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Als Chorleiter alles im Blick: 10 Tipps zur optischen Kommunikation

Frau dirigiert einen Kinderchor

Was gilt es bei der optischen Kommunikation als Chorleiter zu beachten? Ein nicht ganz ernst gemeintes Sprichwort sagt: „Wer selbst arbeitet, verliert schnell den Überblick!“ Dieser augenzwinkernde Satz wird bei Chorleitern hoffentlich niemals Gültigkeit haben. Der Chorleiter sollte seinem Chor nämlich nicht nur gut zuhören, sondern ihn auch gut im Blick haben. Die Notwendigkeit des Blickkontakts gilt unentwegt – während der Chorprobe, bei allen Aktionen. Die nachfolgenden Fragen sollen für diese Notwendigkeit sensibilisieren und dienen als Checkliste:

 

10 Tipps zur optischen Kommunikation als Chorleiter

Aufstellung

1. Wie ist das Dirigentenpult aufgestellt?

Wirkt es eher als trennender Paravent zwischen Chor und Dirigent oder ermöglicht es wünschenswerterweise einen ungehinderten Blickkontakt? Ist es so hoch eingestellt, dass der Dirigent dadurch zu hoch dirigiert (Klangebene)? Steht es so nahe am Dirigenten, dass dieser seinen Kopf beim Lesen stark abwinkeln muss (keine gute sängerische Haltung)?

 

2. Wie ist das Klavier positioniert?

Behindert es aufgrund seiner immensen Größe den Blickkontakt des Chorleiters und – noch wichtiger – den Blick der Chorsänger auf den Chorleiter in seiner kompletten, körperlich-sängerischen Vorbildfunktion (Suggestion von aufrechter Haltung, Tiefatmung, sängerischer Stütze usw.)?

Chorleitung konkret - Choraufstellung Arbeitsplatz des Dirigenten mit Klavier (die Sichtachse ist nur ganz leicht angeschnitten)

 

Das Klavier sollte deshalb leicht seitlich vom Chorleiter stehen (nicht direkt vor ihm). Die Positionierung eines Flügels ist etwas leichter, da aufgrund der geringeren Höhe des Instrumentes gegenüber einem Klavier die Sichtachse zur linken Seite des Chores nicht behindert wird.

Chorleitung konkret - Choraufstellung mit FlügelArbeitsplatz des Dirigenten (mit Flügel)

 

Egal, ob es sich um einen Flügel oder um ein Klavier handelt: Das Notenpult sollte so aufgestellt sein, dass der Dirigent – ohne störendes Hin- und Herlaufen zwischen Notenpult und Klavier – in aller Ruhe die Töne angeben, ggf. mit der linken Hand stützend mitspielen und beim Einstudieren den kompletten Chorsatz wiedergeben kann.

 

Augenkontakt

3. Behalte ich als Chorleiter auch beim unterstützenden Klavierspiel während des Probens den Chor im Blick?

Oder vermittle ich dem Chor durch Klavierfixiertheit das Gefühl von Abwesenheit, von Nicht-Zuständigkeit und Kontrollverlust? Trotz des Klavierspiels dürfen Blickkontakt und das Dirigieren mit der rechten Hand bei Übergangsstellen, bei Einsätzen, am Anfang und am Ende nicht ausbleiben; es empfiehlt sich die rechte Hand, da die linke Hand sinnvollerweise den (eine Oktav tiefer) mitgespielten Bass unterstützt.

 

4. Wohin geht mein Blick vor dem Auftakt (beim Anheben der Hände zur Paratstellung der Klangebene), während des Auftaktes und direkt nach dem Auftakt?

Hoffentlich zum Chor und nicht in die Noten. Der Chorleiter sollte die Noten im Kopf haben, nicht den Kopf in den Noten.

 

5. Habe ich während der Chorprobe wirklich alle Chorsänger im Blick?

Auch diejenigen, die ganz außen am Rand sitzen, auch diejenigen, die in Reihe drei oder noch weiter hinten im Raum sitzen?

 

Einsingen

6. Sehe ich als Chorleiter dem Chor beim Einsingen wirklich zu?

Fällt mir beispielsweise auf, dass ...

  • bereits ab Übung 3 die in Übung 1 eingeforderte aufrechte Haltung nicht mehr bei allen vorhanden ist,
  • die Hälfte der Chorsänger – trotz meiner deutlichen Ansage – gar keine Tiefatmung praktiziert,
  • sich die gewünschte Vokalfarbe in einer Stimmgruppe nicht einstellt, weil die Lippen- und Mundstellung falsch ist,
  • der Sopran beim Vokal i auf dem hohen „g2“ deshalb so spitz klingt, weil einige Sopranistinnen bei der Vokalformung den Unterkiefer arretieren und nach vorne schieben?

 

7. Bemerke ich diese Fehlstellungen nicht nur beim Einsingen, sondern vor allem bei der Einstudierung der Chorwerke?

Sie haben allesamt eine sängerische, klangliche und musikalische Konsequenz.

 

Konzert

8. Stehe ich so, dass ich im Konzert wirklich alle Chorsänger (und ggf. auch alle mitwirkenden Instrumentalisten) im Blick habe?

Auch den Kontrabass ganz rechts, auch die Harfe ganz links, auch den Tenor II in der letzten Reihe?

 

9. Nehme ich beim Geben der Einsätze bereits mehrere Taktzeiten zuvor optischen Kontakt mit der betreffenden Stimmgruppe auf?

Vernachlässige ich währenddessen die anderen Stimmgruppen nicht und behalte das musikalische Dirigat bei?

 

10. Sind mein Blick und meine Mimik an der Erzielung eines musikalischen Affektes beteiligt?

Unterstützen sie so die dirigentische Gesamtaussage, oder widersprechen sie gar dem, was meine Hände anzeigen?

 


 

Dieser Artikel ist ein Auszug aus:

 

Reiner Schuhenn - Chorleitung Konkret

 

Reiner Schuhenn

Chorleitung konrekt

Chorleitung konkret stellt für Dirigenten gleich welcher Ausbildungsstufe einen Fundus unterschiedlicher Tipps dar, der in allen Bereichen der Chorleitung praxisbezogene Hilfen zu den klassischen Bereichen Probenvorbereitung, Probenmethodik, Stimmbildung und Dirigieren anbietet. Es versteht sich als Handbuch, das einerseits einen allgemeinen Überblick gibt, andererseits bei konkreten Problemen zu Rate gezogen werden kann. Es unterstützt sowohl bei der Ausbildung junger Chorleiter, dient aber ebenso zur Selbstkontrolle für Dirigenten mit langjähriger Erfahrung.

 

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