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Heinrich Schütz

Herkunftsland: Deutschland
Geburtstag: 14. Oktober 1585
Todestag: 6. November 1672

Über Heinrich Schütz

Heinrich Schütz, latinisiert Henricus Sagittarius, bedeutendster deutscher Komponist, v.a. von Vokalwerken, des 17.Jahrhunderts.

Leben:
Schütz kam 1599 auf Vorschlag von Landgraf Moritz, dem Gelehrten, als Kapellknabe und Schüler an das Collegium Mauritianum in Kassel und studierte um 1608 Jura in Marburg. 160913 ermöglichte ihm ein Stipendium des Landgrafen ein Kompositionsstudium bei Giovanni Gabrieli in Venedig. Nach seiner Rückkehr wurde er Hoforganist in Kassel und 1617 Hofkapellmeister in Dresden. 162829 unternahm Schütz eine zweite Reise nach Venedig, um den neuen italienischen Stil v.a. Claudio Monteverdis zu studieren. Da durch den Dreißigjährigen Krieg die Arbeit der Hofkapelle stark beeinträchtigt war, ging Schütz 163335 als königlich-dänischer Hofkapellmeister nach Kopenhagen. Auch in den folgenden Jahren war er mehrmals längere Zeit von Dresden abwesend, 163738 in Kopenhagen, 1638 in Wolfenbüttel, 1640 in Hannover und 164244 wiederum in Kopenhagen. 1656 erhielt Schütz seine mehrmals vergeblich erbetene Pensionierung. Er übersiedelte 1657 nach Weißenfels, blieb aber als Oberkapellmeister noch für die Hofmusik verantwortlich. Ende der 1660er-Jahre ging er nach Dresden zurück.

Werk:
Schütz war der erste deutsche Komponist von internationaler Bedeutung. In seinen Werken und durch seine Lehrtätigkeit etablierte er Traditionen von musikalischem Handwerk und intellektueller Durchdringung, die bis zum 20.Jh. in der deutschen Musik wirksam waren. Seine stilistische Entwicklung spiegelt die wesentlich für ein neues Wort-Ton-Verhältnis fundamentalen Anregungen, die die Musik in Deutschland nach 1600 von Italien empfing. Sie bildet deren eigenständigste, persönlichste und für die Folgezeit prägendste Umgestaltung in Verbindung mit dem Willen zur Bewahrung älterer (v.a. frankoflämisch polyphoner) Traditionen und auf dem Hintergrund tiefer Gläubigkeit im Sinne des orthodoxen Luthertums.
Das Madrigalbuch »Il primo libro de madrigali« op.1 (1611), Frucht und Abschluss des ersten Aufenthalts in Venedig, enthält 18 fünfstimmige Madrigale und ein achtstimmiges Schlussstück, in denen Schütz, hier noch auf italienische Dichtertexte, bereits seine Meisterschaft der musikalischen Affektdarstellung erkennen lässt. Eine gültige Transformation venezianischer Mehrchörigkeit in den deutschen Sprachbereich, v.a. durch die Intensivierung des Wortakzents und Sinnbezugs, bilden die »Psalmen Davids sampt etlichen Motetten und Concerten« op.2 (1619), 26 mehrchörige Vertonungen von Psalmen und prophetischen Texten im madrigalischen und konzertierenden Stil. An großen geistlichen Werken folgen die »Historia der frölichen und siegreichen Auferstehung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi« op.3 (1623), die das Ostergeschehen im Wechsel von solistischer Rezitation des Evangelistenberichts und mehrstimmig gesetzter Rede der handelnden Personen musikalisch vergegenwärtigt, sodann die »Cantiones sacrae« op.4 (1625), ausdrucksstarke Motetten auf lateinische Gebetstexte, und die »Psalmen Davids..., in deutschen Reimen durch Cornelius Becker« op.5 (1628, Zweitfassung 1661) und 103 vierstimmige schlichte Kantionalsätze zu deutschen Lieddichtungen.
Für die Hochzeit einer Tochter des Kurfürsten schuf Schütz auf ein von Martin Opitz übertragenes Libretto von Ottavio Rinuccini die erste deutsche Oper überhaupt, »Dafne« (Uraufführung 1627 in Torgau), deren Musik verloren ist. Wiederum in Venedig entstanden 1629 die 20 drei- bis sechsstimmigen »Symphoniae sacrae« op.6, in denen der deklamatorische Ausdruck solistisch gesteigert ist, durchsetzt mit exklamatorischen Affektausbrüchen in der Weise des monteverdischen »Stile concitato« und bereichert durch den charakterisierenden und gliedernden Einsatz von Instrumenten. Für HeinrichII. Posthumus Graf Reuss zu Gera (*1572, 1635) schrieb Schütz 1636 die »Musicalischen Exequien« op.7, deren dreiteilige Verbindung von solistisch-chorisichem »Concert in Form einer teutschen Begräbniß-Missa«, doppelchöriger Motette »Herr, wenn ich nur dich habe« und mehrchörigem »Canticum B. Simeonis« als ein Höhepunkt seines Schaffens anzusehen ist.
Den begrenzten musikalischen Möglichkeiten der Kriegszeit sind die insgesamt 56 »Kleinen geistlichen Konzerte« op.8 und op.9 (1636 und 1639) angepasst, die mit dem Verzicht auf die große Besetzung Ansporn boten, die Bekräftigung der Wortaussage durch einen erhöhten rhetorischen und affektuosen Ausdruck zu suchen. 1647 und 1650 erschienen der zweite und dritte Teil der »Symphoniae sacrae« op.10 und op.12, eine Sammlung von 28 bzw. 21 geistlichen deutschen Konzerten für ein bis drei und drei bis sechs Solostimmen und Instrumente, 1648 die fünf- bis siebenstimmige »Geistliche Chor-Music« op.11, 29 Motetten in streng kontrapunktischem Stil, den Schütz laut Vorrede trotz der Hinwendung der Zeit zum modernen konzertierenden Generalbassstil als Fundament des Komponierens exemplarisch vorstellen wollte. Eine Fortsetzung dieses Werkes in der motettischen Setzweise und gottesdienstlichen Bestimmung bilden die »Zwölf geistlichen Gesänge« op.13 (1657), angelegt in Form einer deutschen Messe und einer deutschen Vesper. In Weißenfels schuf Schütz eine Weihnachts- (1664) und drei Passionshistorien (nach dem Lukas-, Johannes- und Matthäusevangelium, 166566), letztere a cappella, d.h. auch in den Rezitativen unbegleitet. Schütz' letztes Werk (1671) ist eine doppelchörige Vertonung des 119.Psalms in elf Konzerten mit angehängtem 100.Psalm und deutschem Magnificat.
Außer den genannten Werken schrieb Schütz eine Vielzahl von einzelnen Psalmvertonungen, Kirchenkonzerten, Trauermusiken, Dialogen, weltlichen Liedern und Madrigalen. Seine große Kunst, Sinn- und Affektgehalt eines Textes musikalisch auszudrücken, macht ihn zum Inbegriff des »Musicus poeticus« im Sinne der barocken (v.a. deutschen protestantischen) Musikanschauung. Seine Technik beruht auf einer Einschmelzung der bei Gabrieli erlernten madrigalischen Ausdruckskunst und des konzertierenden Stils in die ererbte kontrapunktische Schreibweise. Kennzeichnend für Schütz' Personalstil ist die Nachbildung des Sprachakzents des Textes mittels deklamatorischer Rhythmik und Melodik, seine Bild- und Ausdruckshaftigkeit mittels Figur und Klang, seine Struktur mittels Thematik, Satzart und Besetzung. Die Mittel werden v.a. zur Vergegenwärtigung des Gotteswortes eingesetzt; Schütz' Musik ist daher wesentlich Textauslegung, Verkündigung, Predigt. Sein Werk begründete eine bedeutende Tradition protestantischer Kirchenmusik, die durch seine Schüler weitergetragen wurde (u.a. Matthias Weckmann, Christoph Bernhard). Als Kirchenmusiker wurde er im 19.Jh. wieder entdeckt. Die Singbewegung der 1920er-Jahre erhob ihn zu ihrem Ideal und setzte eine bis heute lebendige Schütz-Pflege in Gang (1963 Gründung der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft).

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