Still Points

Thomas Tallis (1505–1585) war eine der großen Figuren der englischen Renaissance-Musik. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Third mode melody, insbesondere aufgrund Vaughan Williams Fantasia on a theme by Thomas Tallis.

Im Stile einer Bilderhandschrift wollte ich dieses faszinierende Thema auf drei Weisen beleuchten: Rückwärts mit mittelalterlichen Techniken wie in der „Hoquetus“-Passage am Beginn und im Tanz bei Buchstabe B; von vorne mit zeitgenössischen Klängen (Buchstabe A und ähnliche) und von oben durch den großzügigen Gebrauch von hohen Flageolett-Tönen. Beinahe alle Noten des Themas passen sehr gut zu den natürlichen Flageoletts der Violasaiten. Es war entsprechend meine Ambition, die „normalen“ Noten der Viola mit den Flageoletts zu verbinden, um eine leuchtende Klanglandschaft, die die Spiritualität des Themas spiegelt, zu erschaffen.

In Tallis´ Melodie kommt der Ton H (im Englischen „B“) immer wieder vor, ich verstehe dies als eine sanfte Einladung, wie in einem ruhigen Moment einer Meditation einfach zu sein (Wortspiel „B“ = „to be“). Ich habe mich entschlossen, eine Reihe von Ruhepunkten in das Stück einzubauen: Der erste besteht in der Stille, der zweite enthüllt eine Note (H), die in einem harmonischen Herzschlag pulsiert, der dritte ist ein vibrierender Akkord mit Flageoletts, und auf der letzten Note stimmt die zweite Viola die C-Saite auf H und erkundet anschließend alle natürlichen Flageoletts dieser neuen Welt.

Der Titel Still Points ist selbstverständlich eine Referenz an die Worte T.S. Eliots in seinen Vier Quartetten: "At the still point of the turning world. Neither flesh nor fleshless; Neither from nor towards; at the still point, there the dance is."

(Garth Knox)