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Beschreibung
1985 legte György Ligeti einen ersten Band mit Klavieretüden vor, dem er in den folgenden sechzehn Jahren noch zwei weitere Bände hinzufügte. Nicht wenige in der neuen Musik reagierten damals mit Unverständnis: Während die lebendige Klavieretüden-Tradition des 19. Jahrhunderts – untrennbar verbunden mit Czerny, Chopin oder Liszt – noch Anfang des 20. Jahrhunderts durch Bartók, Debussy oder Strawinsky fortgeführt wurde, bestand diese Linie zum Ende des 20. Jahrhunderts schon lange nicht mehr. Die Etüde erschien wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit.
Ligetis Motive für diese Kompositionen sind vielfältig: Ihm ging es um die Wiederbelebung und Ausschöpfung der Tradition in zeitgemäßer Form. Zudem spielte er selbst gerne Klavier, wenn auch mit „ungenügender pianistischer Technik“, wie er einmal bekannte. Offenbar reichte sie aus, um einige der schwierigsten Klavierstücke der gesamten Klavierliteratur zu erschaffen: „Die anatomischen Gegebenheiten meiner Hände und die Konfiguration der Klaviertastatur haben meine Fantasiegebilde geformt“. Seine Klavieretüden sind auch im Kontext seiner Bewunderung für die große Klavierliteratur von Bach bis Debussy zu sehen. Sie sind zudem Übungen in polyphoner Satz- und Spieltechnik, wobei Polyphonie hier in einem wesentlich erweiterten Sinne verstanden wird. Denn Ligetis Klaviersatz ist nicht nur im herkömmlichen Sinne polyphon, sondern auch polyrhythmisch, polytemporal und sogar polyethnisch (er verwendet Material der verschiedensten europäischen wie außereuropäischen Musikkulturen – vom Balkan über Afrika bis nach Asien). Letztendlich sind seine Klavieretüden weit mehr als bloße technische Exerzitien. Jedes Stück ist zugleich ein poetisches Mirakel, das die musikalisch-technische Aufgabenstellung transzendiert.
Eine Aufnahme von Deutschlandradio Kultur.
Inhalt
Deuxième livre
Troisième livre