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Wenn der Mond singt...

Repertoirevorschläge für ein (abendliches) Chorkonzert

Seit Menschengedenken stellt der Mond in seiner steten Wandelbarkeit ein majestätisches, geheimnisvolles, ja unerreichbares Faszinosum dar und dient seit jeher als Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte bzw. Träume und somit als Inspirationsquelle für künstlerische Kreativität. Ob in Literatur, bildender Kunst oder in Musik: Zu allen Zeiten wurde der Mond aus verschiedensten Blickwinkeln bedichtet, gemalt und besungen und hat bis heute an seiner Magie nichts eingebüßt.

Welch ergiebiges Sujet dieser Erdtrabant auch für viele zeitgenössische Komponisten darstellt, belegen u.a. zahlreiche im Schott-Verlag herausgegebene Chorkompositionen, die – neben abendfüllenden Tonschöpfungen etwa eines Carl Orff („Der Mond – Ein kleines Welttheater“) oder Cesar Bresgen („Der Mann im Mond. Ein musikalisches Märchenspiel in sechs Bildern“) – eine hervorragende Basis für ein Konzert mit verschiedensten Mondvertonungen bilden.

Bei folgender kleiner Programmauswahl mit Kompositionen zu diesem zauberhaften Thema beweist sich, wie unterschiedlich und abwechslungsreich nicht nur Werke über das gleiche Sujet, sondern sogar Vertonungen ein und desselben Textes ausfallen können. Poetische Grundlage für vier der insgesamt sechs hier vorgestellten Kompositionen ist die Dichtung „An den Mond“, deren Verfasser zunächst als unbekannt galt, bevor ans Licht kam, dass es sich hierbei vermutlich um einen von einer Schulklasse in Teamarbeit erstellten Liedtext handelte. Dieser diente 2012 als Textgrundlage für den Internationalen Kompositionswettbewerb des Chorverbandes NRW, dessen Gewinnerstücke von Schott Music verlegt wurden.

Sternenklare Mondnacht© www.opixx.org

 

Ein innerliches Gespräch mit dem Mond

„Wenn ich das Glück habe, den Vollmond im Wald zu beobachten, denke ich immer an die wunderbare Welt der romantischen Malerei (vor allem Caspar David Friedrich). Das heißt, der Mond repräsentiert für mich viel mehr ein visuelles Objekt als irgendeinen Klang. Deswegen habe ich vor allem eine klingende Stille komponiert, in Form eines innerlichen Gesprächs mit dem Mond, das immer intensiver wird.“

So beschreibt Raquel Cristóbal ihre Empfindungen über diesen Himmelskörper, die sie ihrer Komposition für sechsstimmigen gemischten Chor (SSAATB) a cappella „An den Mond“ (C 55497) klingend zum Ausdruck gebracht hat. Es handelt sich hierbei um ein Werk in freier Tonalität, das von Chromatik und vielen geteilten Tonfolgen durchsetzt ist, die durch gehaltene Töne in einen Mehrklang münden. Die Stimmen bewegen sich rhythmisch relativ selbstständig voneinander, um so nach Aussage von der Komponistin „die Empfindung einer Gefühlsschwankung zu schaffen“.

 

Sicher eine runde Sache …

„‚Mond‘ klingt für mich frei schwebend, sphärisch, sehnsuchtsvoll, gerne warm und lichtdurchflutend. Doch es soll auch kalt und dunkel dort oben sein … Insgesamt aber sicher eine runde Sache.“

Auch Albrecht Haaf hat sich in seinem fünfstimmigen Satz „An den Mond“ für gemischten Chor (SAATB) a cappella, der als mittelschwer bis schwer eingestuft werden muss und frei ist von Atonalität, Clusterklängen oder verschärfter Chromatik, oben erwähnter Dichtung angenommen. Er beschreibt seine Komposition wie folgt: „Die Begriffe ‚Mond‘, ‚Raumschiff‘, ‚Sehnsucht‘, ‚Freiheit‘, aber auch ‚Angst‘ … haben mich inspiriert. Deshalb beginnt meine Vertonung mit langsamen, sphärischen Klängen. Bei der Textpassage ‚Stürme ich dir entgegen‘ gibt es in meiner Komposition sowohl im Tempo als auch in der Satzstruktur einen Schub nach vorne. In imitatorischen Sequenzen zwischen Frauen- und Männerchor wird hier wirklich zu einem imaginären Gipfelpunkt gestürmt. Danach wieder sphärische Klänge für die zentrale Thematik ‚Mond‘, die ja im Text in drei Sprachen (Italienisch, Griechisch, Französisch) wiederholt wird. Entsprechend sehr nahe am Text versuche ich in meiner Vertonung auch für die weiteren Textpassagen zu bleiben. Ganz zum Schluss gibt es mit einem Augenzwinkern noch einen kleinen Anklang an ‚Claire de lune‘ von Claude Debussy, indem zwei Sopranistinnen solistisch eben genau dieses Anfangsmotiv zitieren …“

 

Weibliche Sphärenklänge

„Als Kind konnte ich von meinem Zimmer abends und nachts gut die Sterne und den Mond beobachten, das war spannend. Heute denke ich beim Betrachten des Mondes gern an das Gedicht ‚Die Welt, die monden ist‘ von Rainer Maria Rilke.“

Die gleichnamige Komposition von Alwin Michael Schronen entstand ebenfalls im Rahmen des Kompositionswettbewerbs des Chorverbands NRW. Warum der spätere Preisträger als Besetzung einen fünffach geteilten Frauenchor (SSAAA) favorisierte, erklärt er wie folgt: „Ich habe die Komposition als Frauenchor komponiert, da nach meinem damaligen Empfinden der Text von einer Frau geschrieben war. Zunächst war ja der Textdichter unbekannt, später stellte sich heraus, dass der Text von einer Schulklasse geschrieben worden war … Vielleicht haben die Mädchen mehr als die Jungs geschrieben. Zur Stimmführung möchte ich nur ein kleines Beispiel herausgreifen: Mit einem Akkord-Ostinato wollte ich in den ersten zwölf Takten die Vorstellung von Sphärenklängen erzeugen, um ein Stimmungsgefühl auszudrücken.“ Und so adelte denn auch die Presse dieses preisgekrönte Werk als „emotionales, tief bewegendes Stück“.

Sternenklare Mondnacht© www.opixx.org

 

Durchleuchtung einer nächtlichen Gefühlswelt

„Bei einem nächtlichen Urlaubsspaziergang in Kärnten, fern von künstlichen Lichtern der Zivilisation, beherrschte das Mondlicht nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gefühle. Ein unvergessliches Erlebnis! Die im Wettbewerb des Chorverbandes NRW zur Vertonung angebotenen Verse riefen die Erinnerung wach.“

Ganz im Gegensatz zu Schronens Assoziation inspirierte diese „Schulklassen-Dichtung“ den mehrfachen Kompositionspreisträger Hermann Große-Schware zu einem Werk für reinen Männerchor a cappella (TTTBBB): „Von vornherein stand die Besetzung mit sechs Männerstimmen für mich fest: Die Durchleuchtung der fülligen dunklen Klänge in den Bässen mit der Helligkeit der Tenöre war zunächst meine kompositorische Grundidee. Dass eine sorgfältige Deklamation dazukommen musste, war für mich eine Selbstverständlichkeit.“

 

Klassische Zeitlosigkeit in neuem Gewand

„Der Mond hat für mich seit meiner Kindheit eine besondere Anziehungskraft: das sich ständig wandelnde ‚Gesicht‘ des Mondes, seine große Ferne – ständig da und doch vollkommen unerreichbar –, seine große Leuchtkraft, obwohl er nicht selbst leuchtet … Musikalisch ist da natürlich immer das Lied ‚Der Mond ist aufgegangen‘ präsent … ein wunderbares Lied mit einem Text, der trotz seines Alters noch immer ‚Gültigkeit‘ hat.“

Tatsächlich entstand Raimund Wippermanns Chorsatz „Der Mond ist aufgegangen“ auf Basis der bekannten Melodie von J.A.P. Schulz (1747–1800) und war ein Gastgeschenk für den Frauenchor des Glier-College Kiew, von dem der gebürtige Duisburger gebeten worden war, „typisch deutsche Chormusik“ einzustudieren bzw. aufzuführen. In seiner im schlichten Volksliedsatz gehaltenen Vertonung für vierstimmigen Mädchen- oder Frauenchor a cappella (SSAA) war dem Komponisten an einer Variation der insgesamt sieben Strophen aus der Feder von Matthias Claudius (1740–1815) gelegen. Er strebte aber zugleich eine „quasi symmetrische“ Form an, bei der die Strophen 1 und 7 bzw. 2 und 6 identisch sind. Im „gedanklichen Zentrum“ steht die fünfte Strophe, die für Wippermann die „Sinnspitze in diesem geistlichen Volkslied“ darstellt.

 

Diskreter Beobachter heimlicher Liebeleien

„Wir beobachten die ständige Verwandlung und Standortverlagerung des Mondes gerne, ohne immer eine Erklärung bereit zu haben, warum er nur kurze Zeit ganz zu sehen ist.“ (Friedrich Radermacher)

Friedrich Radermacher, der sich seit seiner Pensionierung als Tonsatzlehrer an der Musikhochschule und Universität in Köln ganz der Komposition zuwenden kann, widmete dem Mond einen ca. dreieinhalbminütigen Satz für vierstimmigen Männerchor (TTBB), den er folgendermaßen beschrieb: „Der kleine Chorsatz ‚Mann im Mond‘ entstand nach einem Gedicht von Max Barthel, das mir vom Verlag zur Vertonung zugeschickt wurde. Hier erscheint der märchenhafte ‚Mann im Mond‘ als diskreter Beobachter heimlicher Liebeleien in durchaus romantischem Sinne. Das Stück in eher volksliedhaftem Ton ist einfach auszuführen.“

Ob also eher romantisch geprägt oder in freier Tonalität gehalten, ob eher volksliedhaft schlicht oder rhythmisch vertrackt, ob für gemischtes Ensemble oder für Frauen- bzw. Männerchorbesetzung mit oder ohne Begleitung: Die hier vorgestellten Kompositionen sind ebenso vielseitig und wandlungsfähig wie der Mond selbst und versprechen daher eine abwechslungsreiche und kurzweilige Programmgestaltung.

Im Text erwähnte Mond-Kompositionen bei Schott Music:


Weitere Mond-Kompositionen im Programm von Schott Music: