Polifonica - Monodia - Ritmica / Canti per 13 / Canciones a Guiomar / Hay que caminar soñando

Der Begriff des "Gesangs" - ob als Canto, Canciones oder Lied - zieht sich nahezu durch Nonos gesamtes Werk, fast schon als Gegengewicht zur in den 50er und 60er Jahren vorherrschenden seriellen Ästhetik. Von Anfang an versuchte Nono, die Konzentration aufs Wesentliche mit dem Anspruch des Kantablen zu verbinden. So ist wie schon bei Webern oft nur ein Ton bereits Melodie, bilden zwei Töne schon Kontrapunkt - auch von Widersprüchlichkeiten.
In "Canti per 13", seinem wohl punktuellsten Stück, spricht Nono von einem gesanglichen ersten Teil und einem tänzerischen zweiten. Hier werden diese "Gesänge für 13" zu "Liedern und Tänzen" auf den Trümmern einer Vergangenheit, die ganz bewusst als endgültig verlorene beschworen wird.
Gerade an der Nahtstelle zwischen alter und neuer Klang-Welt wird auf dieser CD deutlich, wie nah verwandt sie miteinander sind: Der Übergang vom sirenenhaften Ausklang der Canciones zu den eisig-hohen Streicherflächen des "Hay que caminar' soñando" erscheint bruchlos, macht beide Stücke als Ausdruck desselben suchenden Geistes hörbar. Musik vom Beginn einer Wirklichkeit jenseits unserer Wirklichkeit.