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Werk der Woche – Christian Jost: Dichterliebe

Der Liederabend als Kunstform erlebt in diesen Tagen eine Renaissance. Liederzyklen bieten eine gute Gelegenheit für konzertant-dramtatische Veranstaltungen mit wenigen beteiligten Personen. Sowohl mit Klavierbegleitung als auch in Bearbeitungen für Ensemble gewinnen sie in inszenierter Form an Popularität. Ein besonderes Projekt beginnt mit Dichterliebe von Christian Jost am 20. Juni am Staatstheater Darmstadt. Acht Sängerinnen und Sänger des Hauses übernehmen wechselweise die Gesangspartie, es spielen Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters Darmstadt unter der Leitung von Jan Croonenbroeck. 

Das Besondere an diesem Projekt ist die mediale Präsentationsform: Es wird in der Regie von Franziska Angerer als Live-Konzert mit Film sowohl im Theater als auch online gezeigt. Zu ihrem Ansatz erklärt Angerer:
“Wir machen einen Film — was nicht heißt, dass wir das Theater damit ersetzen wollen. Ganz im Gegenteil: Ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Leerstelle Theater auch als solche gelten lassen. Und auch wenn wir uns nun filmisch mit der „Dichterliebe“ auseinandersetzen, verwenden wir trotzdem theatrale Mittel. Gerade für dieses Projekt eignet sich das Medium Film an sich jedoch sehr gut. Der Komponist Christian Jost beschreibt seine Komposition als einen assoziativen Strom, der Schumanns und Heines Lieder wie Inseln in sich trägt und miteinander verwebt. Hierdurch entstehen viele Zwischenräume, die sich mit den Mitteln des Films wunderbar erschaffen lassen; man hat andere Möglichkeiten und Zeitlichkeiten als im Theater, was ganz wunderbar ist.”

Christian Jost – Dichterliebe: das Prinzip des Weiterdenkens


Dichterliebe schrieb Christian Jost im Auftrag des Konzerthauses Berlin und des Kopenhagen Opernfestivals im Jahr 2017. In seiner Komposition verbindet Jost den romantischen Kunstlied-Zyklus gleichen Namens von Robert Schumann mit modernen Anklängen. Dazu verändert und vergrößert er die Besetzung und verdoppelt die Länge des Zyklus‘. 

Die 16 Lieder Schumanns handeln von einem Menschen, der eine vergangene Liebe besingt. Seine Gefühle wechseln von Schmerz zu Glück, von Trauer zu Leichtigkeit und wandeln zwischen Traum und Realität. In Heines Texten steht der Rhein als Symbol für diesen Emotionsfluss. Auch Jost verwendet das Fließende in seinen Liedern: Er komponiert eine Begleitung aus dichten wellenförmigen Legato-Passagen, während die Tenorstimme immer wieder aus den Ostinati der Instrumente aufzutauchen scheint. Jost webt die ursprünglichen Melodien und das harmonische Gerüst in seine Komposition ein und denkt sie weiter. Im gesamten Zyklus erweitert er knappe Motive aus Schumanns Klavierbegleitung und gibt ihnen eine zusätzliche Tiefe.

Vier Aufführungstermine sind für den 20., 27. und 28. Juni sowie den 11. Juli geplant.