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Werk der Woche – Stefan Johannes Hanke: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

Am 8. März feiert die Kinderoper Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von Stefan Johannes Hanke im Staatenhaus der Oper Köln ihre Premiere. Im Jahr 2011/12 schrieb der Komponist das Werk im Auftrag der Staatsoper Hannover; nun wird dieses Musiktheater für Menschen ab 7 Jahren nach Hannover, Dresden, Basel und München auch in Köln aufgeführt werden. Bei der Produktion dirigiert Rainer Mühlbach.

Auf das Libretto von Dorothea Hartmann komponierte Hanke eine rund einstündige Oper für fünf Sänger, einen Schauspieler und Instrumentalensemble. Das Textbuch folgt dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm, erzählt dieses aber frech und modern nach. Dazu mischt er musikalische Stile in eine Weise, die die dramaturgische Gestaltung der Handlung kommentiert, unterstützt und bisweilen konterkariert.

Stefan Johannes Hanke – Der Teufel mit den drei goldenen Haaren: das unmöglich Scheinende möglich machen

In das von Lethargie und Depression besessene Königreich tritt das Glückskind und befreit dieses von seinem desolaten Zustand. Durch Selbstvertrauen, Mut und Tatendrang schafft es das unmöglich Scheinende. Das Glückskind übersteht eine Begegnung mit drei Räubern im Wald, wagt sich in die Hölle hinab, um die drei goldenen Haare des Teufels zu erbeuten, zieht des Teufels Großmutter auf seine Seite, überlistet den Teufel und gewinnt schließlich die Prinzessin für sich.

Die neue Kinderoper enthält viele komische Momente mit großartigen theatralischen Effekten. Hankes moderat neu tönende Musik zeichnet dabei der unbefangene Umgang mit Musikstilen (von Arien-Schlüssen in Dur, über dissonante Intervallsprünge bis zu Folkloreeinsprengseln) aus, vor allem aber auch ein das Libretto sensibel und wirkungsvoll unterstreichender Zugriff. – Jutta Rinas (Peiner Allgemeine Zeitung)

Bis zum 18. April werden vierzehn weitere Aufführungen von Der Teufel mit den drei goldenen Haaren im Staatenhaus Köln folgen.

 

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Werk der Woche – Hans Werner Henze: Pollicino

Die Märchenoper Pollicino von Hans Werner Henze ist seit ihrer Uraufführung mit Inszenierungen in Theatern und Schulen weltweit zum Klassiker geworden. Am 23. Juni feiert das Werk an der Oper Köln Premiere. Auf der Bühne im Staatenhaus stehen Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums und der Rheinischen Musikschule Köln sowie Solistinnen und Solisten der Oper Köln. Die Inszenierung stammt von Saskia Kuhlmann, musikalischer Leiter ist Rainer Mühlbach. Tobias Flemming verantwortet das Bühnenbild, Hedda Ladwig die Kostüme.

Nach dem Däumlings-Märchen von Carlo Collodi komponierte Henze Pollicino 1979 bis 1980 in seiner Wahlheimat Italien. Er schrieb das Stück für die Kinder von Montepulciano – dem Ort in der Toskana, wo er  1967 ein Festival für zeitgenössische Musik ins Leben gerufen hatte. Während des Kompositionsprozesses arbeitete Henze eng mit den Kindern zusammen. Er lotete ihre musikalischen Fähigkeiten aus und ließ sich von ihren Sorgen und Wünschen inspirieren. So entstand ein echtes Werk von Kindern für Kinder. Denn bis auf wenige Rollen (Elternpaar, Menschenfresserpaar, Wolf) werden alle Partien von Kindern gesungen und gespielt - gleiches gilt für das Orchester. Auf diese Weise wurde das Werk zu einem generationsübergreifenden pädagogischen Projekt.

Hans Werner Henze – Pollicino: mehr als ein naives Märchen


In der Oper geht es um Leben und Tod, um schwierige Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, um Armut und Hunger, um Festhalten und Befreiung aus menschenunwürdigen Verhältnissen. Der kleine Held Pollicino (ital.: Däumling) wird mit seinen Brüdern von den Eltern im Wald zurückgelassen. Unterschlupf finden sie ausgerechnet im Haus des Menschenfressers. Die Brüder verbünden sich mit den Töchtern des Hausherrn und fliehen heimlich. In ihrer Not stehen den Kindern die Tiere des Waldes zur Seite.

Henze weist den Instrumenten in Pollicino klare musikpsychologische Funktionen zu: Die irisierend-schwebenden Klänge der Blockflöten symbolisieren die Seelen der Kinder, die konzertante Violine steht für die erzählende Großmutter, die Gitarre versinnbildlicht Naturempfinden und Ursprünglichkeit, das Harmonium verkörpert die verlogene Welt der Erwachsenen. Durch die Einbeziehung sozialkritischer und satirischer Elemente lassen Henze und sein Librettist Giuseppe Di Leva Pollicino zu mehr als einer naiven Märchenoper werden. So wird beispielsweise das Elend von Pollicinos Familie deutlich als Ergebnis sozialer Ungerechtigkeit gezeigt, und der Menschenfresser ist mit seinen Menschenfresser-Kollegen gewerkschaftlich organisiert und diskutiert am Telefon die nächsten Aktionen gegen die Regierung. Auch die verschiedenen Formen von Arien über Ensembles bis hin zu orchestralen Charakterstücken wie Marsch, Walzer oder Tango erfordern eine tiefgreifende Auseinandersetzung der Kinder mit der Materie: Sie sollen den Umgang mit ihnen unbekannten musikalischen Formen kennenlernen.
„Wenn die Kinder schauspielern, singen und musizieren, erzeugen und hören sie Klänge, denen sie später wieder begegnen werden, in Konzertsälen, hoffentlich auch in Opernhäusern: Klänge unserer Zeit. Musizierend und singend akzeptieren sie, was andere als ungewohnte Töne empfinden, als eine natürliche Tatsache, als einen Teil unserer Realität.” - Hans Werner Henze

Die Produktion in Köln kommt bis zum 30. Juni noch fünf weitere Male auf die Bühne.

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Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn