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Werk der Woche – Xian Xinghai: Yellow River

Xian Xinghai: Yellow River

Yellow River ist ein etwas anderes Klavierkonzert: Das mit Politik aufgeladene Werk, basierend auf der Kantate mit demselben Namen von Xian Xinghai, wird von den Nürnberger Sinfonikern nach Deutschland gebracht. Unter musikalischer Leitung von Renchang Fu und Haiou Zhang am Piano kann man das Stück am 8. Oktober in Nürnberg und am 10. Oktober in Hamburg hören.

Xian Xinghai ist einer der bekanntesten Repräsentanten chinesischer Musik aus europäischer Sicht. Sein studentischer Weg führte ihn 1931 - 1935 nach Paris, wo er als erste asiatische Person am Konservatorium, unter zum Beispiel Paul Dukas, Komposition studierte. In dieser Zeit schrieb er die Kantate “Huang He (Yellow River)” als Reaktion auf den Zweiten Sino-Japanischen Krieg. Aufgrund der deutschen Invasion wurde jedoch seine Heimreise verhindert. Xian kam in Kasachstan unter, bis er 1945 aufgrund gesundheitlicher Mängel nach Moskau ging, wo er im gleichen Jahr aufgrund deren Folgen erlag. 

 

Yellow River von Xian Xinghai, ein Komponist des Volkes

Während der chinesischen Kulturrevolution sollte dieses Werk eine Renaissance erfahren. Da keine westliche Musik gespielt werden durfte, waren viele professionelle Musiker:innen arbeitslos. So wurde der kluge Schachzug getätigt, dieses historisch relevante Stück zu einem Klavierkonzert umzuschreiben und die chinesische Welt der Orchestermusik wieder aufleben zu lassen. Nach einigen Interviews mit Zeitzeugen des Krieges wurde das Konzert durch die Zusammenarbeit von Yin Chengzong, Chu Wanghua, Liu Zhuang und Sheng Lihong geschrieben. Durch die Umwandlung der Instrumentation zu einem konventionellen Sinfonieorchester, bis auf eine chinesische Flöte, entstand ein Verbund chinesischer und europäischer Ästhetik. Das Klavierkonzert Yellow River ist somit ein historisches Dokument und Vermächtnis einer komplizierten Phase chinesischer Kulturpolitik.

 

Ah, der Gelbe Fluss!

Du bist die Wiege der chinesischen Nation!

Fünftausend Jahre alte Kultur,

Stammen von dir;

Wie viele Heldengeschichten,

Spielen an deiner Seite!

 

Das Klavierkonzert Yellow River wird am 8. Oktober in Nürnberg in der Meistersingerhalle und am 10. Oktober in Hamburg in der Elbphilharmonie gespielt.

 

Info-Box:

Aufführungsmaterial

Studienpartitur

Nürnberger Sinfoniker

Elbphilharmonie

 

Foto: Zimu / Adobe

Werk der Woche - György Ligeti: Konzert für Klavier und Orchester

Als sein „ästhetisches Credo“, frei von äußeren und stilistischen Zwängen, bezeichnete György Ligeti sein Konzert für Klavier und Orchester. Die fünf Sätze des Konzertes verbinden sich zu einer etwa 25-minütigen Tour de Force voller pianistischer Entdeckungen, die heute zum Repertoire vieler Pianisten zählt. Gleich zwei Orchester führen das Konzert in diesen Tagen auf: Am 9., 10. und 11. Mai 2019 spielt Pierre-Laurent Aimard mit der San Francisco Symphony, Sébastien Vichard tritt an der Seite des Ensemble intercontemporain am 10. Mai 2019 in Paris und am 11. Mai 2019 in Zürich auf.

Etwa zeitgleich zum Klavierkonzert nahm Ligeti in den 1980er Jahren die Arbeit an den Études pour piano auf, die die klanglichen und technischen Möglichkeiten des Klaviers neu erkunden. So sind in beiden Werken ähnliche Spiel- und Kompositionstechniken zu finden. Eine davon ist das Aneinanderreihen vieler kurzer Einzelnoten in einem schnellen Tempo, die dann ein stehendes, fast schwebendes Klanggewebe bilden. Im Klavierkonzert prägt diese Technik besonders die lebendigen und quirligen Rahmensätze.

Daneben arbeitet Ligeti in den Instrumentalstimmen einen vielschichtigen Klangreichtum heraus, etwa wenn die Streicher ein geräuschhaftes Pizzicato spielen, die Bläser mit Dämpfer metallische Farben erzeugen oder Naturtöne spielen. Ungewöhnliche Instrumente erweitern den Klangraum zusätzlich: So treten zu Beginn des zweiten Satz Alt-Okarina und Lotosflöte in ein sehnsuchtsvolles Gespräch mit Piccolo und Fagott.

György Ligeti: Konzert für Klavier und Orchester – Pianistisches Standardrepertoire aus dem 20. Jahrhundert


Seinen Tonvorrat sucht Ligeti in unterschiedlichen Modi wie der Ganztonleiter oder der Pentatonik und verwendet zudem oft mehrere Tonarten gleichzeitig. Dies prägt im Zusammenwirken ganz ungewöhnliche Charaktere aus, die zusammen mit den komplexen Rhythmen und der harmonischen Ausgestaltung in Mixturen zu illusionistischen Klanggestalten werden. Dabei ergeben sich Verbindungen zwischen den Motiven in den verschiedenen Instrumenten, die kaum in den Noten auszumachen sind und nur durch die Wahrnehmung des Zusammenklanges entstehen.
Die mir so wichtigen musikalischen Illusionen sind kein Selbstzweck, vielmehr Grundlage meiner ästhetischen Haltung. Ich bevorzuge musikalische Formen, die weniger prozesshaft, eher objektartig beschaffen sind: Musik als gefrorene Zeit, als Gegenstand im imaginären, in unserer Vorstellung evozierten Raum, als ein Gebilde, das sich zwar real in der verfließenden Zeit entfaltet, doch imaginär in der Gleichzeitigkeit in all seinen Momenten gegenwärtig ist. Die Zeit zu bannen, ihr Vergehen aufzuheben, sie ins Jetzt des Augenblicks einzuschließen, ist primäres Ziel meines Komponierens. - György Ligeti

Neben dem Konzert für Klavier und Orchester werden in Paris am 10. Mai 2019 auch Ligetis Konzert für Violine und Orchester sowie sein Hamburgisches Konzert für Horn und Kammerorchester aufgeführt. Außerdem spielt das City of Birmingham Symphony Orchestra am 9. Mai 2019 das Concert Românesc und am 10. Mai 2019 feiert Ligetis Oper Le Grand Macabre Premiere in der Elbphilharmonie Hamburg.

 

 

Werk der Woche – George Gershwin: Concerto in F

Nach seinem großen Erfolg mit Rhapsody in Blue erhielt George Gershwin von der New York Symphony Society den Auftrag zur Komposition eines Klavierkonzertes.



Die Instrumentierung der Rhapsody hatte er noch Ferde Grofé überlassen, weshalb das Concerto in F für den jungen Gershwin zu seinem ersten selbst instrumentierten Orchesterwerk wurde. Sich seiner Unerfahrenheit in diesem Bereich bewusst, mietete er sich während der Kompositionsphase ein Orchester, um seine Instrumentationsideen damit direkt auszuprobieren.

Bei der Uraufführung im Dezember 1925 in der New Yorker Carnegie Hall spielte Gershwin selbst das Klavier. Die Geschichte lehrt uns, dass sich sein Aufwand gelohnt hat: In den Dezembertagen 1925 stieg Gershwin in den Kreis der bedeutendsten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts auf.

George Gershwins Concerto in F: Amerikanischer Jazz in klassischem Gewand

Um den Schritt zur absoluten Musik ganz bewusst zu tun, entschied sich Gershwin dazu, den ursprünglich geplanten Namen New York Concerto in den nicht-programmatischen, neutralen Gattungstitel Concerto in F for Piano and Orchestra umzuändern und wählte auch die traditionelle dreisätzige Form schnell – langsam – schnell.

Im 1. Satz, dem vom Charleston-Rhythmus geprägten Allegro (alla breve), exponiert Gershwin im ersten Klaviersolo mit dem ersten Thema einen formalen Eckpunkt und weniger eine zentrale Themengestalt. Die beiden Hauptteile des 2. Satzes (Adagio – Andante con moto) verbindet er durch eine Solo-Kadenz. Dieser Satz wird aufgrund seiner stilistischen Merkmale oft als "Blues-Nocturne“ beschrieben. Den 3. Satz stellt der Komponist ganz ins Zeichen einer "Orgie von Rhythmen“, in der er vielerlei jazzige Themen verarbeitet.

In seinem Concerto formt der Komponist aus Amerikas klanglicher Vielfalt seinen eigenen musikalischen Stil, geprägt durch Jazz, Broadwaysongs, Tanzrhythmen und spätromantische Harmonien.
Viele Leute glaubten, die Rhapsody sei nur ein glücklicher Zufall gewesen. Also machte ich mich daran, ihnen zu zeigen, dass ich noch eine Menge mehr drauf habe als das. Ich entschloss mich, ein Werk der absoluten Musik zu schreiben. Die Rhapsody war, wie aus dem Titel zu schließen, eine Impression über den Blues. Das Concerto sollte aber unabhängig sein von einem Programm.– George Gershwin

Das offizielle Konzert des Schleswig-Holstein Festival Orchesters in der Elbphilharmonie Hamburg am 14.08.2017 mit dem Solisten Tzimon Barto und unter dem Dirigat Christoph Eschenbachs ist leider schon ausverkauft. Wer das Stück trotzdem live hören möchte, dem sei die öffentliche Generalprobe am 13.08.2017 in der ACO Thormannhalle Rendsburg empfohlen. Neben Gershwins Concerto werden auch Ravels La valse und Daphnis et Chloé gespielt.