied ohne Worte", in dem Hartmann ein Thema aus seiner Anti-Kriegsoper Simplicius Simplicissimus in Form eines Variationssatzes verarbeitet. Die 1. Symphonie schrieb Hartmann wie viele seiner Werke unter den Eindrücken des Nazi-Regimes. Seine Motivation und Gefühlslage zum Zeitpunkt der Komposition beschreibt Hartmann so:
Dann kam das Jahr 1933, mit seinem Elend und seiner Hoffnungslosigkeit, mit ihm dasjenige, was sich folgerichtig aus der Idee der Gewaltherrschaft entwickeln musste, das furchtbarste aller Verbrechen – der Krieg. In diesem Jahr erkannte ich, dass es notwendig sei, ein Bekenntnis abzulegen, nicht aus Verzweiflung und Angst vor jener Macht, sondern als Gegenaktion. Ich sagte mir, dass die Freiheit siegt, auch dann, wenn wir vernichtet werden – das glaubte ich jedenfalls damals. Ich schrieb in dieser Zeit mein 1. Streichquartett, das Poème symphonique "Miserae" und meine 1. Symphonie mit den Worten von Walt Whitman: "Ich sitze und schaue aus auf alle Plagen der Welt und auf alle Bedrängnis und Schmach…" – Hartmann

Ein anderes bekenntnishaftes Werk, Hartmanns düsteres Concerto funebre für Solo-Violine und Orchester, ist am 4. Juni bei den Wiener Festwochen mit Patricia Kopatchinskaja als Solistin zu hören;  Bas Wiegers leitet das Klangforum Wien. Am 4. und 5. Juli wird das Konzertwerk vom Studio-Orchester München unter Christoph Adt in der Reaktorhalle München gespielt.