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Werk der Woche – Jörg Widmann: Schumannliebe

Er hat seine Liebe für Robert Schumann nie verheimlicht: Der Komponist Jörg Widmann betrachtet ihn als sein großes Vorbild und hat seine Musik immer wieder von Schumanns Kompositionen inspirieren lassen. Am 4. Oktober 2023 wird die Uraufführung seines neuen Stücks Schumannliebe für Gesang und Ensemble in der Casa da Música in Porto, Portugal, zu hören sein. Der Bariton Matthias Goerne wird gemeinsam mit dem Remix Ensemble unter der Leitung von Peter Rundel musizieren. 

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Werk der Woche – Jörg Widmann: Tanz auf dem Vulkan

Jörg Widmann hat sich als Klarinettist, Komponist und zunehmend auch als Dirigent einen großen Namen im internationalen Musikbetrieb gemacht. Am 27. Mai wird sein Tanz auf dem Vulkan als Teil der Reihe „Tapas“ von den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle uraufgeführt. Das Werk ist ein Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker zum Abschied des scheidenden Chefdirigenten des Orchesters.

Zu diesem Anlass beginnt Widmann seinen Tanz auf dem Vulkan mit einer Finesse: Der Schlagzeuger hält die Trommelstöcke über den Kopf und zählt wie im Jazz mit den Sticks ein. Die ersten Töne erklingen, aber wo ist der Dirigent? – Dieser befindet sich noch hinter der Bühne und tritt erst während der ersten elf Takte an sein Pult.

Jörg Widmann – Tanz auf dem Vulkan: Liebe zur Musik der Vergangenheit


Zwischen Tradition und Fortschritt in der Musik sieht Widmann keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Er bezieht sich explizit in seinen Werken auf musikalische Traditionen und schafft in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit etwas ganz Neues.
„Ich bin in den letzten Jahren den Berliner Philharmonikern in intensiver künstlerischer Zusammenarbeit verbunden und bin deshalb der Bitte um ein kurzes Abschiedsstück für Sir Simon gern nachgekommen. Es ist ein drängend-explosives Stück geworden. Die Stellenbeschreibung eines Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ist in vier Worten, wie ich finde, recht treffend beschrieben: Tanz auf dem Vulkan.“
 - Jörg Widmann

Am 31. Mai erklingt der Tanz auf dem Vulkan außerdem in der Royal Festival Hall in London. Am 2. Juni ist das Werk im Musikverein Wien, am 6. Juni in der Philharmonie Köln zu hören. Die spanische Erstaufführung folgt am 7. Juni in Madrid.

Werk der Woche – Toshio Hosokawa: Futari Shizuka

Japanische Musiktradition ins Hier und Jetzt holen und mit europäischer Kunstmusik zusammenführen: Das ist ein Markenzeichen des Komponisten Toshio Hosokawa, dessen neue Kammeroper Futari Shizuka  ("Die beiden Shizukas") am 1. Dezember 2017 beim Paris Autumn Festival uraufgeführt wird. Unter der Leitung von Matthias Pintscher spielt das Ensemble Intercontemporain, das die Sopranistin Kerstin Avemo und die Nō- Sängerin und Tänzerin Ryoko Aoki musikalisch begleitet.

Futari Shizuka ist ursprünglich eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Geschichte des Nō-Theaters. Dieses ist eine von drei traditionellen japanischen Theaterformen und vereint Tanz, Gesang und Maskenspiel miteinander. In einer sehr schlicht gehaltenen Szenerie werden verschiedene Geschichten erzählt, die bestimmten Erzählmustern folgen. Der japanische Autor Oriza Hirata verfasste ein neues Libretto zu der Geschichte Futari Shizuka. Die schicksalhafte Erzählung über die Tänzerin Shizuka, die mit einem Samurai-Ritter verheiratet war, endet tragisch. Hirata führt Shizukas Geschichte fort: Ihr Geist ergreift Besitz vom Körper und der Seele des jungen Flüchtlingsmädchens Helene, das am Ufer des Mittelmeeres von seinem Schmerz über Krieg, Hass und den Verlust einer geliebten Person singt.

Futari Shizuka von Toshio Hosokawa: Tradition und aktuelles Zeitgeschehen


Hosokawa stellt japanische und englische Gesangsteile gegenüber und verbindet zwei Musikidiome, indem er Helene von einer klassischen Opernsopranistin und Shizuka von einer traditionellen Nō-Künstlerin singen lässt.
Viele Künstler in Japan möchten eine neue Kunst und unterliegen dann den Einflüssen aus Europa und den USA. Und viele japanische Intellektuelle finden es merkwürdig, wenn ich über Japan spreche. Sie sagen, man braucht das nicht, die Welt ist doch eins…Aber die japanische Musiktradition ist wirklich anders – und ich stehe zwischen Japan und Europa – das ist sehr schwer und ich fühle mich ein wenig einsam. – Toshio Hosokawa

Am 3. Dezember, einen Tag nach der Uraufführung, folgt die deutsche Erstaufführung in der Philharmonie Köln. Eine weitere einaktige Kammeroper von Hosokawa, The Raven, wird am 7. und 10. Dezember im Théâtre National Luxembourg gespielt.

 

Werk der Woche – Bernd Alois Zimmermann: Sinfonie in einem Satz

Zwei Orte, zwei Konzerte, zwei Fassungen. Die Spielzeit 2017/2018 ist bei vielen Orchestern dem 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann im März 2018 gewidmet. Zu diesem Anlass ist  am 29. Oktober 2017 seine Sinfonie in einem Satz gleich zweimal in Deutschland zu hören: In Saarbrücken spielt die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung von Peter Hirsch die erste und in Köln das Gürzenich-Orchester Köln mit Hartmut Haenchen die zweite Fassung. Peter Hirsch war es auch, der nach langer Zeit die erste Fassung wieder zur Aufführung gebracht hatte, so dass heutzutage beide auf den Spielplänen zu finden sind.



Ähnlich wie viele andere Komponisten vor ihm, zögerte auch Zimmermann sich an die mächtige Gattung Sinfonie heranzuwagen. Nach langem Überlegen schrieb er im Auftrag des NWDR Köln die erste Fassung seiner Sinfonie in einem Satz. Anders als der Werktitel vermuten lässt, vereint Zimmermann fünf Sätze in einem durchgehenden Teil, reduziert diesen jedoch auf nur 18 Minuten Länge. Zimmermann verlangt in seiner ersten Fassung einen großen Orchesterapparat, den er um zusätzliche Bläser, Schlagwerk, Harfe, Klavier, Orgel und einem chorischen Streichseptett erweitert.

Die erste Fassung der Sinfonie wurde am 1952 in Köln von dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Hans Rosbaud uraufgeführt. Das Stück traf nicht den Geschmack der Zeit und wurde nicht zu einem Erfolg, insbesondere die Verwendung einer Orgel fand keinen Anklang. Zimmermann nahm die öffentliche Kritik und auf Anmerkungen Rosbauds auf und überarbeitete sein Werk gründlich, er strich unter anderem die Orgel und vereinfachte die langen und komplexen Takte. Schon rund ein Jahr später war in Belgien die zweite Fassung des Werkes zu hören, die sich bis zur Wiederbelebung in jüngster Vergangenheit im Konzertbetrieb durchgesetzt hatte.

Bernd Alois Zimmermann -  Sinfonie in einem Satz: Gattung neu gedacht?


Zimmermanns Innovation seiner Sinfonie besteht jedoch nicht allein in der Reduktion der Anzahl der Sätze, sondern darin, aus einer Grundgestalt das Werk erwachsen zu lassen. Es entsteht eine Art musikalischer Sog, der das Publikum ab den ersten Sekunden einnimmt. Die Sinfonie in einem Satz ist durchsetzt von einer unruhigen Anspannung mit unerwarteten Akzenten, die einen überraschenden Ausgang findet.
[D]as sogenannte thematische Material[…] entwickelt sich erst in dem Zusammenwirken verschiedenster Kräfte aus dem amorphen Zustande der musikalischen Keimzelle zum organischen Gefüge des Ganzen, in großen Bögen von apokalyptischer Bedrohung zu meditativer Versenkung schwingend und im Hindurchgang durch alle Stadien des musikalischen Entwicklungsprozesses heftigen dynamischen Evolutionen unterworfen. - Bernd Alois Zimmermann

Die Aufführung der zweiten Fassung wird am 30. und 31. Oktober 2017 vom Gürzenich-Orchester wiederholt. Eine preisgekrönte Aufnahme der ersten Fassung erschien 2016 des Jahres unter der Leitung von Peter Hirsch beim Label WERGO. Die erste Fassung der Sinfonie in einem Satz wird noch am 2. März 2018 im Staatstheater Mainz und am 5. Mai 2018 in der Philharmonie Köln gespielt.

Werk der Woche – Peter Eötvös: Multiversum

Spätestens seit Juri Gagarins Flug ins All 1961 begann fast jedes Kind sich für das Weltall begeistern. So auch der damals jugendliche Peter Eötvös, der das Thema in seinem neuesten Werk Multiversum für Konzertorgel, Hammond-Orgel und Orchester aufgreift.



Bei der Uraufführung am 10. Oktober 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg steht der Komponist selbst am Pult. Mit den Solisten Iveta Apkalna und László Fassang ist das Koninklijk Concertgebouworkest zu hören.

Peter Eötvös: Multiversum aus Raum und Klang


Die Faszination von den unendlichen Weiten des Universums bewegte Eötvös dazu, aus Musik einen Raum zu erschaffen, der die Zuhörer umfasst, wie das Weltall die Erde. Durch die raffinierte Aufstellung des Orchesterapparates zielt der Komponist darauf ab, die Zuhörer von allen Seiten mit Klang zu umgeben: Er kreiert einen speziellen Raumklang durch die Positionierung der Streicher links, der Holzbläser rechts und durch die Verteilung der Blechbläser sowie des dreiteiligen Schlagwerks über die volle Breite des Podiums. Die Hammond-Orgel erklingt von hinten, wobei sie vom Podium gespielt wird. Ein Rotationslautsprecher erzeugt einen Doppler-Effekt, der bewirkt, dass der Hammond-Klang im Saal von allen Seiten zu kommen scheint. Den Orgelspieltisch platziert Eötvös ganz vorne, während die Klais-Orgel der Elbphilharmonie selbst im Saal hinter Teilen des Publikums integriert ist. Jeder Aufführungsort ergibt ein anderes Raumkonzept für den Klang des Stückes. Die Anordnung des Publikums in der Elbphilharmonie mit ihrer besonderen Architektur bietet für jeden Zuhörer ein individuelles Hörerlebnis – ganz anders als in "Schuhschachtel"-Konzertsälen wie dem Concertgebouw Amsterdam.
Ich versuche die Welt mit Klängen zu beschreiben, genauso wie die Schriftsteller mit Wörtern, die Maler mit dem Pinsel, die Filmemacher mit der Kamera. Wir beschreiben sehr oft genau dasselbe, nur das Medium ist anders. – Peter Eötvös

Auf einer der Uraufführung nachfolgenden Europa-Tournee dirigiert Eötvös das Werk am 11. Oktober in der Philharmonie Köln, am 12. Oktober im Palais des beaux-arts in Brüssel, am 14. Oktober im Müpa Budapest und am 19. und 20. Oktober im Concertgebouw Amsterdam.