Buddenbrooks

Für das Libretto meiner Oper Buddenbrooks bat ich meinen Freund Feridun Zaimoglu um seine Hilfe. Feridun verfügt als deutscher Romancier über feinsten, fast altdeutsch zu nennenden Sprachstil, sowie gleichzeitig - ich erinnere an sein legendäres Stück Schwarze Jungfrauen - als Theaterautor über ein unerhört zupackend radikales Künstlertum.

Ich weiß, dass er aufgrund seiner türkischstämmigen Wurzeln darüber hinaus auch über die differenzierte Draufsicht auf Deutschland und die deutsche Geschichte verfügt, die ich benötigte, um ein zeitgemäßes Werk zu schreiben und um den episch ausufernden Roman Thomas Manns nicht in romantisierend parlierenden Mäandern deutscher Biederkeit zu ertränken. Feridun und sein Koautor Günter Senkel lieferten mir einen spannenden Text mit einer so einfachen wie genialen Bühnenidee als Grundlage und ließen mir die Freiheit, diesen Text als "Knetmasse" (Feridun) zu benutzen, um daraus die Endversion des Librettos zu formen.

Die Oper Buddenbrooks sollte kein Museum für das deutsche Bürgertum des 19. Jahrhundert. werden. Ich wollte vielmehr freilegen, was uns Thomas Mann mit seinem Opus magnum heute zu sagen hat, und ich war während meiner Arbeit an der Oper dann doch sehr erstaunt darüber, wie nahe das 19. am 21. Jahrhundert mit all seinen Themen, Visionen und Kämpfen liegt. Ludger Vollmer