Deutsche Romantik Geistlich I
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Beschreibung
Dieser Band vereint fünf Werke deutscher Komponisten, die die ganze stilistische Bandbreite der Romantik abbilden.
Das früheste der Werke, „Beati mortui“, ist der erste der beiden Geistlichen Chöre Op. 115 von Felix Mendelssohn Bartholdy, ursprünglich für vierstimmigen Männerchor geschrieben. Er wurde 1837 in Leipzig durch den Thomanerchor uraufgeführt, aber erst 1869 posthum veröffentlicht. Bruckners „Locus iste“, seit Langem unter den beliebtesten Stücken sowohl für professionelle Kirchenchöre als auch für Laienchöre, vertont das Graduale aus dem Proprium zum Kirchweihfest. Es wurde 1862 uraufgeführt, wenige Wochen nach der Grundsteinlegung für den Neuen Dom in Linz, wo Bruckner zur damaligen Zeit Organist am Alten Dom war. Die Erstausgabe des „Locus iste“ erschien 24 Jahre später zusammen mit drei weiteren Gradualmotetten: „Os justi“, „Christus factus est“ und „Virga Jesse“. Ach, arme Welt“ ist die zweite der Drei Motetten Op. 110 (1889), Brahms‘ düstere letzte Kompositionen für gemischten Chor. Anders als die erste und dritte Motette für Doppelchor, die auf die Antiphonie Gabrielis und Schütz‘ zurückverweist, hat die zweite Motette den Charakter eines Bachchorals gefärbt mit den Wesenszügen des Brahmsschen Kompositionsstils. Arnold Mendelssohns „Die Beste Zeit im Jahr ist mein“, vermutlich das am wenigsten bekannte der hier versammelten fünf Werke, stammt aus dem Jahr 1905 und vertont einen Martin Luthers Gedicht „Frau Musica“ entnommenen Text, der im Vorwort zu Johann Walters 1538 erschienenen „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica“ abgedruckt wurde. „Nachtlied“, eine geistliche Motette, ursprünglich für SATBB, verwendet einen Text des deutschen protestantischen Theologen Petrus Herbert. Sie stammt aus Regers Sammlung „Acht geistliche Gesänge“ op. 138, geschrieben zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Die Korrekturbögen zu diesem, Regers letztem Chorwerk wurden in dem Leipziger Hotelzimmer gefunden, wo er im Mai 1916 starb.
Anmerkung des Herausgebers: Einige Stücke in diesem Band enthalten eckige Klammern. Die umfassen jeweils eine „ternäre Zelle“ bestehend aus drei Zählzeiten. Vor der Mitte des 17. Jahrhunderts, im stile antico, war es üblich, dass jede Gesangsstimme einem von den anderen Stimmen unabhängigen Betonungsmuster folgte, einer Abfolge binärer oder ternärer Zellen, die sich an der Deklamation des Textes orientierten, um den einzelnen Stimmen eine selbständige polyphone Rolle zu verleihen. Die musikalische Artikulation, die messa di voci und die besonderen crescendo/diminuendo Dreitakt-Phrasierungen führen zusammen mit einer natürlichen Textdeklamation zwar zu einem non-legato in jeder Stimme, durch die ständigen Verschiebungen der Betonungen zwischen den Stimmen entsteht aber ein Sog nach vorne und ein übergeordnetes quasi-legato bis zur nächsten Kadenz, in der die Zellwände wieder übereinander stehen. Einige Eigenheiten dieses Stils, wie zum Beispiel Hemiolen und gewisse Kadenzformeln, überlebten in den darauffolgenden Jahrhunderten und finden sich auch in der Musik von Bach, Haydn, Mozart, Schubert und Brahms, sowie bei späteren Komponisten mit einem Sinn für Vokalpolyphonie. Die Stimmen dieser SAM-Arrangements müssen naturgemäß mehr als nur eine polyphone Rolle ausfüllen, um die Charakteristika des Originalsatzes zu bewahren. Dies beeinflusst gelegentlich die Abfolge der Zellen, ändert aber nichts an der Vitalität und Transparenz, die aus der Beibehaltung der internen, kontrastierenden Phrasierung resultiert. Obwohl sich die Klammern – und in vielen Fällen auch die Abwesenheit von normalen Taktstrichen in den Vokalstimmen – vom heute üblichen Notenbild und der gewohnten Zählweise unterscheiden, sind wir überzeugt, dass eventuelle anfängliche Schwierigkeiten schnell überwunden werden können, und dass die Singfreude, Qualität und Transparenz des Endergebnisses alle Mühe wert sein werden.
Inhalt
- Ach, arme Welt [Johannes Brahms]
- Die beste Zeit im Jahr ist mein [Arnold Mendelssohn]
- Beati mortui [Felix Mendelssohn Bartholdy]
- Locus iste [Anton Bruckner]
- Nachtlied [Max Reger]