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Werk der Woche – Kurt Weill: Die sieben Todsünden

Die sieben Todsünden ist eines der bekanntesten Werke von Kurt Weill. Am 21. September ist das gemeinsam mit Bertolt Brecht verfasste "Ballet Chanté" erstmals in einer neuen Fassung mit einem kleinen, 15 Instrumente umfassenden Ensemble zu hören. Sarah Maria Sun in der Rolle der Anna steht an der Seite des Ensemble Modern unter der Leitung von HK Gruber auf der Bühne beim Beethovenfest Bonn. Gruber hat die neue Instrumentierung gemeinsam mit Christian Muthspiel in Zusammenarbeit mit der Kurt Weill Foundation und Schott Music verfasst.


Brechts Text ist nicht in seiner Zeit gefangen, sondern sehr aktuell. Heute sind "Die sieben Todsünden" als Manifest gegen den entfesselten, männerdominierten Kapitalismus zu verstehen und sie sind ein gefährliches Stück – für die Kapitalisten. Denn hier offenbart sich die Funktionsweise unserer Welt. Das Werk sagt uns heute noch viel mehr als vor 20 oder 30 Jahren. (HK Gruber)

Die sieben Todsünden: Ein ikonisches Werk in neuer Instrumentierung


Auf Anregung der Kurt Weill Foundation for Music stellt die neue Gruber/Muthspiel-Fassung bietet eine Möglichkeit für kleine Ensembles, Theater und Tanzcompagnien dar, Die sieben Todsünden auf die Bühne zu bringen. Das Stück ist nun auch für singende Schauspielerinnen in den Hauptrollen zu bewältigen. So eröffnen sich neue Möglichkeiten, diesen modernen Klassiker in kreativen Produktionen und an neuen Spielorten zu entdecken. Anna I und Anna II (eine oder zwei Sopranistinnen) der neuen Fassung werden von einem Männer-Vokalquartett und einem wie folgt besetzten Ensemble begleitet:

1 (auch Picc.) · 0 · 2 · 1 - 1 · 1 · 1 · 0 - S. (P. · Beck. · Tamt. · 3 Tomt. · gr. Tr. mit Beck.) (1 Spieler) - Klav. · Banjo (auch Git.) - Str. (1 · 1 · 1 · 1 · 1)

Spätestens seit seinem weltweit erfolgreichen Dreigroschenoper-Album mit dem Ensemble Modern vor 20 Jahren ist HK Gruber einer der prominentesten Weill-Interpreten. Die neue Fassung zeigt sein tiefes Verständnis von Weills Kompositionsweise und bleibt der Originalversion treu. Unter Beibehaltung der Tonarten bewahren die Bearbeiter die charakteristischen Klangfarben und den dramatischen Zugriff der Version mit großem Orchester.

Im Oktober gehen Ute Lemper und die Kammerakademie Potsdam mit der Originalfassung von Die sieben Todsünden auf Tournee. Unter anderem gastieren sie in der Tonhalle Düsseldorf, der Elbphilharmonie Hamburg, der Alten Oper Frankfurt, in Nikolaisaal Potsdam und in der Berliner Philharmonie.
Die vielbeachtete Stuttgarter Produktion aus der vergangenen Spielzeit (Foto) ist ab März 2020 wieder zu sehen. Sie stellte die erste Zusammenarbeit sämtlicher Sparten der Staatstheater nach über zehn Jahren dar. Darin tritt die Elektroclash-Ikone Peaches als Anna auf und ergänzt den Abend mit einer Performance ihrer größten Hits unter dem Motto "Seven Heavenly Sins".

 

Foto: Staatstheater Stuttgart / Bernhard Weis

Werk der Woche - Thomas Larcher: Das Jagdgewehr

Am 15. August 2018 wird Thomas Larchers erste Oper Das Jagdgewehr bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt. Die Regie übernimmt der erfolgreiche Schauspieler und Filmregisseur Karl Markovics. Michael Boder leitet das Ensemble Modern und die Schola Heidelberg. Solisten sind Robin Tritschler als Dichter, Andrè Schuen als Josuke Misugi, Sarah Aristidou​ als Shoko, Giulia Peri​ als Midori und Olivia Vermeulen als Saiko. 

Das Libretto zu Das Jagdgewehr, dem Yasushi Inoues gleichnamiger Kurzroman von 1949 als Vorlage dient, stammt von Friederike Gösweiner. Die Oper erzählt in drei Akten die Geschichte einer geheimen Liebschaft in Form von drei Briefen.

Thomas Larcher: Das Jagdgewehr: eine zeitlose Geschichte


Das Stück beginnt mit einem vom Chor gesungenen Gedicht über einen einsamen Jäger. In dem Glauben, dass er die Figur des Gedichtes darstellt, schreibt der Jäger Josuke Misugi dem Dichter, um ihm den Grund seiner Traurigkeit zu erklären. Dazu schickt er ihm drei Briefe von drei Frauen, die in einer engen Verbindung zu ihm stehen: Von seiner Frau Midori, seiner Nichte Shoko und seiner Geliebten Saiko. Durch diese Briefe entfaltet sich eine Geschichte von Betrug und Geheimnissen, die schließlich in einer Tragödie endet.
„Als ich Das Jagdgewehr zum ersten Mal las, war ich sofort von seiner Zeitlosigkeit gefesselt. Die zentralen Aspekte des Werks sind die Illusionen, die wir in fast jeder Beziehung aufrechterhalten, aber auch die tiefe Einsamkeit, die jedem Menschen eigen ist. Unter der scheinbar ruhigen Handlung übernimmt es die Musik zu sagen, welche Stürme in den handelnden Personen toben, mikroskopisch fein leuchtet sie deren Empfindungen aus. Wie so viele japanische Texte besitzt auch Das Jagdgewehr eine ritualhafte Seite, der ich in meiner Oper mit einer an Passionen erinnernden Anlage folge. Der Klang der solistisch besetzten Instrumente wird durch die sieben Choristen in den Raum hinein erweitert." – Thomas Larcher

Zwei weitere Aufführungen werden am 17. und 18. August zu sehen sein. Die Inszenierung wird außerdem aufgezeichnet und auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Im Sommer 2019 erlebt Das Jagdgewehr seine Britische Erstaufführung und gelangt in Aldeburgh und London auf die Bühne.

 

©Illustration: Bregenzer Festspiele GmbH / moodley brand identity

Werk der Woche: Conlon Nancarrow – Studies for Player Piano

Conlon Nancarrow komponierte fast ausschließlich für ein Instrument: das mechanische Selbstspielklavier "Player Piano". Die Studies for Player Piano sind eine Sammlung von über 50 Einzelwerken. Am 8. Juli 2017 führt das Ensemble Modern im Auditório Claudio Santoro in Campos do Jordão die Study No. 7  in einer Bearbeitung für Kammerorchester erstmals in Brasilien auf. Es dirigiert Vimbayi Kaziboni.



Nachdem der 1912 in Arkansas geborene Komponist zu Beginn seiner Komponistenlaufbahn auch Kammermusik geschrieben hatte, komponierte er ab den späten 1940er Jahren mehrere Jahrzehnte lang nur noch Stücke ohne Instrumentalisten: Da er mit der Umsetzung seiner Werke häufig unzufrieden war und auch die Interpreten gelegentlich ihren Unmut über die Komplexität dieser Kompositionen äußerten, suchte Nancarrow nach einer Alternative ohne Musiker. Fortan komponierte er sämtliche Werke für Player Piano. Dazu kaufte er sich ein solches Instrument, das er nach seinen Klangvorstellungen modifizierte, ebenso wie die nötige Maschine, um die Notenrollen per Hand zu stanzen. Jedes Stück nannte er schlicht „Study“ und versah die entstandenen Werke mit einer vorlaufenden Nummerierung. In einigen der früheren Studies verarbeitete er Elemente aus Jazz oder Tango, spätere Werke legte er als Kanon an. Gemeinsam ist allen - neben der Instrumentierung - die rhythmische Komplexität, die Nancarrow in akkuraten mathematischen Berechnungen auf die Rollen übertrug.

Conlon Nancarrows Studies for Player Piano: eine rhythmische Herausforderung


In den 1980er Jahren erlebte der zurückgezogen in Mexiko lebende Nancarrow durch die Zusammenarbeit mit György Ligeti einen enormen Aufschwung seiner Bekanntheit und Popularität. Von der Verbindung aus mathematischer Präzision und musikalischer Expressivität fasziniert, kam der Wunsch auf, die Studies for Player Piano für Instrumentalisten spielbar zu machen. Mittlerweile sind viele Pianisten in der Lage, die Studies aufzuführen und es gibt zahlreiche Arrangements für unterschiedliche Besetzungen. Das Ensemble Modern spielt  Nancarrows Study No. 7, die mit sechs Minuten Aufführungsdauer schon zu den längeren und komplexesten der frühen Studies zählt. Dem Stück liegen zwei verschiedene Tempi zu Grunde, Geschwindigkeit und Dichte nehmen ständig zu. Um sowohl den rhythmischen Anforderungen als auch dem musikalischen Ausdruck gerecht zu werden, ist eine äußerst exakte Spielweise erforderlich. Die Bearbeitung für Kammerorchester stammt von Yvar Mikhashoff.
Ich schreibe einfach nur Musik. Und es geschieht wie von selbst, dass viele meiner Stücke unspielbar sind. Ich habe nicht die geringste Absicht, sie unspielbar zu machen. Einige wenige meiner Stücke können sogar ganz leicht gespielt werden - einige wenige. – Conlon Nancarrow

Eine weitere Aufführung der Study No. 7 präsentiert das Ensemble Modern im Rahmen seiner Brasilien-Tournee am 10. Juli 2017 in São Paulo.

 

Foto: © Otfried Nies (Conlon Nancarrow)

Werk der Woche: Alexander Goehr - Verschwindendes Wort

Alexander Goehrs Verschwindendes Wort wird am 25. und 26. November zur britischen bzw. deutschen Erstaufführung gebracht. Das Ensemble Modern spielt das Werk in der Londoner Wigmore Hall, und am Folgetag in der Alten Oper Frankfurt. Lucy Schaufer und Christopher Gillet leihen den "Verschwindenden Worten" ihre Stimme.

Verschwindendes Wort ist ein gemischter Zyklus aus Liedern, Duetten und Instrumentalstücken für Mezzosopran, Tenor und Ensemble. Er wurde zuerst 2013 für zwei Stimmen und Klavier komponiert, und 2015 instrumentiert. Verschwindendes Wort beschäftigt sich mit der Mehrdeutigkeit von Worten und der Entfremdung des Menschen von der Natur. Goehr vertont sieben Texte von sechs verschiedenen Autoren, darunter Jakob Böhme, Rainer Maria Rilke und Ingeborg Bachmann, die jeweils eine andere Perspektive auf das Problem von Bedeutung und Verständlichkeit eröffnen. Zwischen den gesungenen Sätzen bieten fünf instrumentale Präludien den Worten Gelegenheit in ihnen zu verschwinden.

Verschwindendes Wort von Alexander Goehr – Von der Bedeutung der Bedeutung


Verschwindendes Wort beginnt mit dem Bild des Sprachbaums, wie ihn sich der deutsche Mystiker Jakob Böhme im 17. Jahrhundert vorstellte: Durch Wachstum und Spaltung wurde die universelle Natursprache in viele schwache Sprachen geteilt. Im zweiten Gesang vertont Goehr die Geschichte, wie Adam von Gott beauftragt wurde jedem Tier einen Namen zu geben. In den folgenden Sätzen reflektieren Gedichte auf unterschiedliche Art und Weise den Umgang mit Worten. Die Texte erregten Goehrs Aufmerksamkeit, als er an dem Bariton-Zyklus TurmMusik arbeitete. Dieses Werk setzt sich mit der Geschichte des Turmbaus zu Babel auseinander, ist thematisch also eng mit Verschwindendes Wort verwandt.

Verschwindendes Wort wurde am 22. Januar 2016 in New York uraufgeführt. Der 35 Minuten lange Zyklus wurde dort für seine Kombination von Mystik und Transparenz gelobt.
Den Eindruck den ich erzeugen will ist einer von Transparenz: Der Hörer sollte, sowohl in sukzessiven als auch in simultanen Dimensionen der Partitur, das Alte unter dem Neuen und das Neue aus dem Alten hervorgehen sehen. – Alexander Goehr

Neben Verschwindendes Wort bringt das Ensemble Modern in den Konzerten in London und Frankfurt auch zwei neue Stücke Goehrs zur Uraufführung, die Manere I von 2008 zu einem Triptychon ergänzen: Auf Manere II für Klarinette und Horn folgt Manere III, in dem die Besetzung von einer Violine zu einem Trio ergänzt wird. Das Wort "Manere" bezeichnet ein bestimmtes Melisma in gregorianischen Chorälen, das bis zum 14. Jahrhundert häufig verwendet wurde und danach weitgehend verschwand.