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Werk der Woche – Anno Schreier: Mina

Wie findet man nach einer schlimmen Erfahrung zurück ins Leben? Anno Schreier zeigt diesen Weg in seiner Kinderoper Mina. 2022 in Bonn uraufgeführt, war das Stück kürzlich bei der Opera Factory in Freiburg zu sehen und kommt am 25. Oktober 2023 am Staatstheater Darmstadt in einer Neuinszenierung von Regisseurin Ulduz Ashraf Gandomi heraus. Die musikalische Seite übernehmen Bariton David Pichlmaier und Flötistin Olga Koring. 

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Werk der Woche – Dieter Schnebel: Schicksalslied

Schon einige Komponisten wie etwa Johannes Brahms vertonten das Schicksalslied von Friedrich Hölderlin. So auch Dieter Schnebel in einer seiner letzten Kompositionen. Am 21. September wird sein  Schicksalslied  für Sprecher, Altstimme, Kammerchor, Kammerensemble und Zuspiel beim Beethovenfest Bonn uraufgeführt. Jan Latham-Koenig dirigiert den Prager Philharmonischen Chor und das Sinfonieorchester Flandern, Solisten sind Franz Mazura (Sprecher) und Markéta Cukrová (Alt).

Schnebels Schicksalslied ist ein Auftragswerk des Beethovenfests Bonn, und die Komposition folgt dem diesjährigen Motto „Schicksal“. In dem Stück setzt sich der Komponist mit verschiedenen Vorstellungen vom Wirken des Schicksals auseinander, das einerseits Glück und Freude bewirken, andererseits aber auch große Trauer bedeuten kann. Schnebel greift dabei nicht nur Hölderlins Schicksalslied auf, sondern bezieht sich mithilfe von Zuspielungen auch direkt auf Werke Beethovens.

Dieter Schnebel – Schicksalslied: Zwischen Hölderlin und Beethoven


In Schicksalslied beginnt der Sprecher mit Beethovens Umschreibung seines Schicksalsmotivs („so pocht das Schicksal an die Pforte“), bevor der Anfang der berühmten Fünften zugespielt wird. Die Chorstimmen skandieren dabei das Wort „Schicksal“ in verschiedenen Sprachen. Schnebel setzt, wie auch schon in früheren Werken, die menschliche Stimmen auf verschiedene Weise ein: Sie reicht vom lautlosen Blasen bis hin zum geräuschhaften Husten. Im Verlauf des Stücks wechseln sich Hölderlin-Strophen mit Einschüben von weiteren Werken Beethovens (Appassionata, Streichquartett op. 135) ab. In einem seiner letzten Interviews sagte Schnebel:
„Die Musik ist ein Medium, in der das Gefühl eine wichtige Rolle spielt, und Musik kann Freude ausdrücken wie keine andere Kunst, aber auch abgrundtiefe Trauer. Der Tod ist das eine Extrem, das überschäumende Leben das andere, und dazwischen gibt es abertausend Möglichkeiten.“ – Dieter Schnebel

Bereits am 11. September 2018 gelangte Schnebels Variationen über das Heidenröslein nach Goethe in der Fassung für Singstimme und Ensemble in Frankfurt a. M. zur Uraufführung. Die Fassung für Singstimme und Kammerorchester wird am 9. November zusammen mit Trauermusik für großes Orchester und Zuspiel an selber Stelle uraufgeführt. Schnebels Oratorium für Sprecher, Stimmen und Instrumente Luther 500 erlebt am 17. November seine Uraufführung in der Petrikirche Mühlheim.

 

Werk der Woche - György Ligeti: Ramifications

Am 22. September wird György Ligetis Ramifications vom Norwegian Chamber Orchestra unter der Leitung von Per Kristian Skalstad in Oslo zu hören sein. Auch drei Tage später kommt es zu einer Aufführung des Streichorchester-Werks: Pascal Gallois dirigiert das Orchester der Musicales de Quiberon im Palais des congrès Louison Bobet im französischen Quiberon.



Der 1923 als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern geborene Ligeti komponierte Anfang der 1960er Jahre Musik mit dichten, fast starren klanglichen Strukturen, wie etwa in seinem Orchesterstück Atmosphères aus dem Jahr 1961. Diese Strukturen lockerten sich später immer mehr auf und wurden beweglicher. Ramifications stellt kompositorisch eine Weiterentwicklung seiner Arbeitsweise mit komplexen musikalischen Netzgebilden dar.

György Ligetis Ramifications – Von „dicht und statisch“ zu „durchbrochen und beweglich“


Obwohl es auch in Ramifications statische Klangfelder gibt, dominieren die feinmaschigen Netzgebilde in der Komposition. Der Titel, auf Deutsch „Verästelungen“, bezieht sich auf die polyphone Technik der Stimmführung: Die Einzelstimmen bewegen sich unterschiedlich, bilden jedoch Bündel, die sich allmählich auflösen. Einzelne Momente, in denen die Stimmen wieder zusammenlaufen, bewirken das Wechselspiel aus Vereinigung und Verästelung in der Musik. Neu für Ligeti ist die hyperchromatische Harmonie: Aufführungstechnisch wird dies ermöglicht, indem die Hälfte der Streicher um einen Viertelton hinaufgestimmt wird. Die resultierende Musik ist jedoch nicht vierteltönig, denn beim Greifen der Saiten entsteht eine Schwankung der Tonhöhen, sodass man fast nie exakte Vierteltonabstände, sondern kleinere oder größere mikrotonale Abweichungen hört.
Ramifications sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ‚dicht und statisch‘ zu ‚durchbrochen und beweglich‘. Besonders in den Gegenden, in denen das musikalische Gewebe durchsichtig und engmaschig ist, erscheint eine ganz neue Art von ‚unsicherer‘ Harmonik, als ob die Harmonien der gleichmäßigen Temperatur oder gar der Diatonik ‚verdorben‘ wären. Die Harmonien haben einen ‚haut goût‘, Verwesung ist in die Musik eingezogen. Ramifications sind ein Beispiel dekadenter Kunst. – György Ligeti

Auch in Deutschland hat man in dieser Woche die Gelegenheit, die Musik Ligetis zu erleben: Seine Études pour piano werden am 19. September im Rahmen des Beethovenfests Bonn von dem Pianisten Boris Berezowsky gespielt. Am gleichen Tag und auch am Tag darauf führt das Bayerische Staatsorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko Lontano für großes Orchester im Nationaltheater in München auf. Mysteries of the Macabre für Koloratursopran und Kammerorchester wird gleich drei Mal gespielt: Am 20. September sind das Philharmonische Orchester Gießen unter der Leitung von Michael Hofstetter und die Sopranistin Marie Friederike Schöder zu hören. Die Düsseldorfer Symphoniker, dirigiert von Alexandre Bloch, führen das Stück am 23. und 25. September gemeinsam mit Eir Inderhaug in der Tonhalle in Düsseldorf auf.