Chaya Czernowins neue Oper
Infinite now wird am 18. April in der Opera Vlaanderen in Gent uraufgeführt. Die Regie übernimmt Luk Perceval, das Orchester leitet Titus Engel.
Infinite now entstand als Kooperationsprojekt des Nationaltheaters Mannheim, der Opera Vlaanderen und des IRCAM Paris.
Das Libretto stammt von der Komponistin in Zusammenarbeit mit Luk Perceval und basiert sowohl auf der Kurzgeschichte
Homecoming der chinesischen Autorin Can Xue als auch auf dem Theaterstück
Front von Luk Perceval, einer Dramatisierung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman
Im Westen nichts Neues. Sie vereint das Thema des „Verharrens“: In
Front liegen die Soldaten im Graben, und sind einem scheinbar nicht endenden Kampf ausgeliefert. Sie rücken einige Kilometer vor, um dann wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückzukehren. In
Homecoming glaubt eine Frau, auf ihrer Reise ein Haus zu durchqueren, bis sie merkt, dass es unmöglich ist, das Haus zu verlassen. So verschmelzen in der Oper zwei scheinbar fremde Welten, deren Gemeinsamkeit ist, Hoffnung im einfachsten Element des Lebens zu finden.
Czernowins Infinite now: Die Existenz im Hier und Jetzt
Infinite now liegt eine Struktur zugrunde, die von immer wiederkehrenden und wachsenden Formen geprägt ist. Jeder Akt beginnt mit dem Klang eines Eisentors. Es sind immer Variationen desselben Klangs, auch wenn er oft kaum wiedererkennbar ist. Darauf folgt eine kleine rein musikalische Szene, erst danach setzt der Text ein. Auch die sechs Sänger folgen einer klaren Struktur: Sie sind in zwei Trios untergliedert, die jeweils einer der beiden Textschichten zugeteilt sind. So wird das
Front-Material von einem Trio aus Alt, Sopran und Bass interpretiert, die
Homecoming-Geschichte hingegen von Mezzosopran, Bariton und Countertenor. Die Hauptfiguren der zwei Geschichten verkörpern Alt und Countertenor. Wenn diese beiden zusammen singen, verschmelzen sie gewissermaßen zu einer androgynen Stimme.
In diesem Sinne geht es in der Oper nicht nur um das „nach Hause kommen“ oder den 1. Weltkrieg. Sie handelt von unserer Existenz im Hier und Jetzt. Wie wir überleben, wie wir zum Überleben bestimmt sind und wie selbst der kleinste Funken Lebenskraft unser Überleben und damit vielleicht Hoffnung ermöglicht. – Chaya Czernowin
Nach der Uraufführung von
Infinite now folgen am 20., 22. und 23. April weitere Aufführungen in Gent. Danach finden am 30. April und 3. und 6. Mai Aufführungen in Antwerpen statt. Am 26. Mai folgt die deutsche Erstaufführung am Nationaltheater Mannheim, am 14. Juni die französische Erstaufführung in der Cité de la Musique in Paris.
Photo: Frühe
Infinite now-Skizze der Komponistin Chaya Czernowin