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Werk der Woche – Jörg Widmann: Schumannliebe

Er hat seine Liebe für Robert Schumann nie verheimlicht: Der Komponist Jörg Widmann betrachtet ihn als sein großes Vorbild und hat seine Musik immer wieder von Schumanns Kompositionen inspirieren lassen. Am 4. Oktober 2023 wird die Uraufführung seines neuen Stücks Schumannliebe für Gesang und Ensemble in der Casa da Música in Porto, Portugal, zu hören sein. Der Bariton Matthias Goerne wird gemeinsam mit dem Remix Ensemble unter der Leitung von Peter Rundel musizieren. 

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Werk der Woche – Xian Xinghai: Yellow River

Xian Xinghai: Yellow River

Yellow River ist ein etwas anderes Klavierkonzert: Das mit Politik aufgeladene Werk, basierend auf der Kantate mit demselben Namen von Xian Xinghai, wird von den Nürnberger Sinfonikern nach Deutschland gebracht. Unter musikalischer Leitung von Renchang Fu und Haiou Zhang am Piano kann man das Stück am 8. Oktober in Nürnberg und am 10. Oktober in Hamburg hören.

Xian Xinghai ist einer der bekanntesten Repräsentanten chinesischer Musik aus europäischer Sicht. Sein studentischer Weg führte ihn 1931 - 1935 nach Paris, wo er als erste asiatische Person am Konservatorium, unter zum Beispiel Paul Dukas, Komposition studierte. In dieser Zeit schrieb er die Kantate “Huang He (Yellow River)” als Reaktion auf den Zweiten Sino-Japanischen Krieg. Aufgrund der deutschen Invasion wurde jedoch seine Heimreise verhindert. Xian kam in Kasachstan unter, bis er 1945 aufgrund gesundheitlicher Mängel nach Moskau ging, wo er im gleichen Jahr aufgrund deren Folgen erlag. 

 

Yellow River von Xian Xinghai, ein Komponist des Volkes

Während der chinesischen Kulturrevolution sollte dieses Werk eine Renaissance erfahren. Da keine westliche Musik gespielt werden durfte, waren viele professionelle Musiker:innen arbeitslos. So wurde der kluge Schachzug getätigt, dieses historisch relevante Stück zu einem Klavierkonzert umzuschreiben und die chinesische Welt der Orchestermusik wieder aufleben zu lassen. Nach einigen Interviews mit Zeitzeugen des Krieges wurde das Konzert durch die Zusammenarbeit von Yin Chengzong, Chu Wanghua, Liu Zhuang und Sheng Lihong geschrieben. Durch die Umwandlung der Instrumentation zu einem konventionellen Sinfonieorchester, bis auf eine chinesische Flöte, entstand ein Verbund chinesischer und europäischer Ästhetik. Das Klavierkonzert Yellow River ist somit ein historisches Dokument und Vermächtnis einer komplizierten Phase chinesischer Kulturpolitik.

 

Ah, der Gelbe Fluss!

Du bist die Wiege der chinesischen Nation!

Fünftausend Jahre alte Kultur,

Stammen von dir;

Wie viele Heldengeschichten,

Spielen an deiner Seite!

 

Das Klavierkonzert Yellow River wird am 8. Oktober in Nürnberg in der Meistersingerhalle und am 10. Oktober in Hamburg in der Elbphilharmonie gespielt.

 

Info-Box:

Aufführungsmaterial

Studienpartitur

Nürnberger Sinfoniker

Elbphilharmonie

 

Foto: Zimu / Adobe

Werk der Woche - Paul Hindemith: When lilacs last in the door-yard bloom‘d

2019 feiert die Welt den 200. Geburtstag des großen amerikanische Dichters Walt Whitman. Von ihm stammen die Worte für Paul Hindemiths Requiem When lilacmay s last in the door-yard bloom‘d. Das Werk  ist am 18. und 19. Januar 2018 in der Elbphilharmonie Hamburg mit Gerhild Romberger und Matthias Goerne als Soli sowie dem RIAS Kammerchor, dem NDR Chor und dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung  von Christoph Eschenbach zu hören.

Hindemith komponierte das Werk  für Mezzosopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester im amerikanischen Exil kurz nach seiner Einbürgerung. Er verneigt sich damit vor dem Land, das ihn so bereitwillig aufnahm. Grundlage bildet Whitmans gleichnamiges Gedicht. Hindemiths Bewunderung für diese Dichtung drückte sich jedoch schon in früheren Kompositionen aus:  Bereits 1919 vertonte er die neunte Strophe in seinen 3 Hymnen von Walt Withman und in einem Lied der 9 English Songs in den frühen 1940er Jahren. Letzteres verwendete er auch in seinem 1946 vollendeten  Requiem, das im gleichen Jahr noch in New York uraufgeführt wurde. Die selbst angefertigte deutsche Fassung  kam erstmals 1948 in Perugia zur Aufführung.

Paul Hindemith: A Requiem ‚for those we love‘ – Gedenken an die Opfer des Krieges


Das Requiem war eine Auftragskomposition zum Tod des Amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, wodurch eine geschichtliche Parallele zu Whitmans Gedicht entsteht: In diesem drückt der Dichter seine Betroffenheit angesichts des Todes Abraham Lincolns aus. Durch Hindemiths zusätzliche Bezeichnung „for those we love“ erlangt das Requiem jedoch über diesen Kontext hinaus größere Bedeutung. So bezieht er den in Whitmans Text thematisierten Frieden und die Verbrüderung der Feinde auf den ausgehenden Krieg und drückt seine Verzweiflung und Anteilnahme über das Schicksal der Juden während der NS-Zeit aus. Hierbei verarbeitet er musikalisch die poetisch-symbolischen Bildmotive Flieder, Vogel und Stern, die für Liebe, Gesang und Persönlichkeit stehen.
In jungen Jahren mag Landschaft, Stimmung, Erziehung und persönliche Verbundenheit zu Dingen und Ereignissen ein wichtiger Stimulus für die künstlerische Arbeit sein. Ich finde aber nun, dass die Geschichte von Personen, Ereignissen und Erlebnissen sowie ihre Interpretation und Gestaltung durch künstlerische Mittel gar nicht so sehr mit diesen Äußerlichkeiten verbunden ist. Es kommt darauf an, wie einer seine Erfahrungen verarbeitet und nicht darauf, immer wieder neue an Ort und Stelle zu sammeln… - Paul Hindemith

Besonders in der Aufnahme mit Cornelia Kallisch, Krister St. Hill, dem Rundfunkchor Berlin und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Lothar Zagrosek kommt Hindemiths Werk zur Geltung. Zu den bevorstehenden 200. Geburtstagen der Dichter Walt Whitman und Herman Melville im Jahr 2019 haben wir in der neuen Ausgabe von Schott Journal Repertoire zum Thema "American Romantics" zusammengestellt. Unten können Sie das Heft als PDF-Datei herunterladen und diese besondere Farbe der Weltliteratur in musikalischer Form entdecken.

 

Werk der Woche – Hans Werner Henze: Das Floß der Medusa

Mit dem Oratorium Das Floß der Medusa schuf Hans Werner Henze zusammen mit dem Schriftsteller Ernst Schnabel ein Werk über eine tragisch wahre Begebenheit. Die Erzählung über ein Schiffsunglück wird vom SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Peter Eötvös am 15. November im Konzerthaus Freiburg und am 17. November 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg gespielt.

1816 – Das Schiff Medusa mit 400 Menschen an Bord erleidet an der Westafrikanischen Küste Schiffbruch. Der Platz auf den Rettungsbooten ist zu knapp, so dass ein Floß gebaut wird, um die übrigen Passagiere an Land zu retten. Doch der Plan scheitert: Nach kurzer Zeit wird die Seilverbindung zwischen den Booten und dem Floß gekappt und die Menschen auf dem Floß ohne Vorräte ihrem Schicksal überlassen. Henze erinnert mit seinem Werk Das Floß der Medusa an das Schiffsunglück und richtet den Blick auf den Zeitpunkt an dem Moral, Gesetze  und gesellschaftliche Unterschiede wegbrechen. Henzes und Schnabels kapitalismuskritisches Werk ist im Angesicht der Flüchtlingskrise unserer Gegenwart und der vielen auf hoher See ums Leben gekommenen Menschen  von verstörender Aktualität.

Die Handlungsebene ist aufgeteilt in zwei Seiten: Leben und Tod. La Mort, also der Tod, wird durch eine Sopranistin dargestellt, die mit ihrem Sirenengesang versucht die Überlebenden auf ihre Seite zu ziehen.  Das Leben hingegen wird durch den Seejungen Jean- Charles verkörpert, der bis zum Ende ums Überleben kämpft, während nach und nach die anderen Menschen auf die Seite des Todes wechseln. Zwischen Leben und Tod vermittelt der Erzähler Charon, angelehnt an den Fährmann der Unterwelt aus der griechischen Mythologie.  Inspirationsquelle für Das Floß der Medusa bildet für Henze das Gemälde Le Radeau de la Méduse aus dem Jahr 1819 des französischen Malers Théodore Géricault, dessen Stimmungen und Figuren er auf die Musik überträgt. So ordnet er den lebenden Figuren Blasinstrumente zu und er setzt deren Atem und Schreie musikalisch um, wohingegen die Toten bei ihrem Übertritt ins Totenreich von Streichinstrumenten begleitet werden.
Le Radeau de la Meduse, das große im Louvre zu bewundernde Gemälde von Théodore Géricault, hatte ich deutlich vor Augen, als ich anfing, mir Gedanken über die Musik zu machen. Die Menschenpyramide auf dem Gemälde, an deren Spitze unser Held, der Mulatte Jean-Charles, erkennbar ist, wie er den roten Fetzen einem in großer Entfernung dahersegelnden Boot zuschwenkt, das poetisch die Hoffnung bedeutet und in der Tat vielleicht sogar die Rettung -  die ist gleich zu Anfang unseres Stücks präsent. – Hans Werner Henze

Im Rahmen des Programms "Elbphilharmonie+" lädt am 16. November ein Streichquartett aus dem SWR Symphonieorchester begleitend zu Das Floß der Medusa zu einem Gesprächskonzert, in welchem neben Musik von Béla Bartók und Emin František Burian Texte von Geflüchteten gelesen werden. Ein Mitschnitt der Aufführung in der Elphilharmonie ist am 26. November auf SWR 2 zu hören. Eine szenische Umsetzung des Oratoriums folgt ab dem 13. März 2018 an der Nationale Opera Amsterdam.

Werk der Woche – George Gershwin: Concerto in F

Nach seinem großen Erfolg mit Rhapsody in Blue erhielt George Gershwin von der New York Symphony Society den Auftrag zur Komposition eines Klavierkonzertes.



Die Instrumentierung der Rhapsody hatte er noch Ferde Grofé überlassen, weshalb das Concerto in F für den jungen Gershwin zu seinem ersten selbst instrumentierten Orchesterwerk wurde. Sich seiner Unerfahrenheit in diesem Bereich bewusst, mietete er sich während der Kompositionsphase ein Orchester, um seine Instrumentationsideen damit direkt auszuprobieren.

Bei der Uraufführung im Dezember 1925 in der New Yorker Carnegie Hall spielte Gershwin selbst das Klavier. Die Geschichte lehrt uns, dass sich sein Aufwand gelohnt hat: In den Dezembertagen 1925 stieg Gershwin in den Kreis der bedeutendsten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts auf.

George Gershwins Concerto in F: Amerikanischer Jazz in klassischem Gewand

Um den Schritt zur absoluten Musik ganz bewusst zu tun, entschied sich Gershwin dazu, den ursprünglich geplanten Namen New York Concerto in den nicht-programmatischen, neutralen Gattungstitel Concerto in F for Piano and Orchestra umzuändern und wählte auch die traditionelle dreisätzige Form schnell – langsam – schnell.

Im 1. Satz, dem vom Charleston-Rhythmus geprägten Allegro (alla breve), exponiert Gershwin im ersten Klaviersolo mit dem ersten Thema einen formalen Eckpunkt und weniger eine zentrale Themengestalt. Die beiden Hauptteile des 2. Satzes (Adagio – Andante con moto) verbindet er durch eine Solo-Kadenz. Dieser Satz wird aufgrund seiner stilistischen Merkmale oft als "Blues-Nocturne“ beschrieben. Den 3. Satz stellt der Komponist ganz ins Zeichen einer "Orgie von Rhythmen“, in der er vielerlei jazzige Themen verarbeitet.

In seinem Concerto formt der Komponist aus Amerikas klanglicher Vielfalt seinen eigenen musikalischen Stil, geprägt durch Jazz, Broadwaysongs, Tanzrhythmen und spätromantische Harmonien.
Viele Leute glaubten, die Rhapsody sei nur ein glücklicher Zufall gewesen. Also machte ich mich daran, ihnen zu zeigen, dass ich noch eine Menge mehr drauf habe als das. Ich entschloss mich, ein Werk der absoluten Musik zu schreiben. Die Rhapsody war, wie aus dem Titel zu schließen, eine Impression über den Blues. Das Concerto sollte aber unabhängig sein von einem Programm.– George Gershwin

Das offizielle Konzert des Schleswig-Holstein Festival Orchesters in der Elbphilharmonie Hamburg am 14.08.2017 mit dem Solisten Tzimon Barto und unter dem Dirigat Christoph Eschenbachs ist leider schon ausverkauft. Wer das Stück trotzdem live hören möchte, dem sei die öffentliche Generalprobe am 13.08.2017 in der ACO Thormannhalle Rendsburg empfohlen. Neben Gershwins Concerto werden auch Ravels La valse und Daphnis et Chloé gespielt.

Werk der Woche: Thomas Larcher – A Padmore Cycle

In der Philharmonie im Gasteig in München findet am 18. Mai die deutsche Erstaufführung von Thomas Larchers A Padmore Cycle für Tenor und Orchester statt. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt unter der Leitung des Dirigenten Mariss Jansons zusammen mit dem namensgebenden Tenor Mark Padmore (Foto). Zwischen 2010 und 2011 ursprünglich für Tenor und Klavier komponiert, erweiterte Larcher sein Werk 2014 zu einer Orchesterfassung, die durch Padmore und das BBC Symphony Orchestra unter Edward Gardner aufgeführt wurde.



A Padmore Cycle besteht aus elf Liedern mit kurzen, geheimnisvollen Texten von Alois Hotschnig und Hans Aschenwald. Die Dichtungen handeln von der Bergwelt und der ländlichen Umgebung aus Larchers Tiroler Heimat. Ein wesentliches Thema ist auch die sich wandelnde Beziehung zur Natur. Larcher illustriert diese Bilder mit transparenter Musik, deren Fragilität durch geschickten Einsatz des Schlagwerks unterstrichen wird.

Lachers A Padmore Cycle: Ein musikalischer Bogen zwischen heterogenen Texten


Trotz der fragmentarischen Anlage der kurzen Sätze schafft Larcher mit jedem  Lied eine nahtlose Verbindung zum jeweils nächsten. Die Gesangslinie bleibt der schlichten Struktur der Gedichte treu; es entsteht ein klarer Klang mit schnörkelloser Phrasierung und Silbengestaltung. So verleiht der Komponist dem Orchester Raum, den Text instrumental zu reflektieren, nachdem er gesungen wurde. Obwohl das musikalische Material der Orchesterversion dem der originalen Klavierfassung gleicht, sieht Larcher in dieser Fassung mehr als eine bloße Neuinstrumentierung. Für ihn ist es eine enorme Ausweitung der Klangwelt und der resultierenden Ausdrucksmöglichkeiten.
Schon bei der Komposition der Version für Tenor und Klavier dachte ich an eine Fassung für Tenor und Orchester, bei der der Klang des Klaviers (die „Reflexionen“) explodiert … als würden die Gedanken und Gefühle in einem menschlichen Gehirn auf eine sehr große Leinwand projiziert und dadurch alle Details und das Ausmaß der Empfindungen fühlbar. – Thomas Larcher

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führt A Padmore Cycle am 18. und 19. Mai in München auf und spielt ihn am 20. Mai in der Elbphilharmonie Hamburg. Eine neue Bearbeitung für Tenor und Klaviertrio wird am 20. Juni im Wiener Konzerthaus von Mark Padmore und dem Wiener Klaviertrio uraufgeführt, weitere Aufführungen dieser neuen Fassung folgen im Juni in Ludwigsburg, London und Amsterdam.

 

Foto: © Marco Borggreve (Mark Padmore)

Werk der Woche – Jörg Widmann: ARCHE

Am 13. Januar 2017 findet das erste öffentliche Konzert in der neuen Elbphilharmonie in Hamburg statt. Zu diesem besonderen Anlass wird das Oratorium ARCHE von Jörg Widmann uraufgeführt. Die abendfüllende Auftragskomposition ist für Soli, Chöre, Orgel und Orchester geschrieben. Es spielt das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano. Solisten sind Marlis Petersen (Sopran) und Thomas E. Bauer (Bariton), dazu singen der Staatsopernchor, der Chor der AUDI Jugendchorakademie sowie die Hamburger Alsterspatzen.

ARCHE beschäftigt sich mit der zweifelnden Hinwendung der Menschen zu Gott, von dem keine Antworten mehr zu kommen scheinen. Im gesamten Werk stehen sich Gut und Böse gegenüber.  Es ist ein Weltendrama, in dem sich der Mensch ungeschützt mit seinen Wünschen, Hoffnungen, Ängsten und seiner Utopie einer möglich besseren Welt zeigt. Dazu hat Widmann Texte aus unterschiedlichen Jahrhunderten ausgewählt: Sie stammen unter anderem von Dichtern wie Matthias Claudius und Friedrich Schiller, von Philosophen wie Friedrich Nietzsche und aus der Bibel. Ebenso vielfältig sind die musikalischen Formen, die vom einfachen Klavierlied bis hin zum großen Tutti mit Chören reichen.

Jörg Widmanns ARCHE – Es werde Klang


Das Oratorium beginnt mit dem ersten Akt "Fiat Lux / Es werde Licht", in dem zwei Kinder als Sprecher vom Schöpfungsakt berichten. Gleich darauf, im zweiten Akt "Die Sintflut" ertönen gewaltige Klangmassen, die geradezu physisch die Gewalt dieses Vernichtungsaktes spürbar werden lassen. Es folgt eine Art Traum im dritten Akt "Liebe", aber noch bevor das Lob der Liebe verklingt, wird von einem Doppelmord aus Eifersucht berichtet: Sogar die Liebe weiß sich nicht vor dem Bösen zu schützen. Mit der Vertonung des "Dies Irae" in Verbindung mit Schillers "Ode an die Freude" lenkt Widmann im vierten Akt den Blick auf das Leben, den Tod und die Hoffnung auf Erlösung. Das "Dona eis requiem" wandelt sich im letzten Akt zu "Dona nobis pacem". Doch eine alleinige Ausflucht zu Gott lässt der Kinderchor nicht zu: Er fordert, dass zunächst der Mensch die Verantwortung für sein Fortbestehen selber übernehmen müsse. Dann erst wird Frieden unter den Menschen möglich – nun mit einem liebenden Gott, nicht mehr unter dem strafenden Gott der Sintflut.

Die Elbphilharmonie mit ihrer Lage am Wasser und ihrer an Schiffe und Segel erinnernden Architektur hat Widmann zu ARCHE inspiriert:
Das ist eine Kultur-Arche, wo wir Menschen mit unserem Glück, aber auch mit unseren Nöten – gerade in dieser sehr bewegten, heftigen Zeit – einen Zufluchtsort finden. Wo Kunst stattfindet, wo Musik stattfindet. Eine Arche in politisch stürmischster See. Ich find's fantastisch, dass das gebaut wurde. Es hat auch etwas Sakrales. – Jörg Widmann

Im Rahmen des dreiwöchigen Festprogrammes gelangt mit der Sonatina facile beim Klavierabend von Mitsuko Uchida am 18. Januar ein weiteres Werk von Widmann zur Uraufführung.

 

Fotos:
- Elbphilharmonie Hamburg: Maxim Schulz, 2016.
- Jörg Widmann (rechts) mit Kent Nagano: Hannes Rathjen, 2016.