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Werk der Woche - Anno Schreier: Nils Holgerssons wunderbare Reise

In Nils Holgerssons wunderbare Reise verwandelt Komponist Anno Schreier den Kinderbuch-Klassiker von Selma Lagerlöf in ein Musiktheater für Kinder ab sechs Jahren. Das Werk entstand für das Mitmachprojekt „Singen mit Klasse!“ der Kölner Philharmonie in Kooperation mit KölnMusik und wird am 27. Juni 2019 in Köln uraufgeführt.



Als Strafe für sein freches Verhalten wird der junge Nils Holgersson auf die Größe eines Wichtels geschrumpft. Auf dem Rücken der Hausgans Martin zieht er mit den Wildgänsen nach Norden und erlebt dabei so manches fröhliches Abenteuer, aber auch die eine oder andere brenzlige Situation.
Während er dies dachte, vergaß er wieder ganz, dass er klein und ohnmächtig war. Er sprang von dem Mäuerchen hinunter, lief mitten in die Gänseschar hinein und umschlang den Gänserich mit seinen Armen. »Das wirst du schön bleiben lassen, von hier wegzufliegen, hörst du!« rief er. Aber gerade in diesem Augenblick hatte der Gänserich herausgefunden, wie er es machen müsse, um vom Boden fortzukommen. In seinem Eifer nahm er sich nicht die Zeit, den Jungen abzuschütteln; dieser musste mit in die Luft hinauf. - Selma Lagerlöf, Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, übersetzt von Pauline Klaiber

Der 1906 veröffentlichte Roman Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen ist mehr als nur ein Abenteuerroman. Er wurde von der schwedischen Autorin Selma Lagerlöf für Schulkinder geschrieben, die durch die Augen des kleinen Nils ihre Heimat aus der Vogelperspektive erkunden konnten. Außerdem lernt Nils in der Gesellschaft der Tiere Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Verantwortung.

Anno Schreier: Nils Holgerssons wunderbare Reise – weltbekanntes Kinderbuch als Musiktheater


In seiner Vertonung bringt Schreier mit seinem Librettisten Alexander Jansen die Geschichte des Romans in die heutige Zeit. Ein Kinderchor erzählt in kurzweiligen und einprägsamen Stücken die wichtigsten Stationen der Reise. Die Rolle des Nils Holgersson und der anderen Figuren übernehmen zwei Schauspieler.

Nils Holgerssons wunderbare Reise ist nicht das erste Musiktheaterwerk für Kinder von Anno Schreier, der mit Werken wie Der Zauberer von Oz und Prinzessin im Eis schon großen Erfolg in diesem Genre feierte. Zusammen mit Opern wie Die Stadt der Blinden und Schade, dass Sie eine Hure war, sowie mit vielen weiteren Werken des Komponisten sind sie seit kurzer Zeit Teil des Verlagsprogrammes von Schott Music. Schreiers Stil zeichnet sich durch einen spannenden Einsatz vieler Stilistiken und musikalischer Zitate aus, die eine eigene, suggestive und oft groteske Klangwirkung entfalten.

Etwa 300 Kinder aus Kölner Grundschulen wirken bei der Uraufführung von Nils Holgerssons wunderbare Reise in der Kölner Philharmonie mit. Sie singen an der Seite des Gürzenich-Orchesters Köln unter der Leitung von Andreas Fellner. Christoph Bertram und Eva Marianne Kraiss verkörpern Nils und die anderen Charaktere der abenteuerlichen Geschichte.

 

 

Werk der Woche – Bernd Alois Zimmermann: Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott

Das Jahr 2018 stand bei vielen Theatern und Orchestern im Zeichen des 100. Geburtstags von Bernd Alois Zimmermann. Zu diesem Anlass zeigt die Volksbühne Berlin am 26. November 2018 zum ersten Mal eine szenische Umsetzung seines Funkoratoriums Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott. Durch die Mitwirkung zahlreicher Ensembles werden 130 Chorsängerinnen und Chorsänger, 50 Musikerinnen und Musiker sowie und 12 Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne vertreten sein. Es musizieren die Kammersymphonie Berlin, der Haupt- und Mädchenchors der Sing-Akademie zu Berlin, der Männer des Staats- und Domchors Berlin und des Ensembles PHØNIX16, sowie Mitglieder der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und der Neuen Nachbarschaft Moabit. Regie führt Christian Filips, die musikalische Leitung übernimmt Kai-Uwe Jirka.

Zimmermann komponierte Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott nach Ende des 2. Weltkrieges im ausgebombten Köln. Die Textvorlage dazu bildete Pedro Calderón de la Barcas traditionelles Fronleichnamsspiel Les alimentos del hombre, das von Hubert Rüttger ins Deutsche übertragen wurde. In Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk wurde das Oratorium an Fronleichnam 1952 erstmals im Radio gesendet und danach fast gänzlich vergessen. Im Werk vermischen sich die Genres des Melodrams und der Oper, sowie frühe Versuche zur elektronischen Musik. Außerdem scheinen in ihm Einflüsse der Besatzungsmächte im Nachkriegsdeutschland vereint zu sein: Der Jazz der Amerikaner, französisches Klangfarbenspiel wie bei Debussy und Zitate der Ballets Russes sind Stil-Elemente von Zimmermanns Musik.

Bernd Alois Zimmermann – Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott: ein Funkoratorium


Nachdem Adam gegen das Gebot Gottes verstößt, wird er aus dem Paradies verbannt. Er muss nun als normaler Mensch auf der Erde leben und landwirtschaftliche Arbeit verrichten. Daran findet Adam jedoch keinen Gefallen und auch seine Kameraden Deckmann und Freßmann können ihm nicht weiterhelfen. Wenig später trifft der unzufriedene Adam auf den Teufel, der ihm rät Gott auf Unterhalt zu verklagen. So beginnt ein großer metaphysischer Gerichtsprozess.

Eigenart und Bedeutung dieses Weihespieles zur Verherrlichung der heiligen Eucharistie lassen in ihrer innigen Verbindung von Wort und Musik einzig und allein die Form des Funkoratoriums als entsprechend erscheinen.[…] Ich freue mich sehr auf diese grosse und schöne Aufgabe, vor allem deshalb, weil damit ein bisher fast völlig unbekanntes Werk Calderons der unverdienten Vergessenheit entrissen wird. – Bernd Alois Zimmermann

Im Zuge des Zimmermann-Jahres 2018 werden außerdem am  14. Dezember Zimmermanns Werke Dialoge, Sinfonie in einem Satz und Monologe vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Münchner Herkulessaal gespielt. Auch das WDR Sinfonieorchester zeigt in der Kölner Philharmonie an diesem und dem darauffolgenden Abend Musik von Zimmermann, nämlich sein Konzert für Violine und Orchester.

Werk der Woche – Bernd Alois Zimmermann: Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne

2018 ist Bernd-Alois-Zimmermann-Jahr und so widmet sich das Festival „ACHT BRÜCKEN – Musik für Köln“ insbesondere dem Werk des Kölner Komponisten, der im März 100 Jahre alt geworden wäre. Als Abschluss des Schwerpunkts steht Zimmermanns letztes Werk Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne am 10. Mai 2018 in der Kölner Philharmonie auf dem Programm. Es musiziert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Michael Wendeberg zusammen mit dem Bariton Georg Nigl und dem Chor des Bach-Vereins Köln. Die beiden Sprecherparts übernehmen Franz Mazura und Jakob Diehl.

Zimmermann arbeitete über einen längeren Zeitraum hinweg an seiner „Ekklesiastischen Aktion“, wie er die Komposition auch bezeichnete. In den Vorarbeiten zu seinem Requiem für einen jungen Dichter und auch zur Kantate Omnia tempus habent finden sich bereits Skizzen, die als Vorstufen eindeutig zu identifizieren sind. Als sein Freund Hans Zender ihn beauftragte, ein Werk für ein Festkonzert anlässlich der olympischen Segelwettbewerbe in Kiel 1972 zu komponieren, nahm Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne seine endgültige Gestalt an. Am 5. August 1970, fünf Tage vor seinem Freitod, vollendete Zimmermann sein letztes Werk. Unter Zenders Dirigat wurde das dramatische Stück vom Philharmonischen Orchester der Stadt Kiel am 2. September 1972 in Kiel uraufgeführt.

Bernd Alois Zimmermann - Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne: Es ist genug


Die Musik der „Ekklesiastischen Aktion“ drückt Zimmermanns Verzweiflung über das ewige Leiden der Menschen und den Machtmissbrauch der katholischen Kirche aus. Als Grundlage dienen zum einen die biblischen Verse aus dem 4. Kapitel des Buches Prediger und zum anderen die Legende vom Großinquisitor aus Fjodor Dostojewskis Roman Die Brüder Karamasow. In der Verbindung und Kontrastierung der narrativen und musikalischen Ebene kommt der für Zimmermann typische pluralistische Stil zum Tragen: Er experimentiert mit verschiedenen Arten des stimmlich-sprachlichen Ausdrucks zwischen Singen und Sprechen, was dem Werk einen fast hörspielartigen Charakter verleiht. Die Musik steht im Dienst der Textvermittlung und orientiert sich streng an der Struktur des Textes. Im simultanen Aufeinandertreffen aller Ebenen findet das Werk seinen Höhepunkt. Einziges musikalisches Zitat in dieser Komposition ist der Choralsatz Es ist genug aus der Bach-Kantate BWV 60 O Ewigkeit, du Donnerwort, mit dem das Werk, schlagartig unterbrochen von Posaunen und Pauken, endet. Damit schlägt Zimmermann einen Bogen von seinem letzten Werk zum frühen Violinkonzert, das mit der gleichen Passage schließt und 1950 zu seinem ersten größeren Erfolg werden sollte.
„Es ist genug, Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus“.
- aus Kantate BWV 60 O Ewigkeit, du Donnerwort, Text von Franz Burmeister

Am 2. Juni 2018 spielt das Seattle Philharmonic Orchestra die „Ekklesiastische Aktion“ in der Benaroya Hall in Seattle. Die nächsten Veranstaltungen im Rahmen des Zimmermann-Jahrs sind u.a. am 11. Mai mit Tratto II an der Musikhochschule Lübeck, am 13. Mai mit der Metamorphose im Konzerthaus Berlin und in Köln folgen am 11., 13., 17., 19. und 20. Mai weitere Aufführungen der Oper Die Soldaten.