Orpheus
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Beschreibung
INHALT
Ein Prolog, der kurz in die Handlung des Stücks einstimmt, eröffnet alsbald den Blick auf eine traumhafte arkadische Landschaft. Dort preisen der Sänger Orpheus und seine Gattin Eurydike, inmitten fröhlicher Hirten und Nymphen, leidenschaftlich ihr Liebesglück. Aber nur kurz währen diese goldenen Momente, denn wenig später stürzt eine Botin herbei, um dem einen Wald durchstreifenden Poeten behutsam Eurydikes jähen Tod nahezubringen. Orpheus, vom Schmerz überwältigt, nimmt all seinen Mut zusammen und macht sich auf den Weg ins Totenreich: Seine über alles geliebte Frau will er zurückerbitten. Kraft seiner herzzerreißenden Klage gelingt es ihm tatsächlich, den gefühlskalten Wächter der Unterwelt zu erweichen. Dieser gibt Eurydike frei – aber unter einer Bedingung: Orpheus darf seine Gattin solange nicht ansehen, bis er mit ihr das Reich der Schatten verlassen hat. Alles scheint zu glücken; jedoch kurz vor dem Bestehen der Prüfung, in einem winzigen Augenblick des Zweifels, wendet sich Orpheus um – und verliert Eurydike für immer.
KOMMENTAR
Orffs Schwierigkeit bei seiner ersten Rekonstruktion einer Monteverdi-Oper bestand vor allem darin, die Klangwelt der Renaissance neu zu erschaffen, weil die Originalpartitur nicht ausgearbeitet war: Sie enthielt zwar alle Vokalpartien, die Verteilung der Orchesterstimmen auf die verschiedenen Stimmen allerdings oblag im 17. Jahrhundert dem musikalischen Leiter und den Musikern. Hinzu kam für Orff das Problem, alte Instrumente aufzutreiben, die zumeist von den damaligen Musikern, mit dem Generalbass-Spiel nicht vertraut, gar nicht gespielt werden konnten. Des Weiteren bereitete die Aufstellung des Orchesters Orff immenses Kopfzerbrechen, bedingt durch die Tatsache, dass in Monteverdis Epoche das Orchester hinter der Szene positioniert war. Und nicht zuletzt mussten zeitgebundene Elemente des Textes (wie etwa Huldigungsfloskeln an den Fürsten) gestrichen werden. All dies führte im Endeffekt dazu, dass Orff eine grundlegende Neufassung einschließlich eines neuen dramaturgischen Werkkonzepts erstellte.
Nachdem sich in den zwanziger- und dreißiger Jahren Orffs Bearbeitung des Orpheus recht großer Beliebtheit erfreute, setzte sich der Komponist nochmals mit seiner Bearbeitung auseinander und versuchte, die Aufführbarkeit des Werks zu erhöhen. Seine Gedanken richteten sich dabei auf Textverständlichkeit, Beschaffung der Instrumente beziehungsweise Neuinstrumentierung und Dramaturgie.
Dies führte in der letzten Werkfassung 1939 schließlich dazu, dass Orff den Prolog der Musica durch eine der ältesten Fassungen des Orpheus-Mythos überhaupt ersetzte. Sie wurde vom Mönch Notker Teutonicus (auch Notker III. Labeo genannt) um 1000 im Kloster St. Gallen niedergeschrieben, als er „De consolatione philosophiae“, das philosophische Hauptwerk von Boethius, ins Althochdeutsche übertrug. In diesem Buch hatte Boethius am Ende des 12. Kapitels des 3. Buches die Orpheus-Geschichte in Form eines Gesangs überliefert. Orff seinerseits übertrug Notkers Übersetzung nun ins Hochdeutsche. An Textverständlichkeit und -deutlichkeit lag dem Komponisten prinzipiell so sehr, dass er auch Abschnitte, die in seiner Erstfassung der Chor interpretierte, in der Letztfassung einem einzelnen Sänger übertrug; andere Passagen wiederum, etwa die der Botin, formulierte Orff sprachlich noch prägnanter. Die Rolle des Orpheus wurde jetzt auch einem Tenor übertragen. Im Orchester nahm Orff gravierende Änderungen gegenüber seiner Erstfassung vor: Er strich beispielweise Cembalo, Orgel und Gamben und ersetzte den Klang durch ein gänzlich neues, modernes Klangbild.
Orchesterbesetzung
Personenbesetzung
Weitere Informationen
Musikalische Leitung: Robert Heger
(konzertant) (konzertante Uraufführung)
4. Oktober 1940 · Dresden (D)
Sächsisches Staatstheater
Musikalische Leitung: Karl Böhm
Inszenierung: Heinz Arnold · Bühnenbild: Emil Preetorius
(szenisch) (szenische Uraufführung der endgültigen Fassung)