Litaniae alle cinque

Die Klaviermusik des Komponisten Eduard Pütz (1911-2000) hat vielfältige Nuancen. Neben einigen pädagogischen Werken (“Mr Clementi goin’ on Holidays”, ED 6662) schrieb er viele Werke, die sich um eine Verbindung von E- und U-Musik bemühen und Einflüsse aus dem Jazz im Sinne einer Cross-over-Stilistik mit Formprinzipien der klassischen Musik verschmelzen (Jazz Sonata, ED 7954). In seinen zeitgenössischen Stücken ist er von Hindemith und Messiaen beeinflusst, bleibt aber auf dem Boden der Tonalität.
Das 1976 komponierte Klavierwerk “Litaniae alla cinque” des Kölner Komponisten bezieht sich auf das berühmte 5. Kapitel des Jakobusbriefes, in dem die Nichtigkeit des Reichtums mit drastischen Worten beschrieben wird: “Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. Euer Reichtum verfault und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer.” Der formale Aufbau der Litanei mit ihren stereotypen Wiederholungen und Gebetsformeln hat Pütz musikalisch aufgegriffen und so unter Verwendung von Kirchenliedern und Glockentönen ein ungewöhnliches und eindrucksvolles Klavierstück geschaffen - ein Plädoyer für mehr Gerechtigkeit in der Welt.