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Werk der Woche – Modest Mussorgskij: Boris Godunow

Gleich zwei Inszenierungen von Modest Mussorgskijs Oper Boris Godunow eröffnen das Jahr 2024: Am 14.01.2024 zeigt die Bayerische Staatsoper die Wiederaufnahme ihrer erfolgreichen Produktion im Nationaltheater München. Die Inszenierung von Calixto Bieito steht unter der musikalischen Leitung von Dima Slobodeniouk. Am 28.01.2024 folgt eine Neuinszenierung des Nationaltheaters Mannheim, das das Stück im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen zeigt. Regie führt hier Lorenzo Fioroni, am Pult steht Roberto Rizzi Brignoli. Beide Inszenierungen verwenden das historisch-kritische Aufführungsmaterial aus der Reihe “Edition Meisterwerke” der Verlagsgruppe Hermann.

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Werk der Woche – Julian Anderson: Symphony No. 2

Die jüngste der beiden Symphonien von Julian Anderson, seine Symphony No. 2, feiert am 08.12.2023 in der Severance Hall in Cleveland, OH, ihre US-amerikanische Erstaufführung. Das Cleveland Orchestra präsentiert das Stück unter der Leitung von Semyon Bychkov, der zu Beginn des vergangenen Jahres die Uraufführung bei den Münchner Philharmonikern dirigiert hatte. 

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Werk der Woche – Wolfgang-Andreas Schultz: Achill unter den Mädchen

Die Frage ist nicht ‘Sein oder nicht sein’, sondern ‘Wer möchte man sein’. In seiner Oper Achill unter den Mädchen wirft Wolfgang-Andreas Schultz Fragen nach Gender-Identität und -Vorbildern auf. Die Premiere findet am 17. März 2023 unter der Leitung von Oliver Tardy in einer Inszenierung von Franziska Severin im Prinzregententheater in München statt. In der Produktion der Theaterakademie August Everding spielt das Münchner Rundfunkorchester.

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"Der Rosenkavalier" an der Bayerischen Staatsoper: Online-Uraufführung der reduzierten Fassung

Am 21. März 2021 feiert Der Rosenkavalier von Richard Strauss an der Bayerischen Staatsoper München Premiere. Es ist gleichzeitig die Uraufführung der neuen Fassung für eine kleinere Orchesterbesetzung von Eberhard Kloke, die sich an der Instrumentierung von Ariadne auf Naxos orientiert.  Die Inszenierung von Barrie Kosky wird mit Spannung erwartet. In den Hauptrollen der hochkarätig besetzten Produktion sind Marlis Petersen als Feldmarschallin, Christof Fischesser als Baron Ochs von Lerchenau, Katharina Konradi als Sopie, Samantha Hankey als Octavian und Johannes Martin Kränzle als Herr von Faninal zu erleben. Am Pult steht Vladimir Jurowski.

Der Bearbeiter Eberhard Kloke über seine neue Fassung:

Die Premiere um 15:30 Uhr wird kostenfrei auf der Plattform Staatsoper.TV gestreamt und bei BR Klassik übertragen. Am 22. März wird die Aufzeichnung des Streams um 19:00 Uhr wiederholt.

 



 

Szenenfoto: © Bayerische Staatsoper / Wilfried Hösl
Portrait Eberhard Kloke: privat

Uraufführung eines Henze-Violinkonzerts im Livestream

Am 4. Februar 2021 gelangt die Konzertmusik für Violine und kleines Kammerorchester von Hans Werner Henze zur Uraufführung. Nachdem 2020 mehrere Konzerte abgesagt werden mussten, in dem das Stück hätte gespielt werden sollen, ist es nun in der Sendereihe "Horizonte" des Bayerischen Rundfunks zu hören. Unter der Leitung von Peter Tilling hat das Münchner Ensemble risonanze erranti das Werk im Studio eingespielt. Die Ur-Sendung um 22:05 Uhr am 04.02. gilt als Uraufführung.

Mit der Konzertmusik veröffentlicht Schott das bislang früheste Werk von Hans Werner Henze. Er schrieb es im Alter von 17 Jahren, noch bevor er sich mit Ende des Zweiten Weltkriegs sehr intensiv dem Komponieren widmen konnte und kurz darauf in den Verlag aufgenommen wurde.

Das Werk ist erkennbar von Paul Hindemith inspiriert. In der ausgesprochen kammermusikalischen Faktur übernehmen immer wieder Instrumente aus dem Ensemble – etwa Flöte, Trompete und die erste Violine I – solistische Passagen oder begleiten die Solovioline nur zu zweit oder zu dritt. Im Finale entspinnt sich aber zusehends ein "echtes" virtuoses Violinkonzert en miniature.

Porträt Hans Werner Henze: © Schott Music / Hans Kenner, 1955

Werk der Woche – Wilfried Hiller: Momo

Am 16. Dezember 2018 wird die Uraufführung von Wilfried Hillers Momo im Staatstheater am Gärtnerplatz in München gezeigt. Dabei wird die Schauspielerin Anna Woll in der Titelpartie der Momo zu sehen sein. Mit ihr auf der Bühne stehen die Gesangssolisten Maximilian Mayer als Gigi und Holger Ohlmann als Beppo sowie weitere Solisten, der Opern- und der Kinderchor des Hauses. Michael Brandstätter übernimmt die musikalische Leitung, Regie führt Nicole Claudia Weber.

Wolfgang Adenberg entwickelte aus dem gleichnamigen Kinder- und Jugendroman von Michael Ende das Libretto zu  Hillers Musiktheaterstück Momo, ein Auftragswerk für das Münchner Gärtnerplatztheater. Hiller pflegte eine langjährige künstlerische Partnerschaft mit Ende und notierte bei Arbeitstreffen immer wieder gesungene Melodien des Schriftstellers. In seiner neuen Familienoper versucht er nun Michael Ende in der Figur des Gigi zu porträtieren, indem er diese Melodien in seine Komposition mitaufnimmt. Beispielsweise zitiert Hiller in  den Pizzicati der Celli und Bässe die Gitarre, die der Schriftsteller mit zwei Fingern zupfen konnte. Auch die Figur des Meister Hora legt Hiller in besonderer Weise an: Meister Hora ist keine Einzelperson, sondern wird vom gesamten Chor verkörpert. In der Musik verwendet Hiller außerdem zu Beginn eine spärliche, aber gezielte Instrumentierung und lässt nur kleine Teilensembles im Orchester spielen. Erst in der Mitte der Handlung, wenn die Spannung zunimmt, kommt erstmals das Orchester im Tutti zum Einsatz.

Wilfried Hiller – Momo: ein Musiktheaterstück für Kinder in 18 Bildern

Momo ist arm und lebt in einer bescheidenen Behausung vor den Toren der Stadt. Dennoch hat sie viele Freunde, da sie die Gabe besitzt, den Menschen besonders gut zuzuhören. In der Stadt tauchen eines Tages die grauen Herren der Zeitsparkasse auf, die die Menschen dazu bringen, Zeit für später aufzusparen. Die Menschen vergessen durch das Sparen ihr Leben zu genießen und werden in Wahrheit um ihre Zeit betrogen. Nur Momo erkennt die Machenschaften der grauen Herren und versucht den Menschen durch ihr Zuhören die Augen zu öffnen. Mit der Hilfe von Meister Hora und dessen Schildkröte Kassiopeia sagt Momo den grauen Herren und der Zeitsparkasse den Kampf an. Durch einen Trick schafft sie es den geraubten Zeitvorrat zu befreien. Die grauen Herren lösen sich daraufhin in Luft auf und alle Menschen erhalten ihre Zeit zurück.
Momo: Was ist die Zeit?                                                                                                    Meister Hora: Die Zeit ist immer da, ist wie Musik, die wir nicht hören, weil sie ständig in uns klingt. Manchmal hörst du sie, so wie Wellen auf dem Wasser durch Wind entstehen. Und hier aus dem Nirgendhaus in der Niemalsgasse kommt die Zeit aller Menschen.

Hillers Musiktheaterstück wird im Gärtnerplatztheater noch bis zum 18. Januar 2019 noch an neun weiteren Terminen gezeigt. Des Weiteren ist  sein Singspiel Das Traumfresserchen bis zum 27. Dezember 2018 noch im Staatstheater Cottbus zu sehen.

© Christian POGO Zach

Werk der Woche – Bernd Alois Zimmermann: Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott

Das Jahr 2018 stand bei vielen Theatern und Orchestern im Zeichen des 100. Geburtstags von Bernd Alois Zimmermann. Zu diesem Anlass zeigt die Volksbühne Berlin am 26. November 2018 zum ersten Mal eine szenische Umsetzung seines Funkoratoriums Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott. Durch die Mitwirkung zahlreicher Ensembles werden 130 Chorsängerinnen und Chorsänger, 50 Musikerinnen und Musiker sowie und 12 Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne vertreten sein. Es musizieren die Kammersymphonie Berlin, der Haupt- und Mädchenchors der Sing-Akademie zu Berlin, der Männer des Staats- und Domchors Berlin und des Ensembles PHØNIX16, sowie Mitglieder der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und der Neuen Nachbarschaft Moabit. Regie führt Christian Filips, die musikalische Leitung übernimmt Kai-Uwe Jirka.

Zimmermann komponierte Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott nach Ende des 2. Weltkrieges im ausgebombten Köln. Die Textvorlage dazu bildete Pedro Calderón de la Barcas traditionelles Fronleichnamsspiel Les alimentos del hombre, das von Hubert Rüttger ins Deutsche übertragen wurde. In Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk wurde das Oratorium an Fronleichnam 1952 erstmals im Radio gesendet und danach fast gänzlich vergessen. Im Werk vermischen sich die Genres des Melodrams und der Oper, sowie frühe Versuche zur elektronischen Musik. Außerdem scheinen in ihm Einflüsse der Besatzungsmächte im Nachkriegsdeutschland vereint zu sein: Der Jazz der Amerikaner, französisches Klangfarbenspiel wie bei Debussy und Zitate der Ballets Russes sind Stil-Elemente von Zimmermanns Musik.

Bernd Alois Zimmermann – Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott: ein Funkoratorium


Nachdem Adam gegen das Gebot Gottes verstößt, wird er aus dem Paradies verbannt. Er muss nun als normaler Mensch auf der Erde leben und landwirtschaftliche Arbeit verrichten. Daran findet Adam jedoch keinen Gefallen und auch seine Kameraden Deckmann und Freßmann können ihm nicht weiterhelfen. Wenig später trifft der unzufriedene Adam auf den Teufel, der ihm rät Gott auf Unterhalt zu verklagen. So beginnt ein großer metaphysischer Gerichtsprozess.

Eigenart und Bedeutung dieses Weihespieles zur Verherrlichung der heiligen Eucharistie lassen in ihrer innigen Verbindung von Wort und Musik einzig und allein die Form des Funkoratoriums als entsprechend erscheinen.[…] Ich freue mich sehr auf diese grosse und schöne Aufgabe, vor allem deshalb, weil damit ein bisher fast völlig unbekanntes Werk Calderons der unverdienten Vergessenheit entrissen wird. – Bernd Alois Zimmermann

Im Zuge des Zimmermann-Jahres 2018 werden außerdem am  14. Dezember Zimmermanns Werke Dialoge, Sinfonie in einem Satz und Monologe vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Münchner Herkulessaal gespielt. Auch das WDR Sinfonieorchester zeigt in der Kölner Philharmonie an diesem und dem darauffolgenden Abend Musik von Zimmermann, nämlich sein Konzert für Violine und Orchester.

Werk der Woche – Carl Orff: Der Mond

Fast 80 Jahre nach der Uraufführung von Carl Orffs Märchenoper Der Mond hat es das Stück nun auch nach Taiwan geschafft: Das Taipei Symphony Orchestra bietet am 4. August 2017 eine szenische Produktion im National Theater Taipei dar und damit die taiwanesische Erstaufführung.

Vorlage für den Einakter, dessen Libretto Orff selbst schrieb, ist das Märchen Der Mond aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Schon dort erstrecken sich die drei Schauplätze – Himmel, Erde, Unterwelt – über den ganzen Kosmos, für dessen Ordnung der heilige Petrus verantwortlich ist. Dieses Universum lässt Orff aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählen und wählt deswegen für sein Stück die Bezeichnung "kleines Welttheater".

Zu der vertikalen Hierarchie vom Himmel bis zur Unterwelt kommt die horizontale Teilung der Erde. Diese besteht aus zwei spiegelgleichen Ländern, die je eine Hälfte der Bühne einnehmen sollen.

Carl Orffs Der Mond: Ein kleines Welttheater als Parabel für die Ordnung des Kosmos


Von den beiden Hälften der Erde wird zunächst nur jeweils diejenige erhellt, auf der sich der Mond befindet. Die andere Seite hingegen befindet sich nachts in völliger Dunkelheit. Von dort kommen vier Burschen, die auf der hellen Seite den an einen Baum gebundenen Mond entdecken; ohne zu zögern stehlen sie ihn, um ihr eigenes Dorf auf der dunklen Seite der Erde zu erhellen. Als sie Jahre später nacheinander sterben, wird je ein Viertel des Mondes mit ihnen begraben und in die Unterwelt gebracht. Dort zu seinem Ganzen vereint, weckt der Mond mit seinem Licht die Toten aus ihrer Grabesruhe. Diese nehmen ihre alte zügellose Lebensweise wieder auf. Vom Tumult in der Unterwelt alarmiert, steigt Petrus hinab, um für Ordnung zu sorgen. Allerdings verfällt auch er dem Alkohol und feiert mit, bis er schließlich, müde geworden, die Unterweltler wieder zur Vernunft bringt und den Mond mit an den Himmel nimmt, wo er fortan die ganze Welt erleuchtet.

Die Musik setzt sich zusammen aus Modellen des Orff-Schulwerkes für den Mond, aus Klängen wie bei "In Taberna" aus Carmina Burana für die Unterwelt sowie aus Gassenhauern und Tanzmusik, um das Leben der einfachen Leute zu illustrieren. Dazu verwendet er eine große romantische Orchesterbesetzung mit reichlich Schlagwerk.
Diese Erzählung, die ich in den von Wilhelm und Jakob Grimm gesammelten und herausgegebenen 'Kinder- und Hausmärchen' fand, nahm ich als Vorlage für ein Stück, das ein nachdenkliches Gleichnis von der Vergeblichkeit menschlichen Bemühens, die Weltordnung zu stören und gleichzeitig eine Parabel vom Geborgensein in eben dieser Weltordnung werden sollte. – Carl Orff

An drei aufeinanderfolgenden Tagen, vom 4. bis zum 6. August 2017 ist das Stück in Taipei zu sehen. Ein Tipp für Freunde der Musik von Carl Orff in Mitteleuropa, die nicht so weit reisen wollen: Das Marionettentheater München spielt am 12. August eine Puppenumsetzung von Carmina Burana. Auf der Profilseite von Carl Orff finden Sie weitere Aufführungstermine.

Werk der Woche - György Ligeti: Ramifications

Am 22. September wird György Ligetis Ramifications vom Norwegian Chamber Orchestra unter der Leitung von Per Kristian Skalstad in Oslo zu hören sein. Auch drei Tage später kommt es zu einer Aufführung des Streichorchester-Werks: Pascal Gallois dirigiert das Orchester der Musicales de Quiberon im Palais des congrès Louison Bobet im französischen Quiberon.



Der 1923 als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern geborene Ligeti komponierte Anfang der 1960er Jahre Musik mit dichten, fast starren klanglichen Strukturen, wie etwa in seinem Orchesterstück Atmosphères aus dem Jahr 1961. Diese Strukturen lockerten sich später immer mehr auf und wurden beweglicher. Ramifications stellt kompositorisch eine Weiterentwicklung seiner Arbeitsweise mit komplexen musikalischen Netzgebilden dar.

György Ligetis Ramifications – Von „dicht und statisch“ zu „durchbrochen und beweglich“


Obwohl es auch in Ramifications statische Klangfelder gibt, dominieren die feinmaschigen Netzgebilde in der Komposition. Der Titel, auf Deutsch „Verästelungen“, bezieht sich auf die polyphone Technik der Stimmführung: Die Einzelstimmen bewegen sich unterschiedlich, bilden jedoch Bündel, die sich allmählich auflösen. Einzelne Momente, in denen die Stimmen wieder zusammenlaufen, bewirken das Wechselspiel aus Vereinigung und Verästelung in der Musik. Neu für Ligeti ist die hyperchromatische Harmonie: Aufführungstechnisch wird dies ermöglicht, indem die Hälfte der Streicher um einen Viertelton hinaufgestimmt wird. Die resultierende Musik ist jedoch nicht vierteltönig, denn beim Greifen der Saiten entsteht eine Schwankung der Tonhöhen, sodass man fast nie exakte Vierteltonabstände, sondern kleinere oder größere mikrotonale Abweichungen hört.
Ramifications sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ‚dicht und statisch‘ zu ‚durchbrochen und beweglich‘. Besonders in den Gegenden, in denen das musikalische Gewebe durchsichtig und engmaschig ist, erscheint eine ganz neue Art von ‚unsicherer‘ Harmonik, als ob die Harmonien der gleichmäßigen Temperatur oder gar der Diatonik ‚verdorben‘ wären. Die Harmonien haben einen ‚haut goût‘, Verwesung ist in die Musik eingezogen. Ramifications sind ein Beispiel dekadenter Kunst. – György Ligeti

Auch in Deutschland hat man in dieser Woche die Gelegenheit, die Musik Ligetis zu erleben: Seine Études pour piano werden am 19. September im Rahmen des Beethovenfests Bonn von dem Pianisten Boris Berezowsky gespielt. Am gleichen Tag und auch am Tag darauf führt das Bayerische Staatsorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko Lontano für großes Orchester im Nationaltheater in München auf. Mysteries of the Macabre für Koloratursopran und Kammerorchester wird gleich drei Mal gespielt: Am 20. September sind das Philharmonische Orchester Gießen unter der Leitung von Michael Hofstetter und die Sopranistin Marie Friederike Schöder zu hören. Die Düsseldorfer Symphoniker, dirigiert von Alexandre Bloch, führen das Stück am 23. und 25. September gemeinsam mit Eir Inderhaug in der Tonhalle in Düsseldorf auf.

Werk der Woche - Hans Werner Henze: Suite "Die Zikaden"

Am 1. Juni 2016 wäre Hans Werner Henze 90 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass wird nun die Suite „Die Zikaden“ aus Orchesterstücken zu einem Hörspiel von Ingeborg Bachmann posthum uraufgeführt. Das Stück wird am 1. Juni im Stadtcasino Basel unter der musikalischen Leitung von Dennis Russel Davies mit dem Symphonieorchester Basel zu hören sein. Eine Wiederholung des Konzerts findet am 2. Juni, ebenfalls im Stadtcasino, und am 3. Juni mit derselben Besetzung im Temple du Bas in Neuchâtel statt.

Dass diese Suite 2014 in Henzes Nachlass gefunden wurde, ist eine kleine Sensation: Denn es hatte kaum Gelegenheiten gegeben, die Musik aufzuführen, da die Partitur nie veröffentlicht wurde. Sie wurde nur ein einziges Mal für die Produktion der Ursendung gespielt und so waren die einzigen Gelegenheiten sie zu hören, wenn Rundfunkanstalten die Aufzeichnung sendeten. Wenige Jahre vor seinem Tod beschäftigte sich Henze jedoch noch einmal mit der Komposition zum Hörspiel und stellte aus dem Material eine Konzertsuite zusammen.

Realitätsflucht und Utopie: Die Zikaden als Suite


Die Künstlerfreundschaft zwischen Henze und Bachmann kann zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Beide hatten sich im Herbst 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennengelernt. Durch ihre fruchtbare und innige Beziehung entstanden inden folgenden Jahren mehrere gemeinsame Werke. Das zentrale Thema des Hörspiels „Die Zikaden“ ist die Realitätsflucht. Auf einer nicht genauer benannten Insel im Süden versuchen die Figuren, ihr altes Leben mit all seinen Mühen, Ängsten, Entbehrungen und Schmerzen hinter sich zu lassen. Jedoch müssen sie schnell erkennen, dass diese Utopie trügt und das Leben auf der Insel dasselbe ist, wie überall. Der Gesang der Zikaden steht emblematisch für diese Illusion. Als menschliche Wesen nutzten diese ihren Gesang zur Weltflucht, jedoch um den Preis ihres Menschseins.

In einem Brief an Bachmann aus der Zeit der Entstehung beschreibt Henze seine Musik sowie den Umgang mit dem Hörspiel so:
Das Manuskript von "Die Zikaden" enthält einige Seiten schmerzlichen Wohllauts und zarter Klage, zitternder Ironie unter halbgeschlossenem Augenlid, ungezügelter Ausbruch und nur halb gelungene, wie unter Zwang herbeigeführte, wider Willen bejahte – und doch nicht bejahte – Mäßigung. Kurz: es ist getan, mein devoter Versuch, einen Klang dem Klang beizugeben, mich in die Welt deines Worts einzuleben und einen Widerhall dieser Welt zu tönenden Akten zu binden. – Henze an Ingeborg Bachmann, Brief vom 13.1.1955

In den Wochen um den 90. Geburtstag finden zahlreiche weitere Aufführungen von Henzes Kompositionen statt: So inszeniert inszeniert Dieter Kaegi am 31. Mai die Kinderoper Pollicino im Teatro Regio in Turin und vom 3. bis 5. Juni werden im Rahmen der Tage für neue Gitarrenmusik 2016 verschiedene Stücke des Komponisten an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen zu hören sein. Das große Ballett Undine feiert am 24. Juni im Bolshoi Theater in Moskau Premiere und vom 29. Juni bis zum 1. Juli stehen in den Konzerten der Münchner Philharmoniker die Nachtstücke und Arien nach Gedichten von Ingeborg Bachmann mit der Sopranistin Claudia Barainsky auf dem Programm.