Im Rahmen der Festwochen zum Amtsantritt des neuen Gewandhauskapellmeisters Andris Nelsons und dem 275. Geburtstag des Orchesters erwartet uns am 15. März in Leipzig ein ganz besonderes Konzert: Unter der Leitung ihres neuen Dirigenten spielt das Gewandhausorchester die Uraufführung von Thomas Larchers
Chiasma.
Das Stück wurde für diesen Anlass vom Gewandhausorchester in Auftrag gegeben. Larcher sollte eine etwa 10-minütige Komposition schreiben, die die Entwicklung einer kompletten Welt beinhaltet. So entstand dieses vom Komponisten selbst als „komprimierte Mikrosymphonie“ beschriebene kurze Orchesterwerk. Larcher zeigt hier die Welt mit ihren mörderischen Amplituden, mit ihrer Zartheit und Schönheit, ihrer Grausamkeit und Sinnlosigkeit.
Thomas Larcher – Chiasma: Die Biologie als Vorbild für eine Kompositionsmethode
Mit dem Titel des Werks bezieht sich Larcher auf das Zeichen in der Form des griechischen Buchstaben X (=Chi). Dieses bezeichnet zum einen die räumlich überkreuzte Anordnung von anatomischen Strukturen, wie zum Beispiel die Sehnervkreuzung. Zum anderen wird der Begriff in der Genetik verwendet, um die Überkreuzung zweier Nicht-Schwesterchromatiden von gepaarten Chromosomen zu bennen. Larcher fühlte sich durch diese Bedeutung an die Urelementen des Komponierens, vor allem der Symphonie, erinnert: Konfrontation, Entwicklung und Synthese. Auch mit dem Aufbau des Werkes
Chiasma lehnt sich der Komponist an dieses ursprünglich biologische Prinzip an:
„Das Stück entsteht aus einigen sehr einfachen Motiven, entwickelt sich durch deren Gegenüberstellung und Konfrontation sehr schnell in ganz andere, disparate Richtungen, und gelangt dann zu einem eindeutigen, dramatischen „Doppelgipfelhöhepunkt“, nur um danach in sich zusammenzufallen.“ – Thomas Larcher
Nach den insgesamt zwei Aufführungen in Leipzig werden Nelsons und das Gewandhausorchester das Werk auf ihrer Tour durch Europa präsentieren: In sieben weiteren Aufführungen vom 15. März bis zum 6. Mai ist es in Deutschland auch in der Elbphilarmonie in Hamburg, in Baden-Baden und in Köln, und weiterhin Amsterdam, Brüssel, Paris und Madrid zu hören.