Michael Blake - Kingdom of Champa

Seinen Titel verdankt das Album dem uralten Königreich Champa in Südostasien, das heute allerdings nur noch in der Erinnerung existiert. Außer den sehenswürdigen Resten alter Festungsanlagen auf dem Staatsgebiet des heutigen Vietnam (bei Dà-Nang und Phan Thiêt) sind mittlerweile von der jahrtausendealten Hochkultur der Cham so gut wie keine Spuren mehr erhalten - dafür haben u.a. die infernalischen Feuergefechte und Bombardements während des Vietnamkrieges gesorgt sowie die spätere Terrorherrschaft der Roten Khmer im Kambodscha der ausgehenden 70er Jahre, welche damals 40% aller Cham das Leben kostete. Heute ist dieses Volk mit weniger als 100.000 verstreut lebenden Angehörigen als ethnische Minderheit Teil der vietnamesischen Gesellschaft. Die vergangene Größe der Cham und der mythische Zauber ihres untergegangenen Reiches inspirierten Michael Blake thematisch vor dem Hintergrund einer Reise mit seiner vietnamesischen Frau in deren Heimatland - einer Reise, deren Verlauf für ihn einige Folge dramatischer Erfahrungen bereithielt, die er rückblickend als eine Art ''kulturellen Schock'' beschreibt: ''Während eines ganzen Monats habe ich so gut wie meine gesamte Zeit mit der Familie in Ho-Chi-Minh-Stadt verbracht. Das waren keine Ferien - es war mein Zuhause. Und an diesem Ort begegnete ich schließlich dieser unendlichen Traurigkeit, die mich zwang, viele Wertmaßstäbe, die ich mir angeeignet hatte, neu zu definieren. Im gleichen Maße wurde mir dort aber auch große Freude zuteil und eine Möglichkeit, mein eigenes Potential auszuloten. Mein Denken und meine Seele wurden von den Extremen dieser Kultur wachgerüttelt, egal, wie sehr ich mich auch zu widersetzen versuchte. In gewissem Maße ist die Dokumentation meiner Erfahrungen mit meiner Frau und ihrer Familie in Vietnam auch eine Metapher auf eine Reise in das eigene Ich.'' Diese zutiefst persönliche Auseinandersetzung mit einer ebenso fremdartigen wie mystisch befrachteten Kultur voller Widersprüche für den 'westlich' geschulten Geist faßt ''Kingdom Of Champa'' in Musik - überaus beredt und ausdrucksstark, in einer ureigenen Sprache, welche gleichzeitig höchst kunstvoll und doch scheinbar leicht und mühelos Stilmittel des Jazz mit Elementen der Klangwelt Vietnams verbindet.