Et je reverrai cette ville etrange

Anmerkung der Redaktion:
"Et je reverrai cette ville étrange (1981), entstanden im Auftrag des ARRAYMUSIC Ensemble, gehört zweifellos zu den bemerkenswertesten Werken Claude Viviers. Es handelt sich um eine durchgehend monodische Komposition, in der die Melodie unisono von allen Instrumenten gespielt wird. Die herausragende Rolle der Melodie, die so typisch ist für Viviers Musik, erfährt hier ihre höchste Steigerung. So äußerte der Komponist selbst: In "Et je reverrai cette ville étrange habe ich vielleicht zur reinsten Form der Melodie gefunden."
Das Stück ist als Suite von fünf reizvollen, modalen Melodien angelegt und sehr zugänglich. Die charakteristische Entwicklung der Melodie (quasi improvisando) und die reichhaltigen Verzierungen zeugen von der Anwendung asiatischer Melodieprinzipien. Die Verwendung von Schlaginstrumenten wie etwa des japanischen Rins (ein Metallinstrument buddhistischen Ursprungs), von balinesischen Gongs und des Trompong (eine Reihe von kleinen horizontalen Gongs) rührt aus derselben Inspirationsquelle. Der rituelle Charakter des Werkes wird durch die Wiederholung der Motive und Melodien verstärkt.
All diese Elemente sowie der Titel des Werkes selbst stellen Et je reverrai cette ville étrange in die Kontinuität 'östlicher' Werke der vorangehenden Schaffensperiode (Shiraz, Bouchara, Samarkand ...). Es ist daher überraschend, dass diese fünf Melodien wörtlich aus dem 1976 (also vor der Asienreise des Komponisten) komponierten Stück Learning für vier Violinen und Schlagzeug entlehnt wurden, Für Vivier bleibt der Orient eine undefinierbare Gegend, die nur über die gewundenen Pfade der Phantasie erreichbar ist. Et je reverrai cette ville étrange nimmt wohl vor allem Bezug auf die Sphären des Geheimnisvollen und der Sehnsucht.“
- Jaco Mijnheer -