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Der Hohner-Verlag

Die Geschichte

Die Geschichte des Hohner-Verlags ist untrennbar verbunden mit der bautechnischen (Weiter-) Entwicklung des Harmonikainstrumentariums im Allgemeinen und dem Akkordeon im Besonderen, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts rasant fortschritt. Daraus erwuchs ein starkes Bedürfnis nach eigenständiger Spielliteratur, die einer wachsenden Vielfalt der auf diesen Instrumenten möglich gewordenen Musizierformen angemessen Rechnung tragen sollte.



 

Ungestillte musikalische Bedürfnisse

Ausschlaggebend für die Verlagsgründung im Jahre 1931 war zunächst der in Deutschland spürbare Mangel an geeigneter Literatur für die (diatonische) Handharmonika. Entsprechende Publikationen waren bis dato in erster Linie Schweizer Musikverlagen vorbehalten gewesen und in Deutschland kaum zugänglich. Daher strebte man mit einem vorläufig der Werbeabteilung der Trossinger Instrumentenfirma Hohner angegliederten Musiksortiment zunächst einmal Lizenznahme der so beliebten schweizerischen Handharmonika-Literatur an. An Eigenproduktionen indes dachte man auf diesem Gebiet vorläufig noch nicht, da die schweizerischen Griffschriftsysteme rechtlich geschützt waren. Eine weitere, verlagseigene Notierung hätte zudem vermutlich – gerade was das orchestrale Zusammenspiel betrifft – zu großer Verwirrung geführt.

 


Futter für das chromatische Akkordeon

Anders verhielt es sich jedoch mit Literatur für (chromatisches) Akkordeon. Einhergehend mit dem Aufschwung, den das Akkordeonspiel Anfang der 1930er-Jahre in Deutschland nahm, entschloss man sich noch im Gründungsjahr, darauf entsprechend zu reagieren und eigene Akkordeonausgaben auf den Markt zu bringen. So erschien als erste Veröffentlichung dieser Art noch im Jahr 1931 der von Hugo Herrmann bearbeitete Sammelband „Zehn weltbekannte romantische Melodien“, der den Beginn der eigentlichen Historie des Hohner-Verlags markiert. Zwangsläufig musste man anfänglich aus Ermangelung an Originalkompositionen für dieses Instrument noch auf Bearbeitungen zurückgreifen.


Geburt eines umfassenden Lehrsystems

War die Zielsetzung des Verlags auch bei der Gründung noch nicht klar umrissen, so ließ sich doch schon wenig später eine deutliche Ausrichtung erkennen. Denn mit der ebenfalls 1931 vollzogenen Gründung der firmeneigenen Harmonika-Fachschule (dem heutigen Hohner-Konservatorium), die sich der Ausbildung von Akkordeonspielern verschrieben hatte, wuchs naturgemäß auch der Bedarf an fachgerecht ausgebildetem Lehrpersonal. Da es dieses aber bislang nicht gab und man sich mit der Eingliederung der Akkordeonlehrer-Ausbildung innerhalb der üblichen musikpädagogischen Studiengänge schwertat, griff man in Trossingen zur Selbsthilfe und bildete kurzerhand selbst „Diplom-Handharmonikalehrer“ aus. Dafür wiederum wurde ein systematischer Ausbau an Lehrwerken erforderlich, der mit der Herausgabe verlagseigener Akkordeonschulen seinen Anfang nahm und dem Hohner-Verlag im Verlauf seiner Geschichte die uneingeschränkte Vormachtstellung auf dem Gebiet der Unterrichtsliteratur sichern sollte.


Impulsgeber für ein zeitgenössisches Repertoire

Mit der 1935 erfolgten Berufung von Hugo Herrmann zum Direktor der Handharmonika-Fachschule, der gleichzeitig als Berater des angeschlossenen Verlages fungierte, konnte die Forderung nach instrumentengerechtem neuem Notenmaterial sowie pädagogischer Literatur für Akkordeon in verstärktem Maße umgesetzt werden. Herrmanns Anliegen war es zum einen, den Kreis der für dieses Instrument komponierenden Künstler zu erweitern, zum anderen beabsichtigte er die musikalisch-formale Basis, die bis dato nicht über die einfache Liedform hinausgegangen war, weiter auszubauen. Komponisten wie Kaspar Roeseling, Hugo Herrmann, Eberhard Ludwig Wittmer, Fritz Stege und Hermann Zilcher waren es, die sich in der Folgezeit intensiv der nun vom Hohner-Verlag angestrebten systematischen Pflege einer neuen Musik für Akkordeon verschrieben. Dennoch aber reichte das Unterrichtsmaterial aus dem Bereich der „neuen Originalmusik“ trotz aller Bemühungen bei weitem nicht aus. Bearbeitungen von Unterhaltungsmusik, die ja bereits im Übermaß vorlagen, erachtete man seitens des Verlags als für die Ausbildung künftigen Lehrpersonals nicht geeignet – und daher sollte diese „leichtgewichtige“ Literatur auch in der weiteren Verlagsgeschichte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Seine musikstilistische Nische entdeckte der Hohner-Verlag – wiederum forciert durch Hugo Herrmann – schließlich vor allem in Bearbeitungen von (im weitesten Sinne des Wortes verstandener) klassischer Musik.


Eine kurzlebige Tochter: die Orchestra GmbH

Mitte der 1930er-Jahre erfreute sich das Akkordeon größter Beliebtheit und war eines der meistgespielten Musikinstrumente überhaupt. Zugleich aber schieden sich an ihm die Geister, sprach man dem Instrument doch insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es überall zuhause war, quasi von jedermann gespielt wurde und nicht zuletzt eine Menge an musikalisch minderwertigem Notenmaterial in Form von Unterhaltungsmusik im Umlauf war, jede Seriosität und damit zugleich seine musikpädagogische Eignung ab. Die letztendlich von der Trossinger Fachschule selbst mit vorangetriebene Diskriminierung des Unterhaltungs- bzw. Tanzmusikrepertoires für das Akkordeon ließ bei der Firma Hohner den Entschluss reifen, nun auch rein äußerlich eine strikte Trennung zwischen dem Angebot von Unterhaltungs- und Tanzmusik auf der einen und künstlerisch hochwertigerer Originalmusik für Akkordeon auf der anderen Seite vorzunehmen. So wurde 1939 für die Produktion von Unterhaltungsmusik mit der „Orchestra GmbH“ eine Tochterfirma mit Sitz in Berlin ins Leben gerufen. Den Kriegswirren war es geschuldet, dass das junge Unternehmen nicht den erwarteten Erfolg verbuchen konnte und zehn Jahre nach seiner Gründung den Betrieb einstellen musste. Seine Notenbestände sollten einige Jahre später in das Hohner-Großsortiment übergehen.

 

 


Unverdrossen durch die Kriegsjahre

Auch wenn in den Kriegsjahren die verlegerische Arbeit, was die Herstellung neuer Publikationen betraf, vorübergehend stillstand: Die schöpferische Produktion indes lief weiter auf Hochtouren, woran nicht zuletzt die erstmals 1941 – also mitten im Krieg – veranstalteten Komponistentagungen maßgeblichen Anteil hatten. Dort standen neben zahlreichen Vorträgen drei abendfüllende Konzerte auf dem Programm, mit denen der Hohner-Verlag einen umfassenden klingenden Überblick über seine gesamte Verlagsproduktion originaler Harmonikamusik gab.

Auch in den ersten Jahren nach dem Krieg lag die musikverlegerische Arbeit des Hohner-Verlages weitestgehend brach, musste doch in einem sehr zeitaufwändigen Verfahren für jede Drucklegung nicht nur das benötigte Papier zugeteilt, sondern auch eine Genehmigung von der französischen Militärregierung eingeholt werden. Man hoffte auf baldige Aufhebung dieses Verfahrens und nutzte die Zeit, neue Ausgaben vorzubereiten bzw. die Druckunterlagen, soweit es eben ging, fertigzustellen. Hierfür stellte man 1945 einen verlagseigenen Notenstecher ein. Zwar mangelte es noch an Werkzeugen und Stichplatten, doch konnten die zur Veröffentlichung vorgesehenen Stücke damit, wenn auch zunächst nur per Hand, fixiert werden.


Der Schritt in die Eigenständigkeit

War der Hohner-Musikverlag bis dato nur als Nebenabteilung der „Werbung“ geführt worden, wurde nach dem Tod des Prokuristen A.F. Allgaier im Jahr 1948 zunehmend die Forderung nach einer gewissen Selbstständigkeit des Verlages laut. Zur Bedingung wurde gemacht, den Verlag so aufzubauen, dass er sich zukünftig selbst tragen könne. Zu diesem Zweck kam es – einhergehend mit dem nötig gewordenen Wechsel in der Verlagsleitung – 1949 nicht nur zu einer umfassenden Erweiterung der gesamten Verlagsarbeit, sondern nun auch zu einer Berücksichtigung bislang nicht bedienter Genres wie z. B. der neuzeitlichen Tanz- und Unterhaltungsmusik für Salon-Orchester. Diese Ausweitung schlug sich u. a. in der Installation der Editionsreihen SOT (Salonorchester-Tanzmusik) sowie SOU (Salonorchester-Unterhaltungsmusik) nieder.

Nachdem die Drucklegung des während der Kriegs- bzw. Nachkriegsjahre angestauten umfangreichen Fundus an Manuskripten erfolgreich abgeschlossen war, machte sich auf allen Gebieten ein neuerlicher Mangel an Literatur für das Akkordeon breit. Um diesem entgegenzuwirken, schrieb die Edition Hohner mehrfach Kompositionswettbewerbe (1949, 1954, 1955, 1970) mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten aus. So waren einmal Volks- und Unterhaltungsmusik sowie Schlager für Akkordeon und diatonische Handharmonika gefragt, und dies in unterschiedlichen Besetzungen wie Solo, Duo oder (Salon-) Orchester; ein anderes Mal wurden nur Kompositionen für Akkordeonorchester oder größere Ensembles eingefordert. Den prämierten Werken winkte jeweils die Veröffentlichung.


Die produktive Ära der Fünfziger

Begaben sich nur verhältnismäßig wenige Komponisten daran, Originalwerke für das Standard-Akkordeon mit seinen gekoppelten Bässen und Akkorden und den dadurch beschränkten Möglichkeiten des Melodiespiels im Bass zu schreiben, so änderte sich dies mit dem Aufkommen des Melodiebass-Akkordeons (M III) spürbar. Hans Brehme, dem Verfasser der ersten echten Originalkomposition für dieses Instrument („Paganiniana“, 1952), sollten im Laufe der Zeit viele weitere Komponistenkollegen nacheifern. So waren die 1950er- und auch noch die 60er-Jahre zwei höchst produktive Jahrzehnte, in denen eine Vielzahl an Akkordeonliteratur auf dem Markt erschien.

Die beiden Folgejahrzehnte erwiesen sich dagegen für die gesamte Firma Hohner wirtschaftlich als höchst problematisch. Schon lange hatte der Zahn der Zeit an dem renommierten Traditionsunternehmen genagt – zumal man die sich Ende der Fünfzigerjahre anbahnenden Entwicklungen, die z. B. mit der im Zeichen von Rock ʼnʼ Roll und Gitarre stehenden Jugendkultur oder mit einem neuen Markt für elektronische Musikinstrumente einhergingen, verkannte bzw. ignorierte. Diese neuen Trends wirkten sich naturgemäß auch negativ auf die Nachfrage nach vom Hohner-Verlag angebotener Spielliteratur aus. So richtete man in dieser schwierigen Phase den Fokus vor allem auf die Sichtung, Ordnung und organisatorische Straffung des Hohner-Verlages sowie – in Zusammenarbeit mit anderen Verlagen – auf die Abrundung des eigenen Programms


Der sanfte Übergang in einen Weltverlag

1999 schließlich ging der Hohner-Verlag in den Besitz der Mainzer Verlagsgruppe Schott Music über. Dr. Peter Hanser-Strecker, seit 1974 geschäftsführender Gesellschafter und Verleger von Schott Music, wurde mit der Übernahme des vorhandenen Hohner-Verlags-Materials – neben rein wirtschaftlichen Aspekten – einmal mehr auch der kulturellen wie einer moralischen Verantwortung des Verlegertums gerecht, die für ihn auch immer in der Sicherung bzw. Fortführung langfristiger Partnerschaften und dem Aufbau persönlicher Bindungen zwischen Autoren und dem Verlag bestand.

Mittlerweile umfasst die vom Schott-Verlag angebotene Palette an Literatur für Instrumente der Harmonika-Familie Instrumentalschulen und solistische bzw. ensemblebesetzte Spielstücke für Mundharmonika, Handharmonika, Akkordeon, aber auch Bandoneon, Konzertina und Melodica. Ergänzend hierzu findet sich ein reichhaltiges CD- und Buchangebot, das klingende Beispiele liefert bzw. Spezialthemen, beispielsweise zur Geschichte und Pflege, beleuchtet.