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Leih-/Aufführungsmaterial

Tanzstunden

Eine Trilogie
Ausgabe: Aufführungsmaterial

Produktdetails

Beschreibung

Die Musik zum Tryptichon Tanzstunden ist erst im Winter 1995-96 entstanden, und zwar in der Reihenfolge, in der die drei Stücke nun vorgestellt werden. Die beiden Seitenflügel, also Le disperazioni del Signor Pulcinella und Labyrinth, fußen inhaltlich und musikalisch auf zwei fragmentarischen Arbeiten aus meiner kompositorischen Frühzeit: Die Pulcinella-Noten entstammen einer 1949 geschriebenen Bühnenmusik, die noch einmal vorzunehmen ich mir seit langem versprochen hatte. Bei der Neuschrift wurde viel von dem alten Material ausgeschieden, das Verbliebene aber entwickelt, ausgearbeitet, soweit es mir dazu geeignet schien. Es wurden neue musikalische Ideen hinzugegeben und einige (instrumental gesetzte) Tanzlieder „Alla Napolitana“ eingefügt. Die Handlung, in etwa eine verkürzte Darstellung der Vorgänge in Molières „Georges Dandin“, ist nach Neapel verlegt worden, nicht in das märchenhaft verträumte Neapel der Vergangenheit, sondern in eine heutige, krude und unromantische Großstadtwelt, in der aber eben doch noch menschliche Herzen schlagen und die Tragik durch Sentiment und Komik aufgehoben wird, zwei in diesem Kontext ausschlaggebende Werte – damit das Zärtliche nicht in Vergessenheit geraten, die Ideale des Individualismus nicht verloren gehen und damit Freundlichkeit sich verbreiten möge, eine neue Art von Glück. 

Labyrinth war einmal ein etwa sieben Minuten langes Miniballett, das nie getanzt wurde und nur einige Male als Konzertstück zu hören war. Das Hauptthema habe ich in die neue Partitur übernommen, habe sie aber in andere, neue tonale und rhythmische Zusammenhänge gestellt, habe sie verwandelt und entwickelt, analog zu der gemeinsam mit Mark Baldwin erarbeiteten neuen Handlung, auf die sich die Musik unablässig und hautnah gestisch und erzählerisch bezieht. Handlung und Musik treffen also in dieser Arbeit zu einem besonders engen Ineinanderwirken zusammen. Das Labyrinth-Orchester besteht übrigens ausschließlich aus Perkussionsinstrumenten. 
Wie schon die frühe Skizze (1950) bezieht sich auch unser neues Tanzstück auf André Gides „Thésée“. Dort ist ja bekanntlich der schreckliche Minotaurus ein ganz unterhaltsamer Zeitgenosse – Theseus wäre am liebsten nie mehr aus seiner Nähe gewichen und hätte am liebsten Theben und selbst Ariadne vergessen, die dann aber natürlich unentwegt den Ariadnefaden aufwickelt und somit unseren an den Faden geknüpften Helden den begehrlichen Fängen des Monsters doch noch entreißt. Hier bei Baldwin ist es ähnlich: Theseus freundet sich mit dem Menschenfresser an, erweicht ihn durch die schöne Kunst des klassischen Tanzes und lehrt ihn dann auch noch seine ersten Schritte auf diesem Gebiete zu tun. 

Der Sohn der Luft: In den frühen sechziger Jahren hatten Jean Cocteau und ich an einer Idee für ein Ballett zu arbeiten begonnen. Der Dichter hatte bereits eine Szenenfolge notiert, nun wollte er noch einen Text einfügen, in dem gewisse Parallelen zu Kindheit und Leben Arthur Rimbauds hätten gezogen werden sollen. Und ich, der Komponist, hätte noch auf präzise Instruktionen zu warten gehabt, die Art und Weise betreffen, in welcher die Musik in diesem Cocteauschen Zusammenhang hätte funktionieren sollen. Krankheit und Tod verhinderten die Ausführung dieses Planes. Was blieb, waren die Szenenfolge und Cocteaus Gedicht « Le Fils de l’air » aus dem Jahre 1934, das er erst auf deutsch (mit dem Titel „Das Luftkind“) für eine Zeitschrift (und in der – unerfüllt gebliebenen – Hoffnung auf eine Vertonung durch Kurt Weill) geschrieben und bald darauf französisch auf eine Schallplatte gesprochen hatte. Die dreißig Jahre später geschriebene Balletthandlung bezieht sich eher indirekt auf das alte Gedicht, wenn auch dort schon die Rede ist von den Bohèmiens, den Zigeunern, die kleine Jungs rauben und verführen und verzaubern, verwandeln, und von den Müttern, die ihre Sprösslinge nicht mehr finden können und darüber in Verzweiflung geraten. Im Gedicht wie im Ballett sind Anspielungen an den deutschen Struwwelpeter zu finden und an den deutschen Erlkönig-Mythos, an den traumatischen Umgang der Kinderseelen mit den Reizen und neugiererregenden Mysterien des fahrenden Volkes, der Schausteller und Zirkusakrobaten.

Orchesterbesetzung

siehe Einzeltitel / see individual titles

Inhalt

[Die Ballette "Le Disperazioni del Signor Pulcinella", "Le fils de l'air" und "Labyrinth" können unter obigem Titel zu einem Ballettabend zusammengefasst werden.]

Weitere Informationen

Titel:
Tanzstunden
Eine Trilogie
Ausgabe:
Aufführungsmaterial
Verlag/Label:
Schott Music
Kompositionsjahr:
1996
Spieldauer:
110 ′
Uraufführung:
25. Mai 1997 · Schwetzingen (D)
Rokokotheater
Schwetzinger Festspiele 1997
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle · Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
Kostüme: Yoshio Yabara; Anish Kapoor · Bühnenbild: Anish Kapoor · Choreographie: Dieter Heitkamp; Jean-Pierre Aviotte; Mark Baldwin · Ballett der Staatsoper Unter den Linden, Berlin

Technische Details

Bestellnummer:
LS 2136-01

Aufführungen

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  • Tanzstunden
    Schwetzinger Festspiele 1997
    Musikalische Leitung: Sebastian Weigle
    Orchester: Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
    25. Mai 1997 | Schwetzingen (Deutschland) , Rokokotheater — Uraufführung
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