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Werk der Woche – Krzysztof Penderecki: Die Teufel von Loudun

Erst vor wenigen Tagen ist der Komponist Krzysztof Penderecki verstorben. Nun zeigt die Hamburgische Staatsoper ihm zu Ehren ab dem 13. April mit Die Teufel von Loudun einen seiner größten Opernerfolge als Video on Demand. Die Produktion der Uraufführung von 1969 ist Teil einer Reihe von Videos aus der Ära des Intendanten Rolf Liebermann, die das Opernhaus während der vorstellungsfreien Zeit online zeigt. Henryk Czyz dirigiert in der Inszenierung von Konrad Swinarski mit der Ausstattung von Lidia und Jerzy Skarzynski.

Die Handlung berichtet von der französischen Stadt Loudun. Sie war in den Jahren 1633–64 Schauplatz von Vorfällen, die in ganz Europa Aufsehen erregten, in einer Mischung aus religiös eiferndem Abscheu und Voyeurismus von den Zeitgenossen verfolgt und umfänglich dokumentiert wurden. Urbain Grandier, der Ortsgeistliche von Loudun, wurde 1633 beschuldigt, die Nonnen des gerade neu gegründeten Ursulinenklosters, allen voran die Priorin Jeanne, verhext zu haben. Unter der Folter bereute er zwar seinen lockeren Lebenswandel – er hatte Verhältnisse mit zwei Frauen, von denen eine ein Kind von ihm erwartete – weigerte sich aber standhaft trotz vorgelegter “Beweise”, ein Geständnis über sein Teufelswerk abzulegen. Im Sommer 1634 wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Noch jahrelang beschäftigte die Besessenheit der Nonnen Exorzisten und Ärzte; ihr Ende fanden die Ereignisse erst, als Kardinal Richelieu die finanzielle Unterstützung des Klosters einstellte.

Krzysztof Penderecki: Die Teufel von Loudun – eine Oper über Toleranz


Der Prozess gegen Urbain Grandier wurde von François de Pitaval in seine Sammlung berühmter Kriminalfälle aufgenommen; diese Quelle sowie die autobiografischen Erzählungen der Priorin Jeanne aus dem Jahr 1644 und zwei 1634 und 1693 erschienene Berichte über den Prozess standen Aldous Huxley zur Verfügung, als er sich 1952 in The Devils of Loudun mit dem Thema auseinandersetzte. Acht Jahre später dramatisierte John Whiting Huxleys Dokumentation; diese Fassung in der deutschen Übersetzung von Erich Fried diente Penderecki als Ausgangspunkt für sein Libretto, in dem er den Akzent deutlich auf die politische Ebene verlegte. 
Für Penderecki ist die Teufel von Loudun ein Stück über Toleranz und Intoleranz. Grandier fällt einer politischen Intrige zum Opfer, aber auch Jeanne ist nicht eigentlich seine Kontrahentin, sondern ein Opfer religiös-politischer Fanatiker; ihre erotischen Wahnvorstellungen werden von Richelieus Handlangern zur benötigten Teufelsbesessenheit aufgeputscht. – Wolfram Schwinger 

Die Produktion der Uraufführung ist noch bis zum 27. April im Streaming-Angebot der Staatsoper Hamburg zu sehen. Abgesehen von Die Teufel von Loudun werden dort in diesem Zeitraum La Passione und Fidelio gezeigt.

Werk der Woche – Krzysztof Penderecki: 3. Sinfonie

 

Die Passacaglia, der vierte Satz aus der 3. Sinfonie von Krzysztof Penderecki, ist ein musikalischer Bestandteil des neuen Tanzstückes Dürer’s Dog des Choreographen Goyo Montero, das am 9. Dezember 2017 im Staatstheater Nürnberg seine Premiere feiert. Für das Stück ließ sich Montero von Kupferstichen Albrecht Dürers inspirieren und versucht tänzerisch hinter die Rätsel und Geheimnisse zu kommen.

Die Entstehung der 3. Sinfonie des polnischen Komponisten zog sich über mehrere Jahre hin. In den 1980er Jahren hatte Penderecki aus Luzern den Auftrag zu einem sinfonischen Werk erhalten. Dem kam er unverzüglich nach, jedoch stellte er bis zur Uraufführung neben dem jetzigen vierten Satz Passacaglia noch ein Rondo, das später zum zweite Satz wurde, fertig. Die Uraufführung dieser ersten Einzelteile war 1988, bis 1995 die Vollendung von Pendereckis 3. Sinfonie gespielt wurde. Sie steht in der Gattungstradition des 19. Jahrhunderts – die dem klassischen Prinzip folgenden Charakterzüge der fünf Sätze sind durch Themen und Strukturen miteinander verbunden. In München wurde das Werk schließlich unter dem Dirigat des Komponisten erstmals gespielt.

Krzysztof Penderecki – 3. Sinfonie: ein Satz erlangt Berühmtheit


Die in Nürnberg im Ballett zu hörende Passacaglia schrieb ihre ganz persönliche Rezeptionsgeschichte: Ihre unheimlich und bedrohlich wirkende Tonrepetition mit einem harschen Rhythmus auf dem tiefen D eignete sich ideal für die Filmmusik von Martin Scorseses Thriller Shutter Island (2010) mit Leonardo DiCaprio. Dort wurde die Passacaglia zu einem der musikalischen Kernmotive des Films und brannte sich in das Gehör eines Millionenpublikums ein.
Man kann ein paar Bäume nicht einfach pflanzen, das muss eine Form und Ordnung haben. Es ist ähnlich wie in der Musik: Alle meine Werke haben ganz klare Formen; ich bin kein Improvisator. – Krzysztof Penderecki

Weitere Aufführungen des Tanzstückes Dürer’s Dog  sind am 12. und 14. Dezember in Nürnberg zu erleben. Am 14. Dezember wird eine weitere Sinfonie von Penderecki, die 2. Sinfonie (Christmas Symphony) in Budapest gespielt.

 

Werk der Woche: Krzysztof Penderecki – Ein feste Burg ist unser Gott

In diesem Jahr jährt sich Martin Luthers Thesenanschlag und damit der Beginn der Reformation zum 500. Mal: Anlass genug für viele Veranstalter sich dieses Themas anzunehmen. Am 26. Mai 2017 führt die Staatskapelle Weimar mit dem Chor des Deutschen Nationaltheaters Krzysztof Pendereckis Ein feste Burg ist unser Gott nach Luthers gleichnamigem Choral im Nationaltheater Weimar auf. Es dirigiert Kirill Karabits.



Penderecki komponierte Ein feste Burg ist unser Gott 2010 für gemischten Chor, Blechbläser, Schlagwerk und Streichorchester. Das verhältnismäßig kurze Werk war eine Komposition anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Cieszyn in Pendereckis Heimatland Polen.  Penderecki ist bei weitem nicht der erste, der Luthers Material in seiner Komposition verwendete; auch Komponisten wie Max Reger, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Georg Friedrich Händel griffen schon darauf zurück. Zu den bekanntesten Bearbeitungen gehört jedoch Bachs Choralkantate BWV 80, deren Schlusschoral Penderecki in seinem Werk zitiert. Penderecki verwendet daher nicht den gesamten lutherischen Text, sondern lediglich die letzte der vier Strophen.

Pendereckis Ein feste Burg ist unser Gott: Bekenntnis zur Ökumene


Es mag verwundern, dass der katholische Penderecki ausgerechnet einen Choral wählte, der zu einem musikalischen Sinnbild der Reformation geworden ist. Der Aufführungsort seiner Komposition war jedoch die evangelische Jesuskirche in Cieszyn. Penderecki entschied sich, einen dazu passenden Titel zu wählen. Auch die musikalische Gestaltung ist wohl überlegt. Die Besetzung ohne Holzbläser dafür mit romantisch-starkem Blech verleiht dem Werk in D-Dur den Charakter einer Fanfare und unterstreicht den festlichen Anlass der Jubiläumsfeier, zu dem es komponiert wurde. Die Blechbläser beginnen zunächst allein in einem feierlichen Anfangsteil, der sich sukzessive durch das Einsetzen von immer mehr Bläsern und Schlagwerk aufbaut. Erst dann setzen Streichorchester und  Chor zum Choral ein.
Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Gleichzeitig habe ich mich mit Formen, Stilen und Harmonien der Vergangenheit auseinandergesetzt. Beiden Prinzipien bin ich treu geblieben… Mein derzeitiges Schaffen ist eine Synthese. - Krzysztof Penderecki

Weitere Aufführungen des Werkes im Nationaltheater Weimar finden am 4. und 30. Juni statt.

 

Foto: © Marek Beblot (Krzysztof Penderecki)

Werk der Woche – Christian Jost: An die Hoffnung

Zur seiner Eröffnung präsentiert das 10. Grafenegg Festival die Uraufführung des neuen Orchesterlieds An die Hoffnung von Christian Jost (Bild, links). Das Auftragswerk des Festivals kommt am 19. August mit dem Solisten Klaus Florian Vogt (Bild, rechts) und dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Yutaka Sado zur Aufführung. Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, den Heldentenor Vogt mit einer zeitgenössischen Komposition zu erleben. Zu seinem Durchbruch verhalf ihm vor allem sein Rollendebüt als Lohengrin am Theater Erfurt im Jahr 2002 - bis heute eine seiner Paradepartien.

Nach Krzysztof Penderecki (2007), Heinz Holliger (2008) und Jörg Widmann (2014) hat nun auch Jost seinen Platz als Composer in Residence beim Grafenegg Festival eingenommen. In dieser Position stellt Jost nicht nur eigene Kompositionen vor, sondern dirigiert auch das Tonkünstler-Orchester und leitet zudem den Composer-Conductor-Workshop INK STILL WET, der seit 2011 jährlich und in diesem Jahr vom 1. bis zum 5. September stattfindet.

Christian Josts An die Hoffnung – Ein moderner Rekurs auf Beethoven


Beethoven vertonte 1804 das Gedicht An die Hoffnung aus Christoph August Tiedges Urania als sein Opus 32. Neun Jahre später überarbeitete und erweiterte er diese Liedkomposition und ein neues Werk mit gleichem Titel unter der Opusnummer 94 entstand. Diese Fassung aus Beethovens späterer Schaffensperiode bildet nun den Ausgangspunkt von Josts gleichnamigem Orchesterwerk. Im Mittelteil des Stücks behält Jost die Gesangsstimme des Originals bei, ebenso Teile des harmonischen Materials. Eingebaut ist Beethovens Lied jedoch in einen komplett neu komponierten Orchestersatz, dessen Instrumentation identisch mit der der 9. Symphonie Beethovens ist. Letztere findet auch einen Platz im Eröffnungsprogramm des Grafenegg Festivals.
Es ist eine aus Moll-Terzen entstehende orchestrale Landschaft, eine aufgewühlte, rhythmisch drängende Komposition, die eine gewisse Brüchigkeit der Beethoven’schen „Hoffnung“ orchestral ausweitet. Sie mündet in einen fragenden Schleier aus zarten Clustern, eingewebt in Tiedges letzte Zeilen: „ob dort oben ein Engel wartend meine Tränen zählt“. – Christian Jost

Neben der Uraufführung von An die Hoffnung stellt Jost zu Konzertbeginn am 19. August seine Fanfare für neun Blechbläser vor. Sie ist ebenfalls ein Auftragswerks des Grafenegg Festivals und feiert an diesem Abend ihre Uraufführung. Im weiteren Programm des Grafenegg Festivals wird Jost am 25. August seine CocoonSymphonie dirigieren. Am 28. August spielt Georgy Goryunov Josts lautlos für Violoncello solo; Portrait für Violine solo wird am 10. September zu hören sein, dargeboten von Sophie Kolarz-Lakenbacher.