Viscera

Vladimir Guicheff Bogacz‘ Musik lebt von Überraschungen. Hinter jeder Note verbergen sich unerwartete Wendungen, die wiederum in ein überschäumendes Klangmeer münden. Genregrenzen werden dabei bewusst überschritten oder erst gar nicht anerkannt. Neue Musik trifft auf Jazz trifft auf südamerikanische Folklore. Booklet-Autor Rainer Nonnen-mann fasst Guicheff Bogacz‘ musikalischen Ansatz wie folgt zusammen: „Kaum etwas in seiner Musik ist so, wie man es bei einer bestimmten Besetzung, Gattung, Sparte oder Stilistik erwartet. Bestehende Traditionen und Narrative werden neu befragt, anders gewendet oder aufgelöst.“

So greift der gebürtige Uruguayer beispielsweise in „encuentros casuales“ auf Musik des Jazz-Saxofonisten Eric Dolphy zurück oder lässt das Cello in „igualito, igualito, igualito“ wie die Gitarre der chilenischen Sängerin Violeta Parra klingen. „Vos, seguime“ – vom Ensemble Musikfabrik einspielt – reflektiert das klassische Klaviertrio, indem seine Erweiterung zugleich zu dessen Dekonstruktion führt. Schließlich dürfen die Mitglieder des Kollektiv3:6Koeln in der Ensemblekomposition Heimlich eine knapp 35-minütige Tour de Force absolvieren: Darin setzt sich Vladimir Guicheff Bogacz mit den Restriktionen der Corona-Pandemie auseinander, um daraus eine Wundertüte künstlerischer Möglichkeiten zu entwickeln.

Eine Veröffentlichung der Edition Zeitgenössische Musik
Koproduktion von Deutschlandfunk, Ensemble Musikfabrik und Deutscher Musikrat gGmbH (1) | Koproduktion von Deutschlandfunk und Deutscher Musikrat gGmbH (2–4, 6) | Koproduktion Südwestrundfunk und Deutscher Musikrat gGmbH (5)