In Memoriam Alberto Guerrero

Der chilenische Pianist Alberto Guerrero (1886-1959) ließ sich 1919 in Kanada nieder, wo er neben einem führenden Interpreten von Debussy, Ravel und deren Zeitgenossen ein gefeierter Klavierlehrer wurde. Sein bekanntester Schüler war Glenn Gould (der sich bemühte, den Einfluss seines Lehrers zu ignorieren, da die Welt ihn als Autodidakt kennen sollte), aber Guerrero unterrichtete auch andere wichtige kanadische Musiker wie John Beckwith und Bruce Mather. Ich hatte 1959 etwa ein Jahr bei ihm Unterricht. Er wusste, dass ich niemals ein Pianist werden würde und unsere Stunden bestanden normalerweise darin, über Philosophie (ich erinnere mich an Diskussionen über Comte, Husserl und Sartre) oder moderne Künstler und Poeten, vor allem die französischen, zu sprechen. Er war einer der wenigen Musiker, die ihren Studenten einen Einblick in Ideen hinter der Musik vermittelten. Mit großem Bedauern erfuhr ich von seinem Tod, als ich 1959 in Europa war. In Memoriam Alberto Guerrero wurde im November dieses Jahres geschrieben. Es ist die einzige Komposition, die ich 1959 schrieb.

Während dieses Abschnittes versuchte ich mich als freiberuflicher Radioproduzent und Musikjournalist. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob ich mein Leben mit Komponieren verbringen wollte. Ich strebte eine Karriere im Schreiben oder den Medien an. Es dauerte noch ein paar Jahre, bis Musik mein Leben bestimmen würde. R. Murray Schafer