Petit Boléro

Der französische Pianist Jean-Henri Ravina war ein Wunderkind und machte schon im Alter von acht Jahren mit einem öffentlichen Konzert auf sich aufmerksam. Der Geiger Pierre Rode hörte ihn und ermutigte Ravina nach Paris zu gehen. Mit 13 wurde er Student am dortigen Konservatorium, wo er schließlich – nach abgeschlossener Ausbildung – selbst unterrichtete. Er gab diese Position aber zugunsten seiner Karriere als Virtuose und Komponist auf. Konzert-Tourneen nach Russland und Spanien festigten den Ruf des Pianisten, der 1861 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt wurde. Ravina hat fast ausschließlich Klavierwerke geschrieben: Études, Préludes, ein Klavierkonzert, eine „Rêverie“ für die linke Hand allein, Kompositionen für Klavier vierhändig (u. a. Transkriptionen aller Beethoven-Sinfonien), für Klavier zu sechs und gar zu zwölf Händen. Stilistisch zeigt er sich von seinem Förderer Rode und von Chopin beeinflusst. Sein Petit Boléro op. 62 ist Zeugnis der Vorliebe des 19. Jahrhunderts für Exotismen, für Musik anderer Kulturen, hier des Nachbarlandes Spanien. Ernst W. Ritter, der viele Arrangements für den Schott-Verlag anfertigte, hat auch diese Komposition für Violine und Klavier bearbeitet: Es ist ein pfiffiges und schwungvolles Musikstück! Vorlage: Stichnummern 02372 (Klavierstimme) und 02371 (Violinstimme), als StNr. 24483 erstmals 1887 veröffentlicht.