• Qualität seit über 250 Jahren
  • Über 350 Partnerhändler weltweit
  • Sicher einkaufen mit Trusted Shop

Tagged with 'György Ligeti'

Werk der Woche – György Ligeti: Le Grand Macabre

Die Anti-Anti-Oper: Le Grand Macabre von György Ligeti feiert am 05. November 2023 an der Oper Frankfurt Premiere. Am frisch durch die Musikkritik-Umfrage der Zeitschrift Opernwelt gekührten “Opernhaus des Jahres” führt dabei Vasily Barhatov Regie. Am Pult steht der neue Generalmusikdirektor Thomas Guggeis und auf der Bühne agiert neben vielen Soli der “Opernchor des Jahres”. Nur wenige Tage später eröffnet an der Wiener Staatsoper Jan Lauwers' Inszenierung, musikalisch geleitet von Pablo Heras-Casado.

weiterlesen

Werk der Woche – György Ligeti: Lontano

2023 feiert die Musikwelt den 100. Geburtstag des Komponisten György Ligeti. Auch wenn das eigentliche Jubiläum erst im Mai stattfindet, markiert der Jahresbeginn den Auftakt der Feierlichkeiten mit zahlreichen Aufführungen seiner Werke. Einen besonderen Blick auf die Orchesterkomposition Lontano wirft das Ballett Zürich: In einer Choreografie von Christian Spuck feiert die Umsetzung am 14. Januar 2023 im Opernhaus Zürich Premiere. 

weiterlesen

Werk der Woche – György Ligeti: Kammerkonzert

Bei allen stilistischen Wandlungen, die György Ligeti als Komponist von den 1940er bis in die 2000er Jahre durchlebt hat, ist die konzentrierte Form doch stets sein Erkennungszeichen. Den Prototyp dafür finden wir mit dem Kammerkonzert in der Mitte seines Schaffens. Vor genau 50 Jahren, am 5. April 1970 brachten Friedrich Cerha und sein Ensemble “die reihe” die ersten beiden Sätze in Baltimore zur Uraufführung. Satz III folgte im Mai in Wien, Satz IV im Oktober desselben Jahres in Berlin. 

Das Kammerkonzert steht mit seiner Besetzung für 13 Instrumentalisten zwischen solistischer Kammermusik und sinfonischer Klangfülle. Mal gelingt es Ligeti Klangfelder von orchestraler Dichte zu komponieren, mal treten die einzelnen Instrumente solistisch hervor: mit exponierten Melodielinien, die an Schönbergs und Bergs melodisch-expressive Zwölftontechnik erinnern, oder auch mit quasi kadenzierenden Soloepisoden als Ausbruch aus dem metrischen Gefüge des Ensemblespiels, wobei die einzelnen Instrumentalisten als virtuos aufspielende Solisten hervortreten.

György Ligeti – Kammerkonzert: vom Misserfolg zum Standardstück


Das viersätzige Werk ist insofern ein Konzert, als alle 13 Spieler gleichberechtigt sind und virtuose solistische Aufgaben haben. Es handelt sich also nicht um ein Wechselspiel von Soli und Tutti, sondern um ein konzertantes Miteinander aller. Die Stimmen verlaufen stets gleichzeitig, doch in verschiedenen rhythmischen Konfigurationen und meist in verschiedenen Geschwindigkeiten. [...] Das Kammerkonzert, das komplett 1970 uraufgeführt wurde, war ein totaler Misserfolg. Kritiker haben geschrieben, nach dem 2. Streichquartett sei dieses Werk ein großer Rückschritt. Im Laufe der Zeit wurde das Kammerkonzert von verschiedenen Ensembles mehrfach gespielt. Jetzt ist es wahrscheinlich ein Standardstück, weil die Besetzung günstig für solche Formationen wie zum Beispiel das Asko-Ensemble ist. Alle diese Dinge weiß der Komponist nicht im Voraus. - György Ligeti

Ligetis 100. Geburtstag am 28. Mai 2023 mag noch weit entfernt scheinen, dennoch möchten wir Sie dazu einladen, seine Musik im Hinblick darauf näher kennenzulernen. Dazu haben wir eine ausführlich kommentierte Playlist für Sie erstellt, die Sie über den unten stehenden Link erkunden können.

Werk der Woche - György Ligeti: Konzert für Klavier und Orchester

Als sein „ästhetisches Credo“, frei von äußeren und stilistischen Zwängen, bezeichnete György Ligeti sein Konzert für Klavier und Orchester. Die fünf Sätze des Konzertes verbinden sich zu einer etwa 25-minütigen Tour de Force voller pianistischer Entdeckungen, die heute zum Repertoire vieler Pianisten zählt. Gleich zwei Orchester führen das Konzert in diesen Tagen auf: Am 9., 10. und 11. Mai 2019 spielt Pierre-Laurent Aimard mit der San Francisco Symphony, Sébastien Vichard tritt an der Seite des Ensemble intercontemporain am 10. Mai 2019 in Paris und am 11. Mai 2019 in Zürich auf.

Etwa zeitgleich zum Klavierkonzert nahm Ligeti in den 1980er Jahren die Arbeit an den Études pour piano auf, die die klanglichen und technischen Möglichkeiten des Klaviers neu erkunden. So sind in beiden Werken ähnliche Spiel- und Kompositionstechniken zu finden. Eine davon ist das Aneinanderreihen vieler kurzer Einzelnoten in einem schnellen Tempo, die dann ein stehendes, fast schwebendes Klanggewebe bilden. Im Klavierkonzert prägt diese Technik besonders die lebendigen und quirligen Rahmensätze.

Daneben arbeitet Ligeti in den Instrumentalstimmen einen vielschichtigen Klangreichtum heraus, etwa wenn die Streicher ein geräuschhaftes Pizzicato spielen, die Bläser mit Dämpfer metallische Farben erzeugen oder Naturtöne spielen. Ungewöhnliche Instrumente erweitern den Klangraum zusätzlich: So treten zu Beginn des zweiten Satz Alt-Okarina und Lotosflöte in ein sehnsuchtsvolles Gespräch mit Piccolo und Fagott.

György Ligeti: Konzert für Klavier und Orchester – Pianistisches Standardrepertoire aus dem 20. Jahrhundert


Seinen Tonvorrat sucht Ligeti in unterschiedlichen Modi wie der Ganztonleiter oder der Pentatonik und verwendet zudem oft mehrere Tonarten gleichzeitig. Dies prägt im Zusammenwirken ganz ungewöhnliche Charaktere aus, die zusammen mit den komplexen Rhythmen und der harmonischen Ausgestaltung in Mixturen zu illusionistischen Klanggestalten werden. Dabei ergeben sich Verbindungen zwischen den Motiven in den verschiedenen Instrumenten, die kaum in den Noten auszumachen sind und nur durch die Wahrnehmung des Zusammenklanges entstehen.
Die mir so wichtigen musikalischen Illusionen sind kein Selbstzweck, vielmehr Grundlage meiner ästhetischen Haltung. Ich bevorzuge musikalische Formen, die weniger prozesshaft, eher objektartig beschaffen sind: Musik als gefrorene Zeit, als Gegenstand im imaginären, in unserer Vorstellung evozierten Raum, als ein Gebilde, das sich zwar real in der verfließenden Zeit entfaltet, doch imaginär in der Gleichzeitigkeit in all seinen Momenten gegenwärtig ist. Die Zeit zu bannen, ihr Vergehen aufzuheben, sie ins Jetzt des Augenblicks einzuschließen, ist primäres Ziel meines Komponierens. - György Ligeti

Neben dem Konzert für Klavier und Orchester werden in Paris am 10. Mai 2019 auch Ligetis Konzert für Violine und Orchester sowie sein Hamburgisches Konzert für Horn und Kammerorchester aufgeführt. Außerdem spielt das City of Birmingham Symphony Orchestra am 9. Mai 2019 das Concert Românesc und am 10. Mai 2019 feiert Ligetis Oper Le Grand Macabre Premiere in der Elbphilharmonie Hamburg.

 

 

Werk der Woche: Conlon Nancarrow – Studies for Player Piano

Conlon Nancarrow komponierte fast ausschließlich für ein Instrument: das mechanische Selbstspielklavier "Player Piano". Die Studies for Player Piano sind eine Sammlung von über 50 Einzelwerken. Am 8. Juli 2017 führt das Ensemble Modern im Auditório Claudio Santoro in Campos do Jordão die Study No. 7  in einer Bearbeitung für Kammerorchester erstmals in Brasilien auf. Es dirigiert Vimbayi Kaziboni.



Nachdem der 1912 in Arkansas geborene Komponist zu Beginn seiner Komponistenlaufbahn auch Kammermusik geschrieben hatte, komponierte er ab den späten 1940er Jahren mehrere Jahrzehnte lang nur noch Stücke ohne Instrumentalisten: Da er mit der Umsetzung seiner Werke häufig unzufrieden war und auch die Interpreten gelegentlich ihren Unmut über die Komplexität dieser Kompositionen äußerten, suchte Nancarrow nach einer Alternative ohne Musiker. Fortan komponierte er sämtliche Werke für Player Piano. Dazu kaufte er sich ein solches Instrument, das er nach seinen Klangvorstellungen modifizierte, ebenso wie die nötige Maschine, um die Notenrollen per Hand zu stanzen. Jedes Stück nannte er schlicht „Study“ und versah die entstandenen Werke mit einer vorlaufenden Nummerierung. In einigen der früheren Studies verarbeitete er Elemente aus Jazz oder Tango, spätere Werke legte er als Kanon an. Gemeinsam ist allen - neben der Instrumentierung - die rhythmische Komplexität, die Nancarrow in akkuraten mathematischen Berechnungen auf die Rollen übertrug.

Conlon Nancarrows Studies for Player Piano: eine rhythmische Herausforderung


In den 1980er Jahren erlebte der zurückgezogen in Mexiko lebende Nancarrow durch die Zusammenarbeit mit György Ligeti einen enormen Aufschwung seiner Bekanntheit und Popularität. Von der Verbindung aus mathematischer Präzision und musikalischer Expressivität fasziniert, kam der Wunsch auf, die Studies for Player Piano für Instrumentalisten spielbar zu machen. Mittlerweile sind viele Pianisten in der Lage, die Studies aufzuführen und es gibt zahlreiche Arrangements für unterschiedliche Besetzungen. Das Ensemble Modern spielt  Nancarrows Study No. 7, die mit sechs Minuten Aufführungsdauer schon zu den längeren und komplexesten der frühen Studies zählt. Dem Stück liegen zwei verschiedene Tempi zu Grunde, Geschwindigkeit und Dichte nehmen ständig zu. Um sowohl den rhythmischen Anforderungen als auch dem musikalischen Ausdruck gerecht zu werden, ist eine äußerst exakte Spielweise erforderlich. Die Bearbeitung für Kammerorchester stammt von Yvar Mikhashoff.
Ich schreibe einfach nur Musik. Und es geschieht wie von selbst, dass viele meiner Stücke unspielbar sind. Ich habe nicht die geringste Absicht, sie unspielbar zu machen. Einige wenige meiner Stücke können sogar ganz leicht gespielt werden - einige wenige. – Conlon Nancarrow

Eine weitere Aufführung der Study No. 7 präsentiert das Ensemble Modern im Rahmen seiner Brasilien-Tournee am 10. Juli 2017 in São Paulo.

 

Foto: © Otfried Nies (Conlon Nancarrow)

Werk der Woche - György Ligeti: Le Grand Macabre

Vom 17. bis 19. Februar präsentieren die Berliner Philharmoniker spektakuläre Aufführungen von György Ligetis Le Grand Macabre unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Die Regie der halbszenischen Inszenierung übernimmt Peter Sellars, dessen Interpretation bereits im Januar mit Rattle und dem London Symphony Orchestra zu sehen war.



Das fiktive Fürstentum Breughelland, vor dessen Kulisse die Oper spielt, wird bei Sellars durch das moderne Europa ersetzt. Doch auch hier ist der Hauptakteur der zwielichtige Nekrotzar, ein Demagoge mit unerschütterlichem Sendungsbewusstsein. Er, der Große Makabre, verkündet den Weltuntergang. Die wenigsten seiner Mitmenschen scheinen sich allerdings für diese Drohung zu interessieren: Statt Angst und Schrecken zu verbreiten, wird er zum Saufkumpanen der Breughelländer degradiert. Als die Erde tatsächlich unterzugehen droht, wähnen sich die Betrunkenen bereits im Himmel, nur um am Ende doch zu überleben. Allein Nekrotzar stirbt aus Gram – er hat sein heiliges Ziel verfehlt.

https://youtu.be/X9NMdfajdwI

 

Ligetis Le Grand Macabre: Weltuntergang im Vollrausch


Musikalisch bedient sich Ligeti an einem großen Steinbruch aus Kunst- und Popularmusik, verzichtet aber auf direkte Zitate. Vielmehr deformiert er das Material, fügt es in Montagen zusammen und lässt es als Anspielung erklingen. So meint man Stile von Monteverdis Orfeo, Beethovens Eroica und auch Pink Floyd zu erkennen. Ligeti selbst bezeichnet Le Grand Macabre als "Anti-Anti-Oper". Die doppelte Verneinung steht für das Aufgreifen traditioneller Opernelemente in einer Zeit der Verneinung des Theatralischen und des experimentellen Musiktheaters. Hier erreicht er eine Vereinigung von traditioneller Oper und Avantgarde. Als Vorlage des Librettos von Michael Meschke dient das Theaterstück La Balade du Grand Macabre von Michel de Ghelderode. Durch absurde Szenen und vulgäre Sprache entsteht ein eigenwilliger Humor, der die Oper prägt:
Meine Oper ist eine Art schwarze Farce, ein lächerliches Stück, humoristisch und doch zugleich auch absolut tragisch […]. Im Zentrum des Stücks stehen die Angst vor dem Sterben, die Unmöglichkeit, das Schicksal zu ändern, und die Handlungen und Anstrengungen, die man vergeblich unternimmt, um dem Faktum des Todes zu entkommen. Eine der Strategien (oder Träume), die eingesetzt werden, um diesem Geschick zu entgehen, ist der Versuch, den Tod ins Lächerliche zu ziehen. – György Ligeti

Nach den drei Aufführungen von Le Grand Macabre in Berlin präsentieren die Berliner Philharmoniker das Stück im Rahmen ihrer RuhrResidenz: Vom 23. bis 25. Februar sind sie im Konzerthaus Dortmund und in der Philharmonie Essen zu Gast, wo sie zusätzlich auch Konzertwerke von Ligeti spielen.

Foto: Tristram Kenton (Aufführung des London Symphony Orchestra)