Schon einige Komponisten wie etwa Johannes Brahms vertonten das
Schicksalslied von Friedrich Hölderlin. So auch Dieter Schnebel in einer seiner letzten Kompositionen. Am 21. September wird sein
Schicksalslied für Sprecher, Altstimme, Kammerchor, Kammerensemble und Zuspiel beim Beethovenfest Bonn uraufgeführt. Jan Latham-Koenig dirigiert den Prager Philharmonischen Chor und das Sinfonieorchester Flandern, Solisten sind Franz Mazura (Sprecher) und Markéta Cukrová (Alt).
Schnebels
Schicksalslied ist ein Auftragswerk des Beethovenfests Bonn, und die Komposition folgt dem diesjährigen Motto „Schicksal“. In dem Stück setzt sich der Komponist mit verschiedenen Vorstellungen vom Wirken des Schicksals auseinander, das einerseits Glück und Freude bewirken, andererseits aber auch große Trauer bedeuten kann. Schnebel greift dabei nicht nur Hölderlins
Schicksalslied auf, sondern bezieht sich mithilfe von Zuspielungen auch direkt auf Werke Beethovens.
Dieter Schnebel – Schicksalslied: Zwischen Hölderlin und Beethoven
In
Schicksalslied beginnt der Sprecher mit Beethovens Umschreibung seines Schicksalsmotivs („so pocht das Schicksal an die Pforte“), bevor der Anfang der berühmten Fünften zugespielt wird. Die Chorstimmen skandieren dabei das Wort „Schicksal“ in verschiedenen Sprachen. Schnebel setzt, wie auch schon in früheren Werken, die menschliche Stimmen auf verschiedene Weise ein: Sie reicht vom lautlosen Blasen bis hin zum geräuschhaften Husten. Im Verlauf des Stücks wechseln sich Hölderlin-Strophen mit Einschüben von weiteren Werken Beethovens (
Appassionata, Streichquartett op. 135) ab. In einem seiner letzten Interviews sagte Schnebel:
„Die Musik ist ein Medium, in der das Gefühl eine wichtige Rolle spielt, und Musik kann Freude ausdrücken wie keine andere Kunst, aber auch abgrundtiefe Trauer. Der Tod ist das eine Extrem, das überschäumende Leben das andere, und dazwischen gibt es abertausend Möglichkeiten.“ – Dieter Schnebel
Bereits am 11. September 2018 gelangte Schnebels
Variationen über das Heidenröslein nach Goethe in der Fassung für Singstimme und Ensemble in Frankfurt a. M. zur Uraufführung. Die Fassung für Singstimme und Kammerorchester wird am 9. November zusammen mit
Trauermusik für großes Orchester und Zuspiel an selber Stelle uraufgeführt. Schnebels Oratorium für Sprecher, Stimmen und Instrumente
Luther 500 erlebt am 17. November seine Uraufführung in der Petrikirche Mühlheim.