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Intonation – der Stimmungsindex für den Chorklang

Tipps und Tricks für die Probenarbeit

Wem ist folgende Situation nicht bestens vertraut? Draußen herrschen hochsommerliche Temperaturen und gegen Abend schleppen sich die Chormitglieder, erschöpft von einem langen Arbeitstag, in ihren stickigen Stammprobenraum unterm Dach. Dort geht dann bereits nach den ersten gesungenen Takten die „Stimmung“ in den Keller: und dies nicht nur in intonatorischer Hinsicht, sondern auch beim Chorleiter, da ohne saubere Intonation weder ein schöner Chorklang noch eine gelungene Interpretation möglich ist. Freilich können auch noch weitere außermusikalische Faktoren wie z.B. Feuchtigkeit, Luftdruck, schlecht gelüftete Räume oder solche, die von der Akustik her sehr trocken oder hallig sind, ebenso Unkonzentriertheit, Spannungslosigkeit des Chorleiters, ja sogar eine schlechte Probenatmosphäre oder eine falsch gewählte Sitzordnung für eine schlechte Intonation verantwortlich sein.

Hauptverantwortlich für die Intonation, das heißt für das Einstellen des Stimmorgans auf eine bestimmte Tonhöhe/Tonart, ist aber zweifellos die richtige Atem- oder Gesangstechnik. Und während man gegen äußere Einflüsse wie z.B. das Wetter oft machtlos ist, kann etwaigen technischen Problemen durch gezielte Übungen (am besten natürlich durch einen eigens hierfür abgestellten Stimmbildner) Abhilfe geschaffen werden. Dabei gilt es zuvorderst, das Gehör zu trainieren bzw. die Sänger immer wieder dazu anzuhalten, gut aufeinander zu hören. Hierfür empfiehlt es sich (auch als sinfonischer Chor), regelmäßig a cappella sowie in stimmengemischter Aufstellung zu proben.

 

Gefahrenquellen: Großintervalle, Tonrepetitionen und Pianopassagen

Intonatorisch problematisch können z.B. im Notentext vorkommende größere Intervalle (Quarten-, Quint- oder Sextsprünge) sein, da man hier schnell Gefahr läuft, zu tief zu geraten, wenn sie atemtechnisch nicht gut genug vorbereitet sind und deshalb nicht ausreichend abgestützt werden können. Auch abwärts geführte Tonfolgen, speziell die Abfolge mehrerer kleiner Sekunden hintereinander, neigen leicht dazu, abzusinken. Tonrepetitionen, vor allem im langsamen Tempo, bergen eine weitere Gefahrenquelle der „Detonation“ (Absinken in der Tonhöhe) in sich, da es offenbar nur schwer gelingt, die für einen sich wiederholenden Ton aufgebrachte Spannung über längere Zeit zu halten. Eine Frage mangelnder Spannung bzw. Stütze ist es auch, wenn Piano-Stellen abzusinken drohen. Eine weitere Ursache für Intonationstrübungen kann eine allzu heterogene Vokalfärbung innerhalb einer Stimmgruppe sein. Auch beim Wechsel der Vokale besteht die Gefahr, dass die Intonation nach unten verrutscht.

 

„Detonationsgefahr“ in den Chornoten markieren

Oftmals ist bei allen Arten von „Detonationsgefahr“ an den entsprechenden Problemzonen die Einzeichnung eines nach oben weisenden Pfeils in die Noten hilfreich, damit die Sängerinnen und Sänger hier besondere Obacht geben. Auch der Chorleiter kann betroffene Stimmgruppen durch sein Dirigat bzw. durch zuvor mit dem Chor vereinbarte Zeichen, z.B. durch das Anheben der nach oben geöffneten linken Hand an intonationsgefährdeten Passagen oder das leichte Anheben des Kopfes bzw. einen wohlgemeinten Himmelblick, unterstützen.

 

Übung zu Dur-/Molltonleitern und chromatische Skalen

imon Halsey empfiehlt in seinem Buch „Vom Konzept zum Konzert“ als Intonationsübungen neben dem Anstimmen von „normalen“ Dur- und Molltonleitern u.a. das Singen von chromatischen Skalen, da Halbtonschritte intonatorisch als besonders gefährdet gelten. Nach Erreichen eines Halbtonschritts sollte die Stimme immer wieder zurück zum Grundton geführt werden, also „c-des-c-d-c-es-e-c-d-c-f-c-fis“ usw. Diese Übung dient der Sensibilisierung des Gehörs für eine horizontale wie vertikale Intonation.

 

Übung zur Oktavunterteilung in Ganztonschritte, kleine und große Terzen sowie Tritoni

Des Weiteren schlägt Simon Halsey eine Unterteilung der Oktave z.B. in Ganztonschritte, kleine Terzen, große Terzen oder gar Tritoni vor, z.B.

  • c-d-e-ges-as-b-c‘-c‘-b-as-ges-e-d-c (Ganztonschritte)
  • c-es-fis-a-c‘-c‘-a-fis-es-c (kleine Terzen)
  • c-e-gis-c‘-c‘-a-fis-e-c (große Terzen)
  • c-fis-c‘-c‘-fis-c (Tritoni)

Auf diese Weise sollen die SängerInnen lernen, Intervalle losgelöst von den Tonarten zu verstehen. Auf eine noch schwierigere Probe kann dann der Chor schließlich gestellt werden, wenn die eine Hälfte des Ensembles die entsprechenden Skalen von unten, die andere zeitgleich von oben intoniert. Die gemeinsame Oktave fungiert hierbei als Kontrollpunkt.

 

Übung zur Akkordintonation

Als bewährte Übung für eine saubere Intonation bei Akkorden stellt Erik Sohn in seinem Buch „A cappella coaching – Von der Probe bis zum Auftritt“ das so genannte „Aushören“ vor: Dazu wird ein zu Unsauberkeit neigender Akkord gleich einer Fermate angehalten und auf Richtigkeit/Sauberkeit der Töne hin kontrolliert bzw. entsprechend austariert. Folgender Übungsverlauf ist z.B. denkbar:

Alle Stimmen intonieren gemeinsam einen Dur-Akkord. Die Altstimme bewegt sich in der ersten Takthälfte einen Halbtonschritt abwärts und verwandelt somit den Akkord in einen Mollklang. Auf der ersten Zählzeit des folgenden Taktes gehen alle übrigen Stimmen ebenfalls einen Halbtonschritt nach unten. Somit entsteht ein neuer Dur-Akkord, der dann seinerseits auf Sauberkeit geprüft wird. Dies lässt sich beliebig – z.B. auch unter Variierung der Stimmwechselabfolge – fortsetzen.

Auch Hans Günther Bastian und Wilfried Fischer geben in ihrem „Handbuch der Chorleitung“ wichtige Tipps zur Intonation und machen anhand ausgewählter Stücke bzw. Notenbeispiele z.B. von Mendelssohn Bartholdy, Mozart oder Praetorius auf verbreitete intonatorische Fehlerquellen aufmerksam.

Es lassen sich also viele Wege und Möglichkeiten finden, um mittels bestimmter Übungen bzw. einfach durch eine gewisse Sensibilisierung des Gehörs das für den Chorklang und die künstlerische Gestaltungsarbeit so unerlässliche Kriterium der Intonation zu trainieren … und damit auch die Stimmung des Chorleiters nachhaltig aufzuhellen. Probieren Sie es einfach aus! Die Publikationen von Schott Music helfen Ihnen dabei.