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Werk der Woche – Toshio Hosokawa: Deine Freunde aus der Ferne

Sprechende Katzen, lebendige Teddybären und fliegende Fische - all das ist normal in Toshio Hosokawas Kinderstück Deine Freunde aus der Ferne. Das Stück wird am 03.03.2024 zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt. Mitglieder des SWR Symphonieorchesters werden die deutsche Erstaufführung gemeinsam mit Erzähler Rainer Strecker in der Staatsgalerie Stuttgart bestreiten.

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Werk der Woche – Toshio Hosokawa: The Flood

In der Philharmonie de Paris findet am 16. September die Uraufführung eines neuen Werks von Toshio Hosokawa statt. Das Ensemble intercontemporain unter der Leitung von Matthias Pintscher präsentiert The Flood, ein Ensemblestück, das gemeinsam mit dem Ojai Music Festival bei dem japanischen Komponisten in Auftrag gegeben worden war. Eigentlich hätte es schon im Juni bei dem kalifornischen Festival erstmals gespielt werden sollen; wegen der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung jedoch ausfallen. 



In The Flood setzt Hosokawa die Verarbeitung eines japanischen Traumas fort. Bereits in mehreren seiner jüngeren Werke befasste er sich mit dem Tōhoku-Erdbeben von 2011 und der daraus resultierenden Tsunami-Katastrophe. Für Hosokawa und die Kultur Japans bedeutete dies einen Einschnitt im Verhältnis von Mensch und Natur, das zuvor von Bewunderung und Liebe geprägt war, die sich in Furcht und Skepsis verwandelten. 

Toshio Hosokawa – The Flood: im Zweiklang mit der Natur


Das Ensemble intercontemporain stellt The Flood in den Kontext seines Projekt “Genesis”, in dem es das achte neue Stück mit Bezug zur Schöpfung ist. Hosokawa setzt die Wasserwellen hier in Schallwellen und -wirbel um, die sich mit Crescendo und Decrescendo wiederholen und durchdringen und versucht damit, Angst und Verzweiflung im Angesicht der entfesselten Natur zu illustrieren.
Die Flut ist den Japanern gut bekannt; nicht nur der Tsunami im Jahr 2011, sondern auch Taifune, starker Regen und Überschwemmungen haben uns häufig getroffen. Wütende Fluten zeigen uns die Kräfte der Natur und erfüllen uns gleichzeitig mit Angst, Ehrfurcht und Respekt.  Toshio Hosokawa


 

Fotos: Kazuko Ishikawa, Adobe Stock / Lichtbildmaster

Werk der Woche – Toshio Hosokawa: Meditation to the victims of Tsunami (3.11)

+++ Nachdem der folgende Text veröffentlicht wurde, erfuhren wir, dass auch der Live-Stream des Konzerts abgesagt werden musste. +++

Das NHK Symphony Orchestra spielt am 11. April in seinem live-Stream Toshio Hosokawas Meditation to the victims of Tsunami (3.11). Eigentlich hätte dieses ein öffentliches Konzert mit einer Wiederholung am Folgetag werden sollen. Durch die Einschränkungen der COVID-19-Krise wird Dirigent Leonard Slatkin nicht nach Tokio reisen können und durch Masaru Kumakura vertreten. Außerdem wird das Konzert nur einmal vor leerem Auditorium gespielt.  

Hosokawas Werke sind immer auch Gebete eines nach dem Zweiten Weltkrieg in Hiroshima Geborenen. Seine Geburtsstadt ist oft Thema seiner Musik, in der sich sein spiritueller Schmerz spiegelt: teils expressiv, teils voll Schweigen und Stille, wie in Memory of the Sea und Voiceless Voice in Hiroshima. Jedoch ist sie nie nur Ausdruck des Trostes, der hilft, Leid zu teilen: Hosokawa glaubt an die Kraft, mit der sich Menschen aus den Abgründen tiefsten Schmerzes befreien können, und wünscht sehnlich, dass die Menschheit wieder Hoffnung findet. Nach dem Tohoku-Erdbeben vom 11. März 2011, das im japanischen Gedächtnis noch sehr frisch ist, begann Hosokawa, neu über das Leben nachzudenken.

In seinen jüngsten Werken Meditation to the victims of Tsunami (3.11), der Trauer um die Opfer des Tsunamis, Klage, in dem eine Mutter ihren Schmerz durch den Gesang überwindet, und Nach dem Sturm, der Beschreibung einer Blume, die nach einem Unwetter das Licht wiederfindet, drückt er unterschiedliche Empfindungen aus: die Angst vor der Urkraft und dem Schrecken der Natur, die Wut über die selbst verursachte Gefährdung durch die Atomkraft, aber letztlich auch den Blick auf Menschen, welche die Kraft finden, in schwierigsten Zeiten stark und mutig zu leben.
Mein musikalisches Konzept ist die Suche nach Harmonie zwischen Natur und Mensch. Deshalb war der Tsunami von 2011 ein großer Schock für mich. Die Natur ist eben nicht nur schön und nett, sondern manchmal auch sehr grausam. Wir Japaner haben wohl die Ehrfurcht vor der Natur verloren. - Toshio Hosokawa

Werk der Woche – Toshio Hosokawa: Futari Shizuka

Japanische Musiktradition ins Hier und Jetzt holen und mit europäischer Kunstmusik zusammenführen: Das ist ein Markenzeichen des Komponisten Toshio Hosokawa, dessen neue Kammeroper Futari Shizuka  ("Die beiden Shizukas") am 1. Dezember 2017 beim Paris Autumn Festival uraufgeführt wird. Unter der Leitung von Matthias Pintscher spielt das Ensemble Intercontemporain, das die Sopranistin Kerstin Avemo und die Nō- Sängerin und Tänzerin Ryoko Aoki musikalisch begleitet.

Futari Shizuka ist ursprünglich eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Geschichte des Nō-Theaters. Dieses ist eine von drei traditionellen japanischen Theaterformen und vereint Tanz, Gesang und Maskenspiel miteinander. In einer sehr schlicht gehaltenen Szenerie werden verschiedene Geschichten erzählt, die bestimmten Erzählmustern folgen. Der japanische Autor Oriza Hirata verfasste ein neues Libretto zu der Geschichte Futari Shizuka. Die schicksalhafte Erzählung über die Tänzerin Shizuka, die mit einem Samurai-Ritter verheiratet war, endet tragisch. Hirata führt Shizukas Geschichte fort: Ihr Geist ergreift Besitz vom Körper und der Seele des jungen Flüchtlingsmädchens Helene, das am Ufer des Mittelmeeres von seinem Schmerz über Krieg, Hass und den Verlust einer geliebten Person singt.

Futari Shizuka von Toshio Hosokawa: Tradition und aktuelles Zeitgeschehen


Hosokawa stellt japanische und englische Gesangsteile gegenüber und verbindet zwei Musikidiome, indem er Helene von einer klassischen Opernsopranistin und Shizuka von einer traditionellen Nō-Künstlerin singen lässt.
Viele Künstler in Japan möchten eine neue Kunst und unterliegen dann den Einflüssen aus Europa und den USA. Und viele japanische Intellektuelle finden es merkwürdig, wenn ich über Japan spreche. Sie sagen, man braucht das nicht, die Welt ist doch eins…Aber die japanische Musiktradition ist wirklich anders – und ich stehe zwischen Japan und Europa – das ist sehr schwer und ich fühle mich ein wenig einsam. – Toshio Hosokawa

Am 3. Dezember, einen Tag nach der Uraufführung, folgt die deutsche Erstaufführung in der Philharmonie Köln. Eine weitere einaktige Kammeroper von Hosokawa, The Raven, wird am 7. und 10. Dezember im Théâtre National Luxembourg gespielt.

 

Werk der Woche - Toshio Hosokawa: Umarmung

Toshio Hosokawas neues Werk Umarmung für Orgel und Orchester wird am 27. April von den Bamberger Symphonikern uraufgeführt. Die Komposition ist dem Organisten Christian Schmitt gewidmet, der den Solo-Part übernimmt. Es dirigiert Jakub  Hrůša.



Der japanische Komponist Toshio Hosokawa ist ein Wanderer zwischen den Kulturen. Er schöpft seine Musiksprache aus dem Spannungsverhältnis zwischen westlicher Avantgarde und traditioneller japanischer Kultur. Umarmung ist geprägt von der Lehre des Chi, das den Ursprung allen Lebens darstellt. Yin und Yang als seine Erscheinungsformen erschaffen und beleben alles in ihrem Zusammenspiel.

Hosokawas Umarmung: Die Orgel im Fokus


Toshio Hosokawa stellt in Umarmung die große Konzertorgel in den Mittelpunkt. Ihr Part ist geprägt von einer hohen und einer tiefen Melodie, die das Zusammenwirken von Yin und Yang symbolisieren. Die Klangfarben der verschiedenen Orchesterinstrumente fließen in die Melodien der Orgel ein. Hierbei symbolisiert die Orgel den menschlichen Gesang, das Orchester versinnbildlicht die Natur und das Universum. Es gibt einen Moment der Auflösung, dann verschmelzen Orchester und Orgel miteinander.
Ich sehe dieses Verschmelzen als Metapher für eine Umarmung zweier Menschen, daher der Titel des Werks. – Toshio Hosokawa

Am 30. April spielen die Bamberger Symphoniker Umarmung erneut im Rahmen des Festivals ACHT BRÜCKEN in Köln. Mitauftraggeber des neuen Werks sind auch die Philharmonie Luxembourg und die Wiener Konzerthausgesellschaft. Dort steht das Stück in der kommenden Spielzeit auf dem Programm.

 

Foto: © Michael Trippel (Christian Schmitt an der Konzertorgel der Bamberger Symphoniker)

Werk der Woche - Toshio Hosokawa: Hanjo

Die Oper Hanjo von Toshio Hosokawa ist das zweite musikdramatische Werk des Komponisten. Es entstand als Auftragswerk für das Festival d’Aix-en-Provence im Jahr 2004.  Seitdem wurde das Stück, teils mehrfach, in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Italien und Japan inszeniert. Am 22. Mai 2016 findet nun die schweizerische Erstaufführung statt, wenn der Einakter im Kubus des Konzert Theaters Bern in einer Inszenierung von Florentine Klepper zu sehen sein wird.

Die Oper erzählt die Liebesgeschichte zwischen Hanako, einer Geisha und dem jungen Mann  Yoshio. Als sie gezwungen werden, sich zu trennen, tauschen sie ihre Fächer als Versprechen ihres Wiedersehens aus. Seitdem wartet die junge Frau jeden Tag vergeblich mit ihrem Fächer am Bahnhof, um ihren Geliebten irgendwann in Empfang nehmen zu können. Die Zeit des Wartens und Hoffens setzen der Frau mehr und mehr zu und sie entfremdet sich von der Welt. Dann tritt Jitsuko, eine verbitterte, alte Frau, die in ihrem Leben nie die Liebe gespürt hat, auf und kauft Hanako. Die beiden Frauen leben so zusammen bis ein Zeitungsartikel über die „verrückte“ Hanako erscheint, den Yoshio liest und daraufhin die beiden Frauen aufsucht. Es entsteht ein Machtkampf zwischen Yoshio und Jitsuko um Hanako, der von der jungen Frau überraschend aufgelöst wird.

Toshio Hosokawa’s Hanjo: Zwischen Traum und Realität


Hosokawa bezeichnet seine Oper Hanjo als ein Werk zwischen Traum und Realität. Ein Blick in das Libretto verstärkt diesen Eindruck: Es gibt wenig konkrete Angaben zu Raum und Zeit, Türen führen ins Nichts, Fragen bleiben unbeantwortet. Hosokawa wählt diese dramatischen Mittel bewusst. Er versteht sein Stück als Weiterentwicklung des traditionellen japanischen Nô-Theaters, bei dem oft Figuren aus der Phantasie und der Realität aufeinandertreffen.

Seine Motivation dieses Theatergenre zu einer musikdramatischen Gattung weiterzuentwickeln, beschreibt Hosokawa so:
Ich wollte mit der Musik ein Drama illustrieren, das wieder und wieder die Grenze zwischen Traum und Realität überschreitet, zwischen Wahnsinn und Verstand. Es ist möglich, dass eine Sichtweise, die es nur im Universum der Träume gibt, in der Musik intensiver verstanden werden kann als im Theater. Ich wollte die Sichtweise von jemandem zeigen, der zwischen Traum und Realität schwankt: Im Hintergrund wechselt das Orchester langsam die Stimmung, wie ein Bild auf Seide, das man ausrollt. Das Schweigen wird langsam, aber sicher ins Muster dieser Seidenrolle gewoben, wie ein weißer Punkt in der Mitte des Bildes. – Hosokawa

Die Oper Hanjo wird in Bern noch fünf weitere Male im Mai und Juni aufgeführt. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten Hosokawas Musik zu entdecken: Am 14. Juni wird Voyage VII für Solotrompete und Streichensemble, und die Uraufführung des Blockflötenkonzerts Sorrow River in einem Konzert mit  Jeroen Berwaerts (Trompete),  Jeremias Schwarzer (Blockflöte) und dem Ensemble Resonanz unter der Leitung des Komponisten in der Laeiszhalle Hamburg zu hören sein.

Werk der Woche - Toshio Hosokawa: Stilles Meer

Mit seiner neuen Oper Stilles Meer, die am 24. Januar 2016 in der Staatsoper Hamburg uraufgeführt wird, bringt der japanische Komponist die Trauer über die Opfer des Tsunamis von 2011 und der Atomkatastrophe von Fukushima zum Ausdruck. Das Stück wird von Oriza Hirata inszeniert und steht unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano.

In Stilles Meer trauert die Hauptfigur Claudia um ihren geliebten Sohn, der beim Tsunami in Tôhoku ums Leben gekommen ist. Sie verarbeitet ihren Schmerz in Gesängen und buddhistischen Gebeten. Die japanische Zeremonie des Tôrô nagashi ist ein zentrales Element der Handlung: Papierlaternen werden als Sinnbild für die Seelen der Toten aufs Meer gesetzt und der Quelle des Lebens zurückgegeben.

Stilles Meer: Traditionelles Theater mit aktuellem Bezug


Mehrere Einflüsse haben auf das Libretto der Oper eingewirkt: Der Handlung des Stücks liegt das traditionelle japanische Theaterstück Sumidagwa zugrunde. Diesem Stoff ist Hosokawa in Benjamin Brittens Curlew River begenet, der ihn in einen christlichen Kontext stellt. In Stilles Meer liegt der Schwerpunkt nun aber auf dem ursprünglich buddhistischen Charakter der Geschichte. Weitere Inspiration für sein Werk bezieht Hosokawa aus der Erinnerungskultur seines Heimatlandes und dessen Verarbeitung der traumatischen Ereignisse vor fünf Jahren:
Das Tôhoku-Erdbeben und der Tsunami im Jahr 2011 sowie die dadurch ausgelöste Atomkatastrophe ließen mich erneut über Naturgewalten und die menschliche Arroganz nachdenken. Meine Musik entsteht in tiefem Einklang mit der Natur und soll dazu anregen, einmal mehr zu reflektieren, dass die Menschheit die elementare Kraft der Natur gleichermaßen respektiert wie fürchtet, und wie sie bei dem Versuch, die Natur zu kontrollieren und zu dominieren, diese letztendlich zerstört. - Hosokawa

Stilles Meer ist an der Staatsoper Hamburg vom 24. Januar bis zum 13. Februar 2016 insgesamt fünf Mal zu sehen. Eine enge thematische Verknüpfung besteht zu Hosokawas Komposition Klage für Sopran und Orchester. Hier trauert ebenfalls eine Mutter um ihr Kind, das beim Erdbeben in Japan ums Leben gekommen ist.  Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg spielt das Stück am 10. und 11. April 2016 in der Laeiszhalle. Die Mezzosopranistin Mihoko Fujimura, die in Stilles Meer die Rolle der Haruko übernimmt, wirkt auch in diesem Werk als Solistin mit.

Foto: Staatsoper Hamburg
(23.01.2016)