Hafis
Produktdetails
Beschreibung
Friedrich Gernsheim (1839–1916) entstammt einer angesehenen jüdischen Familie aus Worms am Rhein und war zu Lebzeiten ein äußerst erfolgreicher und hoch angesehener Komponist, dessen Musik es wiederzuentdecken gilt.
Mit dem Gesangverein des Stern’sche Konservatoriums und Wilhelm Berger am Klavier wurde „Hafis – Eine Lieder-Reihe“ 1891 im Konzertsaal der Berliner Singakademie uraufgeführt. Die Texte der Lieder wählte Gernsheim aus einer 1846 erschienenen und von Georg Friedrich Daumer angefertigten Übersetzung von mehr als 200 Gedichten des persischen Dichters Hafis (eigentlich Mohammed Schemseddin (Khāwje Shams-od-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Shīrāzī), ca. 1325–1390) aus.
Er vertonte 17 Texte, hauptsächlich zu den Themen Liebe, Wein und dem sich stets wandelnden, aber dennoch kreisenden Menschsein, und verteilt sie auf 13 Nummern unterschiedlicher Form und Besetzung. Ähnlich wie die Liebesliederwalzer seines guten Freundes Johannes Brahms enthält Gernsheims Zyklus einige solistische Lieder, Duette und Quartette. Der Hauptunterschied und letztlich auch das Ungewöhnliche an der Reihe ist die grundsätzliche Konzeption für (wahrscheinlich groß besetzten) Chor und Solisten, die teils getrennt, in einzelnen Nummern aber auch gemeinsam und im Wechsel auftreten. Strophenlieder sind ebenso enthalten wie durchkomponierte und offene Formen. Ein groß angelegtes Finale schließt die Liederreihe ab, die tatsächlich als zusammenhängender Zyklus konzipiert ist, was aber die Aufführung einer Auswahl an Liedern nicht grundsätzlich ausschließt. Musikalisch ist die chorische Anlage deutlich zu erkennen, was Hafis auch im Gegensatz zu den Brahms’schen Quartetten für einen Amateurchor deutlich leichter aufführbar macht und nicht zuletzt auf Gernsheims eigene Chorleitungspraxis zurückzuführen sein dürfte. Der Klavierpart hingegen zeugt von einer technisch versierten Beschäftigung mit dem Instrument und auch die Soli sind merklich anspruchsvoller angelegt. Im Gesamten stellt die Liederreihe eine äußerst gelungene und in sich schlüssige Komposition dar. Sie leistet somit ihren Beitrag zur Wiederentdeckung der (nach jahrelanger Nicht-Beachtung während und nach der NS-Zeit) bisher nur dürftig erschlossenen Chorwerke des Wormser Komponisten Friedrich Gernsheim.
Die zeitgleich zur Edition erschienene CD-Einspielung des Kammerchors Vox Quadrata ermöglicht einen leichteren Zugang zur Musik Friedrich Gernsheims.
Inhalt
Nr. 1 Solo und Chor: Es betet Hafis
Nr. 2 Solo und Chor: Steh, steh, flüchtiges Reh!
Nr. 3 Bariton-Solo: Wo ist der Ort, an dem du weilst? Nr. 4 Soloquartett: Lockenstricke, sollst du wissen
Nr. 5 Solo und Chor: Meine Lebenszeit verstreicht
Nr. 6 Sopran-Solo: Ich bin ein armes Lämpchen nur
Nr. 7 Chor: Ob feindselige Winde schreckhaft tosen
Nr. 8 Duett: Herz, was ist?
Nr. 9 Chor: Ich bin ein Salamander
Nr. 10 Bariton-Solo: Weh mir armen Kuttenträger!
Nr. 11 Chor: O schöne Nacht!
Nr. 12 Bariton-Solo: Mein Morgensegen, er hat mir endlich doch genützt
Nr. 13 Solo und Chor: Preiset den Herrn!