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Orbe Rotundo – Das Schwesterwerk zur Carmina Burana

Münchner Motettenchor

Orbe Rotundo – Von Leben, Magie und Tod – für Soli, Chor und Orchester ist ein szenischer Bilderbogen zum Jahreskreis nach lateinischen und mittelalterlichen Texten. Das 50-minütige Werk hat dieselbe Besetzung wie Orffs „Carmina Burana“ und ist als dessen Schwesterwerk und moderne Fortschreibung konzipiert. Wir haben mit dem Komponisten Enjott Schneider über sein Schaffen gesprochen.

Enjott Schneider studierte in Freiburg, wo er auch promoviert wurde. Er war Professor für Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München. Als Komponist schuf er neun Opern, darunter die in Mandarin gesungene vielbeachtete Oper „Marco Polo“ für Guangzhou und Beijing, zahlreiche Orchester- und Kammermusikwerke, geistliche Musik einschließlich Oratorien sowie Orgelkonzerte und -sinfonien. Für seine Musik zu mehr als 600 Filmen (wie z.B. „Schlafes Bruder“, „Herbstmilch“, „Stalingrad“, „Wunder von Leipzig“ und „Stauffenberg“) erhielt er u.a. einen Emmy, den Bayerischen Filmpreis, das Bundesfilmband in Gold und den Deutschen Fernsehpreis. Schneider war Mitglied im Aufsichtsrat der GEMA und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes.

Mehr Informationen zu Enjott Schneider: www.enjott.com

 

Das Interview

Das großangelegte Oratorium „Orbe Rotundo“ gilt als Schwesterwerk von Carl Orffs „Carmina Burana“. Wie kam es zu der Entstehung?

Die Initiative kam zunächst vom „Schott-Chef“ Dr. Peter Hanser-Strecker, der mir die Idee schmackhaft machte. Wie von Zauberhand kam dann recht zeitnah eine Anfrage von Hayko Siemens, so ein „Schwesterwerk“ zu schreiben. Dank meiner textlichen Vorarbeiten ging es dann recht rasch voran!

Worum geht es in dem Werk?

Die „Carmina Burana“-Sammlung strotzt ja vor Lebensfreude mit Themen wie Liebe, Wein, Tanzen, Essen. Diese habe ich zum einen entlang des Jahreszeitenzyklus angelegt, zum anderen auch inhaltlich noch verschärft, indem ich mittelalterliche Lyrik (etwa: Wolkenstein/Reuenthal), Bibeltexte und alte magische Zaubersprüche einbezog. Es ist sozusagen ein mittelalterlicher „Bilderbogen“ entstanden, der auch das Zeug für eine Inszenierung auf der Bühne hat – als lebensfrohe Ballettoper.

Die Uraufführung von „Orbe Rotundo“ fand 2010 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Münchner Motettenchors statt. Haben Sie eine besondere Verbindung zu diesem Laienchor?

Bis dato wusste ich von diesem Chor nur, dass er auf Spitzenniveau auch viel via Konzertreisen unterwegs war und sich immer an spannende Chorliteratur wagte. Seitdem habe ich dem Chor einiges auf den Leib geschrieben; aktuell bereite ich für 2025 eine große Komposition „The Creation“ als eine kosmologische Schöpfungsgeschichte vor: Da geht es um ein archaisches Ergründen der vier Elemente, die dann vom zentralen Element der „Liebe“ als dem Wichtigsten überhöht werden. Spannend grad, diese Such-Phase.

Ihr Schaffen umfasst die unterschiedlichsten musikalischen Gattungen, wie etwa Filmmusik, Oper, Kammermusik, geistliche Musik. Gibt es eine Gattung, die Ihnen besonders am Herzen liegt?

Schwer zu sagen! Ich liebe die großen chorsinfonischen und Geschichten erzählenden Besetzungen sehr (in Sinfonien und Oratorien), aber die gleiche Wertschätzung bringe ich auch Kammermusik und Solowerken entgegen. Ich bin Sternzeichen „Zwilling“ und diese legen sich ungern fest, wollen alles gleichzeitig können, an Widersprüchlichem nicht genug kriegen!

Sie komponieren Opern aber auch Filmmusik. Wie unterscheidet sich die Herangehensweise beim Komponieren?

Beide Gattungen sind erzählend und leben vom bildhaften Duktus. Für meinen Opernstil (wo ich wie im Kino auch gerne Sounddesign-Zuspielungen verwende) habe ich mir das Konzept „Oper als eine Filmstory jenseits von Kino und Leinwand“ zugelegt.

Sie waren Professor für Musiktheorie und Komposition an der Hochschule in München. Was haben Sie den angehenden Komponist:innen mitgegeben?

Traditionelles Handwerk in der ausdrucksorientierten Linie von Monteverdi, Bach, Beethoven bis Wagner, Strauss, Mahler ist die Basis des musikdramaturgischen Denkens. Dazu gehörte die Vermittlung vor allem der Neuen Musik, deren „Leuchtturmwerke“ immer auf meinem Lehrplan standen. Als komponierendes Wesen braucht man Literaturkenntnis und Anregungen ohne Ende – Konzerte besuchen, Partituren, CDs, DVDs und Youtube studieren … Und aus dieser unendlichen Fülle dann jene Texturen und Techniken herausfiltern, die dem eigenen Naturell entsprechen.

 

Mehr Informationen

Enjott Schneider

Orbe Rotundo - Von Leben, Magie und Tod

Enjott Schneider

Ausdrücklich als “Schwesterwerk“ zum Welterfolg der Carmina Burana von Orff konzipiert, rief Enjott Schneiders „Orbe Rotundo“ [„(im) Erdenrund“] bei seiner Uraufführung prompt „einen jubelnden Beifall“ hervor, „wie er bei Zeitgenössischem heute selten geworden ist“ (NMZ Neue Musikzeitung). Der Komponist hält sich bei diesem - Orff textlich-inhaltlich fortführenden - „Bilderbogen nach lateinischen und mittelalterlichen Texten“ auch in der Besetzung genau an das Vorbild, alles in diesem Uraufführungsmitschnitt glanzvoll besetzt. Besonders der Münchner MotettenChor als musikalischer Hauptdarsteller agiert unter Widmungsträger Hayko Siemens explosiv dynamisch, rhythmisch geschmeidig und reaktionsschnell artikulierend, aber auch ausdrucksvoll weich – bei stets gewahrtem vokalem Wohlklang.

Und das Werk ist für den ausgewiesenen Meisterkomponisten qualitätvoller und mitreißender Filmmusik hörbar eine dankbare Aufgabe! Wie auch nicht, wo doch den teils derben und drastischen Texten nichts Menschliches fremd ist … Der NMZ-Rezensent spekuliert angesichts dessen gar auf eine filmische Realisierung!

Wie auch immer, ist dem Werk der gebührende Erfolg zu wünschen, und allen begeistert Zuhörenden (sowie Sänger:innen, Agierenden und Dirigierenden) der „Carmina Burana“ das lang ersehnte, ihrer würdige „Fortsetzungs-Erlebnis“ des „Orbe Rotundo“!

Mitschnitt der Uraufführung am 5. Dezember 2010 durch den Bayerischen Rundfunk, München | In Lizenz der BRmedia Service GmbH

 

 

Trailer

 

 

 

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