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WERK DER WOCHE - TIERRY PÉCOU: UNTIL THE LIONS

Tierry Pécou: Until the Lions

Thierry Pécou hatte es nicht leicht mit seiner neuen Oper Until the Lions. Die eigentlich am 21. März 2020 angedachte Uraufführung wird nun am 25. September 2022 endlich nachgeholt. Bei der Produktion leitet Marie Jacquot das Orchestre symphonique de Mulhouse, die britische Künstlerin Shobana Jeyasingh führt Regie und übernimmt die Choreographie.

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Werk der Woche – Thierry Pécou: Until the Lions

Am 21. März 2020 hätte die neue Oper Until the Lions von Thierry Pécou in Strasbourg ihre Uraufführung erlebt. Auch wenn die Proben nun wegen der SARS-CoV-2-Krise unterbrochen und die Premiere auf eine der folgenden Spielzeiten verschoben ist, möchten wir das Stück dennoch vorstellen. Bei der Produktion leitet Marie Jacquot das Orchestre Symphonique de Mulhouse, die indische Künstlerin Shobana Jeyasingh führt Regie und übernimmt die Choreographie. Die Opéra National du Rhin hat das Werk in Auftrag gegeben.


Until the Lions ist eine Adaptation des gleichnamigen Romans von Karthika Naïr. Der Titel stammt von einem bekannten afrikanischen Sprichwort: Solange die Löwen ihre Geschichte nicht selbst schreiben, werden nur die Jäger berühmt. In einer Abwandlung des großen hinduistischen Volksepos Mahabharata erteilt die indische Autorin in ihrem Buch den Frauen das Wort, die unter männlichem Machtmissbrauch und Krieg leiden.

Thierry Pécou – Until the Lions: Stimmen aus dem Mahabharata

Das Stück konzentriert sich auf eine Episode um die Prinzessin Amba, die vom unbesiegbaren Bhishma gedemütigt wurde und dank der Hilfe Shivas als männlicher Krieger wiedergeboren wird, um ihren Peiniger zu töten. Die Oper zeigt den Wahnsinn des Krieges, der zur völligen Zerstörung führt. In seiner Musik verwendet Pécou indische Elemente sowie solche des indonesischen Gamelans.

Auch wenn das Mahabharata aus dem Hinduismus kommt, ist seine Schönheit und sein tiefes Verständnis des Menschen universell und müsste nicht in Indien spielen. Aber weil ich ein Weltenbummler bin und einige aufregende Erfahrungen mit nordindischen Musikern gemacht habe, kommen einige indische Elemente sowie solche des indonesischen Gamelans vor. – Thierry Pécou

Werk der Woche – Kurt Weill: Die sieben Todsünden

Faulheit, Stolz, Zorn, Völlerei, Unzucht, Habsucht, Neid  - in seinem Ballet Chanté Die sieben Todsünden gibt Kurt Weill mit der Figur der Anna den Sünden eine neue Lesart. Das Werk feiert am 20. Mai in einer Inszenierung von David Pountney an der Opéra national du Rhin in Strasbourg Premiere. Es spielt das Orchestre symphonique de Mulhouse unter der Leitung von Roland Kluttig. Beate Vollack übernimmt die Choreographie, Marie-Jeanne Lecca das Bühnenbild.

Weill komponierte sein Ballett mit Gesang in sieben Bildern im Pariser Exil 1933. Dort hatte sich die Pariser Truppe „Les Ballets 1933“ unter dem Choreografen Georges Balanchine neu gegründet und suchte nach Werken für einen mehrteiligen Ballettabend. Auch einen Finanzier gab es bereits: den reichen Engländer Edward James, Mäzen der Truppe und Ehemann der Solotänzerin Tilly Losch. Dieser beauftragte Weill, ein Tanzstück für den Abend zu komponieren. Weill willigte ein, stellte aber eine Bedingung: Er wolle kein „gewöhnliches“ Ballett schreiben, sondern eines mit Gesang.

Als Texter hatte Weill ursprünglich den Schriftsteller Jean Cocteau vorgesehen. Dieser sagte jedoch aus Zeitgründen ab, sodass Weill sich an seinen alten Partner Bertolt Brecht wandte. Brecht und Weill waren ein erfahrenes Künstlergespann und hatten mit der Dreigroschenoper und dem Mahagonny Songspiel bereits bahnbrechende Theaterleistungen erbracht. In Paris kamen sie erstmalig nach ihrer Emigration wieder zusammen und arbeiteten zum letzten Mal gemeinsam an einem Werk. Innerhalb von zwei Wochen war das Ballett Die sieben Todsünden geschrieben. Am 7. Juni 1933 wurde es in der Choreographie von Georges Balanchine am Théâtre des Champs-Élysées uraufgeführt. Obwohl von den Kritikern in der Premiere gespalten aufgenommen, wurde es zu einem der bekanntesten Werke von Weill.

Kurt Weill – Die sieben Todsünden: zwei Seelen in einem Wesen


Anna wird von ihrer Familie auf eine siebenjährige Reise durch Nordamerika geschickt, um Geld für „ein kleines Haus am Mississippi“ zu verdienen. Die Figur der Anna ist zweigeteilt: Die Persönlichkeit spaltet sich in eine meist pragmatisch handelnde Anna I und eine emotionale Anna II. Auf ihrer Reise durch sieben amerikanische Städte begegnen den Annas die Versuchungen der sieben biblischen Todsünden und werden zu ihren Leidensstationen. Nach und nach geben sie ihre Träume und Ideale auf und kehren zuletzt desillusioniert zu ihrer Familie nach Louisiana zurück – die sitzt schon im neu erworbenen Eigenheim.

Musikalisch kommentiert Weill die Handlung in populären amerikanischen Musikstilen der 1920er Jahre wie Tango, Foxtrott, Polka oder Barbershop-Anklängen und bringt die Komik des Textes zum Vorschein. Besonders humoristisch wirkt ein Männerquartett, das als spießbürgerlich-kommentierendes Sprachrohr von Annas Familie fungiert. So ironisieren Weill und Brecht treffend die kleinbürgerliche Doppelmoral jeder Gesellschaft, die bereit ist, für Wohlstand ihre Werte und ihre Persönlichkeit zu opfern.
 „Es ist das übliche Durcheinander. Natürlich hat sich unter den Anhängern des alten Russenballetts eine kleine Partei gebildet, die unser Ballett als zu wenig „Ballett“ findet und nicht genug „reine Choreographie“. Dadurch hat es in den letzten Tagen große Kräche gegeben […] Balanchine steht zwar zwischen den Parteien, hat aber ausgezeichnet gearbeitet und tatsächlich einen Darstellungsstil gefunden, der zwar sehr tänzerisch, aber doch sehr real ist.“
- Kurt Weill in einem Bericht  über die Probenarbeiten an Bertolt Brecht

Das 35-minütige Werk wird bis zum 28. Mai an vier weiteren Abenden in Strasbourg aufgeführt. Außerdem präsentiert das Théâtre municipal die Produktion in Colmar  am 5. Juni, ebenso wie La Sinne in Mulhouse am 13. und 15. Juni. Am 22. Juni ist Die sieben Todsünden darüber hinaus zum letzten Mal in dieser Spielzeit am Staatstheater Braunschweig zu sehen.

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Foto: Staatstheater Braunschweig / Thomas M. Jauk