Werk der Woche – Krzysztof Penderecki: Lukas-Passion
- 09.07.2018
Die Lukas-Passion von Krzysztof Penderecki gehört zu den bedeutendsten geistlichen Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Am 14. Juli 2018 wird sie im Amphitheatre de Lanaudière Joliette im Zuge des Festival de Lanaudière aufgeführt. Kent Nagano dirigiert das Orchestre Symphonique de Montréal und den Chór Filharmonii Krakowskiej, Soli sind Sarah Wegener (Sopran), Lucas Meachem (Bariton) und Matthew Rose (Bass). Mit derselben Besetzung wird die Lukas-Passion anschließend am 18. Juli im Sala audytoryjna in Krakau und am 20. Juli beim Eröffnungskonzert der Salzburger Festspiele aufgeführt.
Die Lukas-Passion schrieb Penderecki im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks in den Jahren 1965 und 1966. Am 30. März 1966 gelangte das Werk mit dem vollständigen Titel "Passio Et Mors Domini Nostri Jesu Christi Secundum Lucam" in Münster zur Uraufführung. Auch wenn in einem Gotteshaus wie der alten Münsteraner Domkirche eine derart avantgardistische Musiksprache mit ihren grellen Dissonanzen, ihren Clustern und ihren seriellen Strukturen nie zuvor zu hören war, stellt Penderecki sich doch in den Dienst des Bibelworts: Das Gerüst des Werks bildet der lateinische Bericht des Lukas-Evangeliums, dazu kommen Verse aus dem Johannes-Evangelium, Klagelieder des Jeremias und Psalmen Davids. Neben Leiden und Tod Christi ist die Lukas-Passion aber auch Ausdruck der Tragödie des zweiten Weltkriegs. Immer wieder widmete Penderecki seine Werke den Leidenden der Gegenwart: So widmete er etwa 1960 Threnos den Opfern des Nuklearwaffeneinsatzes in Hiroshima und das Klavierkonzert Resurrection denen der Anschläge am 11. September 2001.
Musikalisch bezieht sich Penderecki auf die Passionen, ohne die er nach eigener Aussage die Lukas-Passion nicht hätte schreiben können. Schon im Eingangschor klingt das B-A-C-H-Motiv an, und zieht sich in vielfältigen Wendungen durch die gesamte Komposition. Auch die Folge der wie seufzend fallenden Sekunden im Terzabstand bildet ein Motiv des Schmerzes. Anders als der affektgetragenen Ausdrucksweise Bachs stehen Pendereckis Musik aber expressiv-psychologisierende Mittel zur Verfügung. So verwendet er in der dramatischen Abschlussszene des ersten Teils "Jesus vor Pilatus" eine als Klangfarbenmelodie gestaltete Clusterstudie, in der anfangs Tonbündel in den höchsten Registern bis in die Bassregion fallen. Wildes Durcheinandersprechen des Chores bildet das Verhör, geräuschhafte Staccato und "col legno" der Instrumentengruppe die Peitschenschläge. Neu ist auch die Verbindung der Passion mit einer Stabat Mater-Komposition, die Penderecki 1962 als eigenständiges Werk geschrieben hatte. Diesen Teil kennzeichnet eine nahtlose Verbindung von Techniken geistlicher Werke aller Epochen: Bruchlos lässt der Komponist hier Gregorianischen Choral in zwölftönige Passagen und Clustern übergehen.
Die Verbindung von Altem und Neuem, das Traditionsbewusstsein und der kompromisslose Wille zum Ausdruck bei uneingeschränkter Bejahung des Glaubens ließen die Lukas-Passion schlagartig zu einem geachteten Meisterwerk und Penderecki damit zu einem Meister des 20. Jahrhunderts werden. Schon kurz nach der Uraufführung las man:
In Salzburg wird kurz nach der Lukas-Passion Pendereckis stilistisch vergleichbares und selten gespieltes Intermezzo für 24 Solostreicher zu hören sein. Es ist Finalstück des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award und wird am 4. August von der Camerata Salzburg im Mozarteum gespielt.
Die Lukas-Passion schrieb Penderecki im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks in den Jahren 1965 und 1966. Am 30. März 1966 gelangte das Werk mit dem vollständigen Titel "Passio Et Mors Domini Nostri Jesu Christi Secundum Lucam" in Münster zur Uraufführung. Auch wenn in einem Gotteshaus wie der alten Münsteraner Domkirche eine derart avantgardistische Musiksprache mit ihren grellen Dissonanzen, ihren Clustern und ihren seriellen Strukturen nie zuvor zu hören war, stellt Penderecki sich doch in den Dienst des Bibelworts: Das Gerüst des Werks bildet der lateinische Bericht des Lukas-Evangeliums, dazu kommen Verse aus dem Johannes-Evangelium, Klagelieder des Jeremias und Psalmen Davids. Neben Leiden und Tod Christi ist die Lukas-Passion aber auch Ausdruck der Tragödie des zweiten Weltkriegs. Immer wieder widmete Penderecki seine Werke den Leidenden der Gegenwart: So widmete er etwa 1960 Threnos den Opfern des Nuklearwaffeneinsatzes in Hiroshima und das Klavierkonzert Resurrection denen der Anschläge am 11. September 2001.
Krzysztof Penderecki – Lukas-Passion: Eine Hommage an Bach
Musikalisch bezieht sich Penderecki auf die Passionen, ohne die er nach eigener Aussage die Lukas-Passion nicht hätte schreiben können. Schon im Eingangschor klingt das B-A-C-H-Motiv an, und zieht sich in vielfältigen Wendungen durch die gesamte Komposition. Auch die Folge der wie seufzend fallenden Sekunden im Terzabstand bildet ein Motiv des Schmerzes. Anders als der affektgetragenen Ausdrucksweise Bachs stehen Pendereckis Musik aber expressiv-psychologisierende Mittel zur Verfügung. So verwendet er in der dramatischen Abschlussszene des ersten Teils "Jesus vor Pilatus" eine als Klangfarbenmelodie gestaltete Clusterstudie, in der anfangs Tonbündel in den höchsten Registern bis in die Bassregion fallen. Wildes Durcheinandersprechen des Chores bildet das Verhör, geräuschhafte Staccato und "col legno" der Instrumentengruppe die Peitschenschläge. Neu ist auch die Verbindung der Passion mit einer Stabat Mater-Komposition, die Penderecki 1962 als eigenständiges Werk geschrieben hatte. Diesen Teil kennzeichnet eine nahtlose Verbindung von Techniken geistlicher Werke aller Epochen: Bruchlos lässt der Komponist hier Gregorianischen Choral in zwölftönige Passagen und Clustern übergehen.
Die Verbindung von Altem und Neuem, das Traditionsbewusstsein und der kompromisslose Wille zum Ausdruck bei uneingeschränkter Bejahung des Glaubens ließen die Lukas-Passion schlagartig zu einem geachteten Meisterwerk und Penderecki damit zu einem Meister des 20. Jahrhunderts werden. Schon kurz nach der Uraufführung las man:
„Diese Passionsmusik Pendereckis wird man zu den bedeutendsten Kompositionen innerhalb der Neuen Musik zählen. Die bestechende Klarheit der revolutionären Partitur, die Logik des Werkaufbaus und die eindringliche Wirkung, die von der Musik ausgeht, stehen weit über dem, was selbst von prominenten Komponisten in den letzten Jahren an Chormusik angeboten wurde.“ – Heinz Joseph Herbort, Die Zeit, zur Uraufführung 1966
In Salzburg wird kurz nach der Lukas-Passion Pendereckis stilistisch vergleichbares und selten gespieltes Intermezzo für 24 Solostreicher zu hören sein. Es ist Finalstück des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award und wird am 4. August von der Camerata Salzburg im Mozarteum gespielt.