• Qualität seit über 250 Jahren
  • Über 350 Partnerhändler weltweit
  • Sicher einkaufen mit Trusted Shop

Talking Jazz mit Tim Richards

Tim Richards Portrait

Anlässlich des Jazz Appreciation Month haben wir mit unserem Bestseller-Autor Tim Richards über die Einzigartigkeit von Jazz-Musik gesprochen. Im Interview gab er gleich ein paar Tipps und Einblicke, wie sich diese Musik erlernen lässt und welche Bücher bei den ersten Schritten helfen können. 

 

Was sind die Hauptaspekte des Jazz, durch die er sich von anderen Musikrichtungen unterscheidet?

Ich denke, es gibt drei wichtige Komponenten, die ich die drei “I’s” nenne:

 

  • Improvisation: Es gibt viele verschiedene Jazzstile, aber in der Regel liegt der Schwerpunkt auf improvisierten Soli, die sich über der Struktur des Stücks entfalten. Dadurch entsteht ein sehr frisches, spontanes Gefühl, das man nicht bekommt, wenn man bereits Gelerntes hört (oder spielt).
  • Interplay: In einer Jazzgruppe sind die Musiker frei, auf das zu reagieren, was sie die anderen spielen hören. In vielen anderen Musikstilen ist das meiste, was man hört, immer das Gleiche.
  • Individualität: Der Jazz gibt dem Spieler die kreative Freiheit, Stücke nach Belieben zu interpretieren – er ist weder an das gebunden, was in den Noten steht, noch an die Wünsche des Komponisten. Das bedeutet, dass ein und dieselbe Melodie auf viele verschiedene Arten interpretiert werden kann, von Änderungen in Gefühl, Tempo oder Tonart bis hin zum Experimentieren mit neuen Harmonien.

 

Welche Vorteile hat das Erlernen von Jazzmusik?

Das Improvisieren hilft einem, ein gutes Gehör zu entwickeln, damit man das spielen kann, was man hört (und nicht das, was man sieht). Es ermutigt auch dazu, ein gutes Verständnis für grundlegende Harmonien zu entwickeln. Viele meiner Schüler sagen, dass das Erlernen des harmonischen Denkens ihnen bei anderen Musikstilen hilft, zum Beispiel beim Verstehen und Auswendiglernen klassischer Stücke.

 

Jazz zu spielen wird auch das Bewusstsein für Rhythmus und das Gefühl für den Puls verbessern - ein verlässliches Gefühl für Timing ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn es um Synkopen und das Spielen im Offbeat geht.

 

In welchem Alter fängt man am besten an, Jazz zu lernen? Ist man dazu jemals zu alt oder zu jung?

Ich habe im Alter von acht Jahren mit dem Improvisieren begonnen, bevor ich richtig Klavier spielen konnte. Meiner Meinung nach sollten Lehrer ihre Schüler dazu ermutigen, ihre Kreativität mehr zu erforschen, auch im Rahmen des klassischen Klavierunterrichts.

 

Man muss kein Virtuose auf seinem Instrument sein, um Jazz zu spielen, aber wenn man sich ausdrücken will, ist ein gewisses Maß an Technik wünschenswert. Solange man schon ein wenig spielen kann, ist man niemals zu alt oder zu jung, um mit dem Erforschen zu beginnen.

 

Der ABRSM Jazz Syllabus existiert seit etwa 1997 und bietet Jazz-Prüfungen in den Stufen 1-5 an. Die Stücke jeder Stufe sind in drei Bereiche unterteilt: Blues, Standards und Contemporary Jazz; alle beinhalten (obligatorische) Improvisationspassagen. Ich war etwa 20 Jahre lang ABRSM-Jazz-Prüfer und habe gesehen, wie dieser Lehrplan Menschen aller Altersgruppen Struktur und Motivation bieten kann, um sich mit den Grundlagen des Jazz vertraut zu machen.

 

Was kann man tun, um mehr über Jazz zu erfahren?

Ich empfehle den Blues als guten Ausgangspunkt. Er ist sehr zugänglich, mit einer einfachen 12-taktigen Form und einer harmonischen Struktur aus nur 3 Akkorden, hat aber viele Gemeinsamkeiten mit dem Jazz, z.B. Swing-Rhythmen, Walking-Bass-Linien, improvisierte Soli, etc. In meinem ersten Buch "Improvising Blues Piano" (auf Englisch) wird gezeigt, wie man eine Blues-Melodie improvisieren kann, indem man einfach drei Dur-Dreiklänge spielt. Im weiteren Verlauf erforscht man nach und nach verschiedene Harmonieebenen, indem man Sexten, Septimen, Nonen und mehr hinzufügt... Am Ende hat man die harmonische Welt des Jazz betreten.

 

Improvising Blues Piano - Tim Richards Cover

Improvising Blues Piano

Das Buch (+Audio Tracks) behandelt alle Stile von 1920 bis heute, von den frühen Boogie-Pionieren über Swing, Gospel, Jump-Jive, die New-Orleans-, Chicago- und Kansas-Schulen bis zum anspruchsvolleren Jazz und dem Funky Blues aus der heutigen Szene.

 

 

Vor kurzem habe ich "Beginning Jazz Piano (Teil 1 & 2)" (ebenfalls auf Englisch) herausgebracht, ein Buch in zwei Teilen, das Anfängern von Anfang an eine gute Jazzpraxis vermitteln soll, mit leicht zu spielenden Stücken in einer Reihe von Stilen wie Swing, Blues, Funk und Latin. Außerdem enthalten sind Basslinien, mit denen man vom Lehrer (oder einem Freund) begleitet werden kann, "Sing & Play"-Stücke, die die Improvisation mit Fünftonleitern erkunden, Begleit-Tracks zum Herunterladen und der kostenlose Zugang zu interaktiven Online-Noten.

 

Beginning Jazz Piano - Tim Richards Cover

Beginning Jazz Piano

Beginning Jazz Piano richtet sich an Spielerinnen und Spieler mit geringen Vorkenntnissen, die Spaß am Erkunden jazzverwandter Musik haben. Mit vielen gut klingenden Spielstücken - eigenen Kompositionen, Traditionals und neuen Melodien zu bekannten Jazz-Songs - führt Tim Richards an den Blues, Funk und die lateinamerikanische Musik heran und erklärt die wichtigsten Techniken für die rechte und linke Hand. 

 

 

Wenn man mehr über Jazz erfahren oder ihn spielen will, ist es wohl am wichtigsten, so viel wie möglich zu hören. Jazz ist wie eine Sprache mit vielen Dialekten - es gibt eine überwältigende Vielfalt, und es ist wichtig herauszufinden, welche Musiker einem am besten gefallen und welche Stile einen am meisten ansprechen.

 

Alle meine Bücher enthalten ausführliche Abschnitte mit Hörempfehlungen, die ich für einen wichtigen Teil des Lernprozesses halte. Außerdem habe ich für Morley Radio eine Reihe von "Jazz Piano Library"-Podcasts produziert, in denen ich Aufnahmen einiger der wichtigsten Jazz- und Blues-Pianisten vorstelle. Die jüngste ist 'The 21 Best Piano Trio Albums', die Titel von 21 verschiedenen Pianisten enthält.

 

Wird der Jazz in der Musikerziehung ausreichend berücksichtigt?

Leider besteht die Gefahr, dass der Jazz ein wenig an den Rand gedrängt wird und viele junge Menschen aufwachsen, ohne mit ihm in Berührung zu kommen, weil er im Mainstream-Fernsehen oder -Radio kaum zu hören ist. Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die ein paar Jazzplatten besaßen, und so wuchs ich mit Duke Ellington, Louis Armstrong und Django Reinhardt sowie mit klassischer Musik auf. Dieser Einfluss hat mich nachhaltig geprägt.

 

Teilen: